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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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wenn ich dich nicht in Ruhe lasse?«
    »Probier es aus«, knurrte Pippa.
    »Tut mir leid – aber in deinem eigenen Interesse kann ich deinem Gesuch nach Ruhe nicht stattgeben«, sagte er fröhlich. »Erstens lasse ich dich nicht schutzlos allein durch den dunklen Wald gehen, und zweitens haben wir zufällig den gleichen Weg. Außerdem bist du es, die mir folgt, denn ich bin auf direktem Weg zu meiner Unterkunft.«
    »Zu deiner Unterkunft?« Pippa zog die Augenbrauen hoch. »Wo soll denn das sein?«
    Sie bogen in die Geschäftsstraße ein, und Leo deutete auf die Kreuzung am Ende der Ladenzeile.
    »In der Auberge Bonace. Gasthaus Windstille  – nie wurde ein unpassenderer Name vergeben. Die Häuser sollten tauschen: Vent Fou –  Verrückter Wind  – würde wesentlich besser zur Chaos-Truppe des Bonace passen.«
    Pippa horchte auf. Das war interessant – und die einmalige Chance, Leo von seinem Lieblingsthema abzulenken. »Erzähl mal.«
    »Die Söhne der Didiers sind das reinste Strafbataillon.« Er lachte leise. »Jeder von ihnen hat ständig etwas auf dem Kerbholz – und das wird lautstark von der ganzen Familie diskutiert. Aber eines muss man den Jungs lassen: Sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Keiner verrät den anderen. Echte Brüder. Gepetzt wird nicht – lieber treten sie alle gemeinsam eine Strafe an.«
    »Werden die Jungs denn überhaupt bestraft?«
    »Sollte mich wundern, wenn irgendein Tag ohne Küchendienst vergeht. Ziemlich praktisch – so müssen die Didiers kein Geld für eine Küchenhilfe ausgeben.«
    »Tatsächlich? Ich hatte das Gefühl, dass die Eltern ihnen so einiges durchgehen lassen. Nach außen hin scheint es, als dürften sich die Jungen alles erlauben. Auf mich wirken sie wie kleine egoistische Monster.«
    »Diesen Eindruck hast du gerne von uns Männern.«
    »Und der wird zumindest von dir auch immer wieder bestätigt.«
    »Man tut, was man kann.«
    Leo verbeugte sich galant, und wider Willen musste Pippa lachen. Noch etwas, was Leo perfekt beherrschte: Auch wenn sie noch so wütend auf ihn war, schaffte er es immer, sie zum Lachen zu bringen.
    Sie hatten die Brasserie gegenüber der Auberge Bonace erreicht, und Pippa blieb stehen.
    »Wollen wir eine Kleinigkeit essen?«, fragte Leo und hielt ihr die Tür auf.
    » Ich möchte dort hineingehen. Allein.«
    Gleichmütig zuckte Leo mit den Achseln. »Wie du willst. Ob es dir allerdings ohne ausgewählte Gesellschaft so gut schmecken wird …«
    Pippa war erleichtert, dass er sich ohne Protest abwimmeln ließ, und betrat die wohltuend kühle Brasserie.
    Der Wirt bot ihr sofort den Spähtisch am Fenster an, aber Pippa lehnte ab. Sie wollte in Ruhe nachdenken, der Blick in den Hinterhof des Bonace würde sie nur ablenken.
    Sie sah sich im Gastraum um. Drei Tische waren mit Gästen besetzt, an einem davon erkannte sie die freundliche Riesin aus der Ferme de las Cases. Sie nickte zu ihr hinüber, und die Frau antwortete mit einem einladenden Lächeln. Da ihr nicht nach Konversation zumute war, suchte Pippa sich dennoch einen Einzeltisch.
    Der Wirt wandte sich wieder der Tätigkeit zu, die ihn bereits vor Pippas Eintreten beschäftigt hatte: Er nahm vergilbte und verstaubte Fotografien des Lac Chantilly von der Wand. Wo sie gehangen hatten, blieben auf der Wand helle Rechtecke zurück, die von einem dunklen Rand umgeben waren.
    Die junge Bedienung trat an Pippas Tisch. Nach einem schnellen Blick zu ihrem Vater sagte sie laut: »Bonjour, Madame. Wir haben Cinsault und Cassoulet. Alles andere ist aus.«
    »Danke, sehr freundlich, aber weder noch. Ich hätte lieber nur eine Flasche gut gekühltes Wasser, ein paar Oliven und etwas Baguette«, antwortete Pippa und murmelte halblaut, mehr zu sich selbst: »Und eine große Portion Vergessen.«
    Auf dem Weg zur Theke ging die Kellnerin an ihrem Vater vorbei und machte eine entschuldigende Ich-habe-es-immerhin-versucht -Geste.
    Das Mädchen servierte eine beschlagene, eiskalte Flasche Wasser und goss ein Glas ein, das Pippa sofort in einem Zug leerte.
    Der Wirt begann Aquarelle mit Ansichten des Sees und der Umgebung auf die vorhandenen Nägel zu hängen und schlug so zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Bilder verliehen dem Raum nicht nur ein frischeres Aussehen, sondern verdeckten durch ihr größeres Format auch die Spuren der alten Fotografien.
    So kann man natürlich auch renovieren, dachte Pippa.
    Direkt neben ihren Tisch platzierte der Wirt ein Gemälde des Pavillon d’amour.
    Er

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