Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
Vom Netzwerk:
die Augen. »Wir haben ihn von seiner Lektüre weggeholt.«
    »Was lag denn auf seinem Schreibtisch?«
    »Ein echter Schmachtfetzen. Liebesseufzen pur.«
    Régine stand auf und legte Geld für beide Essen auf den Tisch. »Komm mit!«
    Erstaunt folgte Pippa der jungen Frau. »Wohin gehen wir?«
    Régine sah sich für die Antwort nicht einmal um. »Zur Schießerei am O. K. Corral.«

Kapitel 10
    I n Chantilly führte Régine Pippa direkt zur Gendarmerie. Als sie die Polizeistation betraten, hatte Pippa das irrationale Gefühl, seit ihrem ersten Besuch wäre die Zeit stehengeblieben: Ohne von ihrem Eintreten Notiz zu nehmen, saß Gendarm Dupont an seinem Schreibtisch und las konzentriert in einem Heftroman.
    »Huhu!«, rief Régine fröhlich und trommelte mit den Fingern auf den hölzernen Tresen, um den Polizisten aus seiner Versunkenheit zu wecken.
    Dupont blickte ärgerlich auf und schlug sein Heft zu. Jetzt verstand Pippa Régines geheimnisvolle Bemerkung zur Schießerei am O. K. Corral: Auf dem Titelbild standen sich auf der staubigen Straße einer klassischen Westernstadt zwei Männer mit gezückten Colts gegenüber, bereit zum Duell in der Mittagssonne.
    Sieh da, dachte Pippa amüsiert, ich habe wohl die Bandbreite der literarischen Interessen Monsieur Duponts unterschätzt. Solange er nicht selbst den Revolver zieht, nur weil wir ihn gestört haben, soll es mir recht sein.
    Aber der Gendarm reagierte gänzlich anders als am Vortag. Als er Régine erkannte, strahlte er, sprang auf und kam dienstfertig zum Tresen geeilt, wo er sich die Uniformjacke glattzog und sich hinter seinem rot-gelben Namensschild in Positur warf.
    »Meine liebe Régine, wie ich mich freue! – Madame.« Er nickte Pippa zur Begrüßung kurz zu, dann wandte er sich wieder an ihre Begleiterin. »Was führt dich her? Was kann ich für dich tun?«
    Régine erwiderte den tiefen Blick des Polizisten und gurrte: »Du musst uns helfen, mein Lieber.« Sie unterbrach sich und fuhr lächelnd fort: »Was sage ich: Nur du kannst uns helfen. Ich kenne niemand Besseren als dich, wenn es um polizeiliche Unterstützung geht.«
    Dupont errötete tief und verwandelte sich vor Pippas Augen in ein Hündchen, das darauf wartete, ein Stöckchen apportieren zu dürfen.
    Ich sollte nur noch mit Régine oder Tatti unterwegs sein, wenn ich etwas erreichen will, dachte sie beeindruckt, von den beiden kann ich einiges über den Umgang mit Männern lernen.
    »Es geht um den Fall in der Rue Cassoulet 4«, sagte Régine ohne weitere Umschweife. »Wir wüssten gern, was in der Akte steht.«
    Duponts Gesicht zeigte reines Bedauern. Er hob beide Hände und schüttelte den Kopf. »Das ist mehr als zwanzig Jahre her – damals war ich noch nicht einmal auf der Polizeischule.«
    Pippa traute ihren Ohren kaum, als er hinzufügte: »Ich kann mir die Akte aber ansehen. Die müsste in Revel liegen.« Er beugte sich über den Tresen näher zu Régine. »Das mache ich sehr gern, wenn ich dir damit helfen kann.«
    Régine berührte mit der Hand seinen Arm. »Das wäre doch ein guter Anfang, mein Lieber.«
    Dupont starrte auf Régines Hand und stammelte: »Wann … ich meine … Wie schnell braucht ihr das denn?«
    »Sagen wir … spätestens Sonntag?«, erwiderte Régine leichthin.
    Dupont nickte beflissen. Fehlt nur noch, dass er ihr aus Dankbarkeit, für sie arbeiten zu dürfen, die Hände küsst, dachte Pippa.
    Dupont nahm sichtlich allen Mut zusammen. »Dann … Dann können wir zusammen essen gehen, und ich erzähle dir, was ich herausgefunden habe …?«
    Sein Vorschlag klang wie eine vorsichtige Frage, bei der er mit einer ablehnenden Antwort rechnete. Er atmete auf, als Régine zustimmte: »Aber gerne: Sonntagmittag im Vent Fou. Du zahlst.«
    Kaum standen sie wieder auf der Straße, platzte Pippa heraus: »Was war das denn bitte? Ich habe den Herrn Gendarm ganz anders kennengelernt! Der ist in deiner Gegenwart vollkommen verändert!«
    »Findest du?« Régine grinste geschmeichelt. »Ich weiß eben, welcher Tag für eine kleine Bitte gut ist.«
    »Offenkundig ist Dienstag ein guter Tag.«
    Régines Grinsen vertiefte sich. »Ein sehr guter Tag.«
    »Verstehe. Dienstags eifert er seinen Westernhelden nach.«
    »Sozusagen.«
    Durch das Fenster sah Pippa, dass Dupont wieder am Schreibtisch saß und sich erneut seiner Lektüre widmete.
    »Interessant. An welchem Tag reitet er denn als Robin Hood durch Sherwood Forest? Oder sitzt als edler Ritter an König Arthurs

Weitere Kostenlose Bücher