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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Kuhala zog sich aus und ging in schlaffen Boxershorts in den See, um sich nach der Razzia von eben den Schweiß abzuwaschen.
    Das Wasser belebte. Die kühle Unterströmung verlockte zum Tauchen, aber sollte er es riskieren, sein Portemonnaie auf der Achterducht des Bootes zu gefährden? Kuhala war alles anderes als paranoid, aber Taschendiebe und Leute, die auf schnellen Gewinn hofften, waren längst auch bis Jyväskylä vorgedrungen, und ihre gezielten langfingrigen Zugriffe waren in der Gegend wohlbekannt.
    Kuhala watete ans Ufer und streckte sich nach seinen Sachen. Er strich die Haare nach hinten, zog den Bauch ein und pumpte den Brustkorb mit Luft voll. Es wäre falsch gewesen, das für Eitelkeit zu halten, denn seine Jahre als Strandlöwe lagen in prähistorischen Zeiten begraben. Auf den ersten Blick sah man, dass er in der näheren Umgebung der am wenigsten Gebräunte war, und niemand käme auf die Idee, seine Unterhose für eine Badehose zu halten.
    Die Patachon-Inkarnation vom Kajakverleih saß in Shorts und mit Strohhut auf der Holztreppe. Den Oberkörper schützte ein Hemd mit Ananasmotiv. Er begrüßte Kuhala und fragte ihn, ob er noch immer nicht darüber nachgedacht habe, auf ein leichteres Fortbewegungsmittel umzusteigen.
    »Nur keine Hektik. Ich sage Bescheid, wenn der Moment gekommen ist.«
    »Die besten Kajaks sind von morgens bis abends verliehen.«
    »Wo ist denn Ihr Helfer?«
    »Der Kerl hat abgebrochen. Nicht schön für ihn, weil damit auch mit der Zahlung für den Eingliederungsversuch ins Arbeitsleben Schluss ist. Hat sich nicht mal verabschiedet. Ich war sicher, dass sich auch die Tageskasse bei der Gelegenheit verflüchtigt hat, aber das dann doch nicht. Er war zu unruhig, um Boote zu verleihen, und was soll ich einen erwachsenen Menschen zurückhalten?«
    Kuhala zog sich die Hose an und erinnerte sich an die Schikane mit dem Rauchen. »Sagen Sie, wo finde ich denn die Strandaufsicht? Oder den Lebensretter, wie das heute heißt?«
    »Da drüben neben dem Steg sitzt zumindest einer. Mehr sind auch gleichzeitig nie da.«
    Kuhala bedankte sich und versprach, wiederzukommen, um die Kasse der Firma zu bereichern. Noch immer fiel ihm der Name des Mannes nicht ein, der den Pata-chon gespielt hatte, auch wenn er sich noch so viel Mühe gab. Vielleicht sollte er sich keine Mühe geben, vielleicht musste man alles wie von selbst kommen lassen, unverkrampft, vielleicht würde man dann vor dem Greisenalter darauf kommen.
    Inmitten all der Helligkeit kam ihm der Fund des Stoffpakets im Kleiderschrank allmählich wie ein böser Traum vor.
    Der Mann von der Strandwache – so musste die offizielle Bezeichnung lauten – wachte hinter einer modischen Sonnenbrille hauptsächlich über eine junge Frau, die versuchte, im roten Bikini Eindruck auf ihn zu machen, was ihr auch ziemlich gut zu gelingen schien. Sie saß einen halben Meter von dem Bademeister entfernt und war sich ihrer Anziehungskraft bewusst, wie auch der Tatsache, dass sie diese noch jahrelang ausbauen und für wer weiß was für Zwecke einsetzen konnte. Der zwanzigjährige Aufseher trug eine weiße Mütze, besaß ein modisches Schultertattoo und verfügte über jede Menge Absichten, bei seinem Angrabeversuch Fortschritte zu machen.
    Kuhala kam sich geradezu herzlos vor, als er das Turteln unterbrach. »Hallo. Sag mal, hast du Anfang der Woche hier gearbeitet? Genauer gesagt am Sonntag, den sechsten?«
    »Ja.«
    »Auch spät am Abend noch?«
    »Bis acht. Wieso?«
    Der junge Mann änderte seine Haltung, die Frau drehte den Kopf in die Richtung, in der noch immer der Hund tobte. Es war unverzeihlich, eine aufkeimende Bekanntschaft zu stören, aber der junge Mann begriff, dass er beim Flirten seine Arbeit vernachlässigt hatte, und fing daher gar nicht erst an, Schwierigkeiten zu machen. Er schob die Sonnenbrille auf die Stirn und warf einen pauschalen Blick auf sein Arbeitsgebiet. Dann sah er Kuhala an.
    Dieser beschrieb ihm Helena Jokela und ihr Kajak. »Du erinnerst dich nicht zufällig, ob sie hier vorbeikam?«
    »Das ist die Frau, die ermordet wurde«, sagte das Mädchen.
    »Bist du Polizist?«, fragte der Junge.
    »Nein. Privatdetektiv.«
    Beide starrten Kuhala eine Weile an, als hätte der ihnen gerade Grüße aus dem äußeren Universum überbracht. Der junge Mann kratzte sich die Wolle unter der Mütze, die Limoflasche im Schatten geriet ins Schwanken.
    »Krasse Sache. Viele haben heute davon geredet. Ist ja ganz in der Nähe passiert,

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