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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Hund schüttelte sich und miaute wie eine Katze. Er stand unter Schock und sah aus, als hätte er viel durchgemacht. Man hörte seinen Herzschlag durch die Bauchdecke hindurch, quer über die Schnauze verlief eine Narbe von zurückliegenden Kämpfen.
    Der fuchtelnde Mann am Ufer hatte sich die Hosenbeine aufgekrempelt und war bis zu den Waden ins Wasser gewatet. Er gab Kuhala zu verstehen, er solle näher kommen. Hinter ihm konnte man eine Reihe von selbst gebauten Zwingern mit Hühnerdraht erkennen. Bei einem stand die Tür offen.
    »Wir kommen, wir kommen«, rief Kuhala.
    Sobald der Hund erkannte, welcher Kurs eingeschlagen wurde, kletterte er auf den Bootsrand und setzte zum Sprung an. Kuhala erwischte ihn im letzten Moment am Geschirr. »Nicht doch. Hast du den ganzen Morgen so einen Lärm gemacht?«
    »Der verdammte Köter. Hat versucht mich zu beißen und ist dann schwimmen gegangen, als ich ihn ins Auto bringen wollte«, schimpfte der Mann am Ufer.
    Kuhala hörte auf zu rudern, der Hund starrte den Mann mit gefletschten Zähnen an.
    »Bringen Sie ihn her! Gut, dass Sie ihn erwischt haben. Keiner kümmert sich um ihn. Der hat sein Kontingent an Vollpension ausgeschöpft, der muss zum Einschläfern gebracht werden. Wahrscheinlich ahnt der arme Teufel sein Schicksal, weil er schon den ganzen Morgen bellt. Aber jetzt ist Schluss mit Futter auf Staatskosten, jetzt hat sich’s ausgebellt.«
    »Ich kann den Hund behalten. Wie heißt er?«, fragte Kuhala.
    »Die kann man nicht einfach so behalten.«
    »Sie sind jetzt still und gehen an Land, bevor Sie sich erkälten. Gerade haben Sie gesagt, es kümmert sich keiner um ihn. Ab jetzt ändert sich das. Da sollten Sie eigentlich keinen Grund haben, sich zu beschweren.«
    Es raschelte und platschte im Schilf. Der Schwanz des Hundes bewegte sich leicht. Der empörte Einschläferer drohte mit der Faust und nuschelte etwas von der Hotelrechnung des Hundes, die der neue Besitzer begleichen müsse. Kuhala nannte seinen Namen und seine Adresse. »Ich zahle, was Sie verlangen. Schicken Sie mir die Rechnung ins Büro. Ich fülle auch die notwendigen Formulare aus, aber der Hund muss in Ruhe gelassen werden.«
    Der Einschläferer grummelte weiter vor sich hin, begab sich jedoch im Rückwärtsgang an Land. Er war überrascht, denn so etwas hatte er in seiner Laufbahn als Hundefänger noch nicht erlebt. »Vaasankatu hieß die Straße, oder?«
    »Sieht so aus, als wärst du der Nachfolger von zwei Geckos. Du machst keinen bösartigen Eindruck, aber in dir fließt bestimmt auch Wachhundblut«, sagte Kuhala zu seiner neuen Bekanntschaft.
    Der Hund saß da und hörte zu. Dann legte er den Kopf schief und bellte kurz, als wäre ihm bewusst, dass er gerade eine der engsten Es-hätte-nicht-viel-gefehlt-Situationen seines Lebens überstanden hatte.

14
    11. Juni Das gedämpfte Licht der Sommernacht musterte das Schlafzimmer in Kuhalas Mietswohnung mit weichen Streifen, von denen einige dem Mieter übers Gesicht wischten. Durch den offenen Fensterspalt drang das Motorengebrüll der ewigen Raser herein.
    Gerade hatten mehrere Soldaten Kuhala die Augen verbunden und ihn vor eine Wand mit lauter Einschusslöchern gestoßen. Es war gar nicht schlecht, an dieser Stelle aufzuwachen, denn das dämpfte das metallische Klacken der Gewehrschlösser. Kuhala wischte sich die Stirn mit einem Zipfel des Bettlakens ab und dachte an die Bilderserie in Vikmans Album zurück. Dann fiel ihm der Hund ein, und er rief nach ihm. »Wo bist du, Kerlchen? Komm her!«
    Der Hund saß unter der Garderobe im Flur, wo er sich zwischen Kuhalas Turnschuhen und Sandalen einen Platz freigeräumt hatte. Er hechelte mit hängender Zunge, seine Augen funkelten wie die einer in die Ecke gedrängten Kreatur, die Ohren lagen dicht am Schädel an. Er musste etwas so Beängstigendes erlebt haben, dass sein Vertrauen in Menschen vorerst dahin war.
    Kuhala beugte sich über ihn und streckte die Hand aus. »Ich werde mich um dich kümmern. Glaub mir. Ist das nicht unbequem zwischen den elenden Schuhen?«
    Es gelang ihm, das Tier in die Küche zu locken, wo es sein feierliches Begrüßungsmahl, das sich aus einer vom Tierhändler empfohlenen Delikatesswurst und magenfreundlichen Spezialpellets zusammensetzte, noch immer nicht angerührt hatte. Immerhin schien es etwas Wasser geschlabbert zu haben.
    »Na, wir werden uns schon aneinander gewöhnen. Bis heute Abend denke ich mir einen Namen für dich aus. Vielleicht fühlst du dich dann

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