Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
glücklicherweise nicht sonderlich lange dauert, gehen wir noch ein paar Tage zurück. Dort sehen wir, wie einer der Oster-Hasen, die unsere Handwerker-Mannschaft verhaftet haben, die Leiche um ein Haar entdeckt hätte.
    Als Nächstes beobachten wir mit fremden Augen, wie wir beide vor der Tiefkühltruhe umkippen, als die Leiche wieder aufgetaucht ist. Jetzt wird mir im Nachhinein klar, weshalb Mehmet in diesem schrecklichen Moment, im Gegensatz zu uns, so leicht und locker drauf war. Weil der dank seines Spionagerings schon vorher wusste, dass wir eine neue Leiche bekommen haben.
    In der Hoffnung, dass er viel früher auf diese klasse Idee gekommen ist, spule ich weiter zurück – und bekomme tatsächlich die Mörder serviert!
    Mein Blutdruck macht bestimmt zweihundert Umdrehungen in der Minute, als der tote Rudolf von zwei Leuten reingetragen wird. Ich weiß nicht, was für eine Kamera Mehmet da unten eingebaut hat, aber selbst um 4:16   Uhr nachts kann ich die Gesichter der Mörder klar sehen – und erkennen!
    An diese beiden Skinhääds erinnere ich mich noch ganz gut!
    |176| Vor ein paar Tagen haben wir gemeinsam mit vielen anderen Durchgeknallten zusammen eine Spontan-Demo veranstaltet. Der größere von den beiden war sehr nett zu mir und hat extra für mich einen besonders schönen Gullydeckel aus der Straße gerissen.

|177| Die Mörder werden gefasst
    Ich komme mir wie ein völlig nervenschwacher Hypochonder vor, der unerträgliches Muffensausen davor hat, zum Arzt zu gehen, weil er dann garantiert mit seinen zahllosen schrecklichen Krankheiten konfrontiert wird. Mindestens die Hälfte davon ist natürlich absolut unheilbar.
    Ich traue mich nicht, meine Tochter Zeynep zur Rede zu stellen, obwohl es doch völlig offensichtlich ist, dass sie bis zum Hals in diesem Schlamassel drinsteckt. Die Frage ist nur, wie tief und in welcher Form?
    Da trifft es sich natürlich sehr gut, dass sie gar nicht zu Hause ist.
    Ich finde es ganz schön dreist, dass sie in solch einer Situation überhaupt ans Heiraten denkt! Oder stecken wir etwa deswegen in so einer Situation, weil sie heiraten will?
    Bringt meine Tochter womöglich einen Nazi nach dem anderen unter die Erde, damit sie selbst mit einem Mafioso unter die Haube kommt? Das könnte ich ja unter Umständen noch tolerieren, weil es doch allgemein bekannt ist, dass die Frauen über Leichen gehen, wenn’s ums Heiraten geht. Aber Zeynep denkt nicht mal daran, die Kerle anständig unter die Erde zu bringen, sondern stapelt die Männer einfach bei uns im Keller, in der Hoffnung, dass |178| der fürsorgliche Vater wie immer die Aufräumarbeiten übernimmt. Das hat man davon, dass man den kleinen Tyrannen seit ihrer Kindheit alles hinterhergeräumt hat.
    »Eminanim, es ist langsam an der Zeit, zur Polizei zu gehen«, sage ich. »Jetzt, wo wir so tolles Beweismaterial haben, sind wir doch aus dem Schneider.«
    »Dann beeil dich, Osman! Ich bin mir sicher, dass Mehmet schon auf eigene Faust versucht, die beiden Skinhääds zu schnappen.«
    »Ich muss schon sagen, dein Sohn hat zum ersten Mal in seinem Leben was Intelligentes getan. In weiser Voraussicht hat er gleich nach dem Verschwinden der ersten Leiche eine Kamera im Keller installiert.«
    »Aber wir wissen immer noch nicht, wer den Adolf gebracht hat!«
    »Deshalb werde ich dem Knochenhauer zuerst nur die Geschichte mit dem Rudolf und den beiden Skinhääds auftischen. Dadurch wird vielleicht schon alles aufgeklärt. Wer Rudolf zur Strecke gebracht hat, hat wahrscheinlich auch Adolf auf dem Gewissen.«
    Ohne dass meine Frau es merkt, stoppe ich die Leifübertragung aus dem Keller. Dann schnappe ich mir einen dicken Teppich, der seit Wochen im Abstellraum darauf wartet, irgendwann im Wohnzimmer ausgerollt zu werden, und laufe nach unten. Ich zerre Adolf mit viel Mühe aus seiner kühlen Herberge heraus, lege ihn auf den Teppich und rolle ihn ein. Die Enden stopfe ich mit dreckiger Wäsche aus Eminanims Korb aus und schnüre alles fest zusammen. Wie ein Ringkämpfer schultere ich dann die Leiche und stürze aus dem Haus – leider direkt in die Arme von Kommissar Knochenhauer!
    |179| »Hoppla, Herr Engin, haben Sie mich so sehr vermisst?«, lacht er.
    »Herr Knochenhauer, Sie kommen genau richtig. Können Sie mir bitte helfen, diese vier schweren Teppiche zu meinem Ford-Transit zu tragen?«
    »Kein Problem. Was ist denn mit den Teppichen?«
    »Die muss ich wieder zurück zum Laden bringen. Meine Frau meint, die passen

Weitere Kostenlose Bücher