Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
alle Dokumente noch im Tierheim vor den Augen der pflichtbewussten Dame,die erst alle meine Ausweise sorgfältig überprüft und kopiert hat, um sicherzustellen, dass ich wirklich der leibliche Vater dieses Mädchens bin und nicht etwa ein von Interpol weltweit gesuchter Massen-Tierquäler. Als ich an gleicher Stelle vor nur einer Woche meinen halben Monatslohn lassen musste, hat sie sich nicht die Bohne dafür interessiert, ob ich Nermins echter Vater bin oder nur ein Schauspieler, der die Rolle ihres verschollenen Vaters übernimmt, damit sich dieses Mädchen völlig gesetzeswidrig einen unschuldigen Hund unter den Nagel reißen kann. Damals prüfte sie nur sehr sorgfältig die Echtheit meiner Geldscheine.
    Selbstverständlich müssen die ganzen Dokumente auch noch von Nermins leiblicher Mutter unterschrieben werden. Die Dame tröstet Nermin damit, dass sie heute ohnehin keinen Hund zum Ausführen bekommen hätte, weil ihr ja noch das sehr wichtige psychologische Gutachten |167| fehlt. Meine Tochter muss unbedingt zu einem Psychiater, und der muss ihr ausführlich bescheinigen, dass sie in Stresssituationen nicht dazu neigt, ihren Ärger an den ihr anvertrauten Schutzbefohlenen auszulassen.
    Bevor Nermin ihren Ärger an dieser unverschämten Frau auslässt, zerre ich sie nach draußen. Zwei Leichen im Haus sind fürs Erste wirklich mehr als ausreichend!
    Wir fahren unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Im Beisein meiner neugierigen Tochter darf ich ja auch kein Schloss kaufen.
    Meine Frau will die Dokumente nur dann unterschreiben, wenn Nermin ihr hoch und heilig schwört, dass sie mit dem zukünftigen Hund niemals näher als zweihundert Meter an unsere Wohnung herankommt.
     
    Ich lasse Mutter und Tochter bei ihren harten Verhandlungen alleine und setze mich an Mehmets Redaktionstisch, um wieder ein bisschen seine Zeitung zu zensieren. Ich muss zugeben, das macht wirklich Spaß! Jetzt kann ich nachvollziehen, warum die ganzen Diktatoren, nachdem sie die rechtmäßige Regierung abgesetzt, ein paar hunderttausend Menschen getötet, gefoltert und eingesperrt haben, sofort damit anfangen, die Zeitungen zu zensieren.
    Ich schalte den Computer an und inspiziere die Schubladen in Mehmets Schreibtisch. War ja klar, dass er kein belastendes Material herumliegen lässt.
    Bei Allah, das kann doch nicht wahr sein, was für ein hässliches Hintergrundbild sich dieser Idiot ausgesucht hat!
    Jeder halbwegs normale Junge in seinem Alter würde |168| sich doch für ein hübsches, nacktes Mädchen entscheiden – oder für ein nicht ganz nacktes! Ein PS-starkes Auto könnte ich mir auch noch vorstellen, falls er unseren Franz-Josef für seinen Bildschirm als nicht ganz würdig erachtet. Fidel Castro, Karl Marx oder ein anderer alter, hässlicher Mann mit langem Bart würde mich bei ihm auch nicht sonderlich überraschen. Aber dass der verrückte Junge so makaber sein kann und seinen Computer mit dem Foto der beiden Tiefkühltruhen in unserem Keller schmückt, darauf wäre ich nie im Leben gekommen. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, aber für so eine Geschmacklosigkeit könnte ich ihn prügeln!
    »Eminanim, schau doch mal, was dein Sohn für ein Hintergrundbild auf seinem Computer hat«, rufe ich angewidert.
    »Nicht zu fassen«, schimpft sie kopfschüttelnd, »aber apropos Tiefkühltruhe, hast du endlich dieses Vorhängeschloss gekauft?«
    »Wie denn, ich hatte doch Nermin im Schlepptau.«
    »Dann gehe ich nach unten und stelle was Schweres auf die Truhen, damit niemand auf die Idee kommt, sie zu öffnen.«
    »Ja, eigentlich hättest du das viel früher machen sollen.«
    »Eigentlich hättest
du
das viel früher machen sollen!«, ruft sie vorwurfsvoll, schnappt sich einen riesigen Korb voll mit dreckiger Wäsche und stampft wütend nach unten in den Keller. Ich gehe wieder zurück zu Mehmets PC. Und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Auf dem Foto befinden sich zwei Tiefkühltruhen. Die |169| zweite haben wir aber erst heute Morgen entdeckt, und Mehmet ist seitdem, soweit ich weiß, nicht zu Hause gewesen. Wann hätte er dann dieses Foto machen sollen? Wenn Adolf aber schon früher geliefert wurde und er das offensichtlich auch wusste, warum hat er uns dann nicht benachrichtigt?! Was führt dieser Parasit eigentlich im Schilde?
    Eminanim wuchtet den großen Korb auf die linke Tiefkühltruhe und hält Ausschau nach etwas Passendem, das sie auf die andere Truhe stellen kann. Aber auf die

Weitere Kostenlose Bücher