Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
gemeine …« Pippa stieß sie an. »Warum hast du mir das nicht gesagt?!«
»Die beiden wollen nicht, dass Fremde davon erfahren«, sagte Régine-Une, was die Duponts mit einem Grinsen quittierten. »So können sie sich ihre Dienste nicht nur selber einteilen, sondern auch ihre Schichten nach Belieben untereinander tauschen.«
Paul Dupont sah Pippa an. »Wer es erfährt, gehört in Chantilly dazu und weiß, wie er uns auseinanderhalten kann.«
Pippa deutete auf die beiden Hefte auf dem Tresen. »Natürlich, am Lesestoff.«
Régine-Une lachte herzlich. »Daran auch. Darf ich offiziell vorstellen: Paul Dupont, verantwortlich dienstags, donnerstags und samstags. Pierre Dupont – unser Koch –, montags, mittwochs und freitags. Sonntags nach Bedarf, bei Autan sind beide im Dauerdienst.«
Die beiden Polizisten nickten – völlig synchron.
»Gibt es bei euch alles im Doppelpack?«, fragte Pippa kopfschüttelnd.
Paul Dupont warf Régine-Une einen sehnsüchtigen Blick zu. »Schön wär’s.«
Pippa lobte Pierre Dupont in den höchsten Tönen für das Ratatouille und verdiente sich damit einen ordentlichen Nachschlag.
Obwohl von ihrem Kompliment sichtlich geschmeichelt, sagte er mürrisch: »Trotzdem ist es gar nicht gut, aus alten Akten irgendwelche Dinge auszuplaudern. Das bringt nur Arbeit. Ihr werdet sehen.«
»Eigentlich hoffe ich, dass es Arbeit vermeidet – und eine ganze Menge aufklärt«, erwiderte Pippa.
Pierre Dupont schüttelte den Kopf. »Solche Geschichten soll man ruhenlassen.«
Ich muss ihn bei seinen Vorlieben kriegen, dachte Pippa. »Aber in Liebesromanen ist das doch auch immer so: Ein winziges Detail wird gefunden, ein Missverständnis wird dadurch aufgeklärt – und die kleine Spülhilfe und der Sternekoch können endlich zusammen glücklich werden.«
»Sie kennen den Roman!« Pierre Dupont riss die Augen auf. »Und jetzt haben Sie mir das Ende verraten!«
Blitzschnell hob Pippa ihre Serviette zum Mund, um ihre Heiterkeit zu verbergen. Als sie sich wieder gefangen hatte, wandte sie sich an Paul Dupont, in der Hoffnung, dass er redseliger war. »War es schwierig, Akteneinsicht zu erlangen?«
»Nur, die Akte zu finden«, erwiderte er und widmete sich seelenruhig wieder seinem Essen.
»Nun spann uns nicht so auf die Folter! Erzähl schon!«, rief Régine-Une ungeduldig.
Paul Dupont hatte seinen Teller sorgfältig leergekratzt. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sagte: »Es ist alles akribisch dokumentiert. Die Suchaktionen, die Befragungen, alles.« Er griff nach seinem Glas, leerte es und schenkte erst allen anderen und dann sich selbst nach.
»Paul Dupont!«, fauchte Régine-Une. »Ich gönne dir deinen Genuss und verstehe, dass du ihn auskosten willst. Aber lass uns nicht zappeln. Gibt es irgendwelche Erkenntnisse? Ergebnisse? Feststellungen?«
»Keine.«
»Keine?«, riefen Pippa und Régine-Une wie aus einem Mund.
Der Polizist nickte bedächtig. »Die Untersuchungen wurden eingestellt.«
Pippa winkte ab. »Natürlich wurden sie irgendwann eingestellt – aber was war davor? Wurde festgestellt, dass es sich bei dem Blut nicht um menschliches, sondern um Rattenblut handelt?«
»Das Blut wurde nicht weiter untersucht.«
»Wie bitte?« Pippa konnte es nicht fassen. »Aber warum denn nicht?«
»Weil Jean Didier der Polizei mitgeteilt hat, dass es Rattenblut ist«, sagte Paul Dupont.
Pippa verstand die Welt nicht mehr. »Jean? Aber wieso denn Jean?«
»Er erschien auf einer Wache in Toulouse und machte eine Aussage. Die wurde an uns weitergeleitet – und Revel hat die Akte geschlossen. Ende der Ermittlungen.«
»Wann war das denn?«, fragte Pippa fassungslos. »Ab wann wusste die Polizei, dass es Jean gutgeht?«
»Ab Tag drei seines Verschwindens. Ab 15.04 Uhr, um genau zu sein.«
»Aber das hätte man Thierry Didier doch mitteilen müssen! Das kann man doch der Familie …«
Paul Dupont hob die Hand, um sie zu unterbrechen. »Thierry wurde informiert. Auf dem Revier von Revel. Um 18.30 Uhr, also dreieinhalb Stunden, nachdem die Polizei Bescheid wusste.«
Pippa verschlug es die Sprache. Sie starrte stumm vor sich hin, während sie versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. Dann konstatierte sie: »Thierry und Cateline wussten also, dass es Jean gutgeht.«
»Das ist nicht ganz richtig«, erwiderte Paul Dupont. »Da Cateline durch die Aufregung gerade ihr ungeborenes Kind verloren hatte, wollte Thierry sie schonen. Er behielt alles für sich. Er hat nicht
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