Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
schon mal warm anziehen und auf meine Rückkehr freuen.«
»So schlimm?«
Pippa seufzte. »Schlimmer. Leo reckt schon wieder den Hals nach anderen Frauen, und Pascal kocht sich für mich die Seele aus dem Leib. Und dazu die Berliner Angler. Einer von ihnen wurde heute tot aufgefunden. Ein tragischer Unfall. Es könnte mir also nicht besser gehen.«
»Sag ein Wort, und ich mache mich sofort auf den Weg und rette dich.«
»Nicht nötig, wirklich.« Pippa lachte leise. »Gib lieber deinen Kindern ihren Seelenfrieden zurück. Die Ärmsten denken, dass die versprochene Reise nach Frankreich gestrichen ist.«
Wolfgang Schmidt wirkte abgekämpft, als er später bei ihr vorbeikam.
»Begleitest du mich heute Abend?«, bat er.
Sie stimmte zu und fragte: »Hast du beim Beerdigungsinstitut etwas erreicht?«
Schmidt nickte müde. »Sie haben Franz abgeholt und erledigen auch sonst alles Nötige.«
Er sah so erschöpft aus, dass Pippa ihn einfach an der Hand nahm. Sie zog ihn aus dem Zimmer und hinunter zur Restaurantterrasse.
Die Kiemenkerle waren vollzählig versammelt. Alle trugen ihre grünen Anglerhosen und karierte Flanellhemden. Schmidt bemerkte Pippas verblüfften Blick und erklärte: »Das ist ihre Art, Franz zu ehren: Anglergruß.«
Die Männer suchten sich Plätze an der langen Tafel, und Pippa setzte sich zwischen Wolfgang und Bruno.
Gerald Remmertshausen erhob sich und klopfte an sein Glas. »Liebe Freunde, wir haben uns hier versammelt, um unseres Freundes Franz Teschke zu gedenken. Er war ein großer Angler und geschätztes Mitglied der Kiemenkerle. Als letzten Beweis seiner Kunst zog er gestern einen bemerkenswerten Karpfen aus dem See und brach damit den bisherigen Vereinsrekord. Auf Franz!«
»Auf Franz!«, wiederholte die Runde am Tisch und trank.
»So muss man abtreten«, sagte Hotte, »im Augenblick des größten Triumphs.«
Zunächst blieb die Stimmung am Tisch traurig und gedämpft. Aber Flasche um Flasche Blanquette, Clairette und Cinsault wurden serviert und geleert, und bald klang vereinzelt erstes Gelächter auf. Es wurde viel über Franz Teschke geredet – und nicht nur Gutes, wie Pippa heraushörte.
»Dann kannst du dein Boot jetzt doch an mich verkaufen, Achim«, rief Hotte quer über den Tisch, »ich trage dir nicht nach, dass du Franz vorziehen wolltest.«
Schwätzer verdrehte die Augen. »Noch einmal zum Mitschreiben: Ich will mein Boot nicht verkaufen, an dich nicht und auch an keinen anderen.«
»Das hat sich gestern Abend aber ganz anders angehört!« Rudi nickte seinem Kumpel Hotte zu. »Ich habe genau mitbekommen, wie Franz zu dir gesagt hat …«
»Richtig – Franz hat gesagt, nicht ich.« Schwätzer blickte die Freunde wütend an. »Nur weil Franz mal wieder sein dummes Maul zu weit aufgerissen hat …« Er unterbrach sich, weil alle am Tisch ihn empört anstarrten. »Ist doch wahr …«, murmelte er.
Nach einem Moment betretenen Schweigens fragte Blasko: »Was ist mit der Rechnung für heute Abend? Wollen wir einfach durch alle Anwesenden teilen? Wir sind …« Er begann, durchzuzählen, aber Gerald Remmertshausen unterbrach ihn.
»Lass mal, Blasko. Das ist ein Essen für Franz. Das zahlen wir aus der Kasse der Mitgliederbeiträge. Hotte?«
Der Kassenwart hob bedauernd die Hände. »Geht leider nicht. Da ist nicht mehr genug drin.«
»Wie bitte?« – »Das ist unmöglich!« – »Mach keine schlechten Scherze, Hotte!« – »Wo ist das ganze Geld?«, riefen die Männer am Tisch durcheinander.
Hotte wand sich verlegen, als hätte er sich vor genau diesem Moment schon lange gefürchtet. Endlich sagte er: »Vor unserer Abfahrt habe ich Franz das Geld gegeben, damit er das Licht und die Tür des Kühlwagens reparieren lässt.«
»Das ist wieder typisch Teschke!«, donnerte Blasko wütend. »Nimmt der Trottel das Geld und vergisst dann den Auftrag. Sieht ihm ähnlich.«
»Ganz so war es nicht«, meldete Hotte sich wieder zu Wort.
Alle wandten sich ihm zu, und er fuhr zaghaft fort: »Er hat eine Rechnung für Ersatzteile eingereicht. Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass er den Wagen repariert hat.«
»Hat er nicht – sonst würde er ja noch leben«, fauchte Blasko.
»Immerhin …«, Hotte sah sich panisch in der Runde um, »es gibt diese Rechnung. Darauf stehen eine neue Tür und seine Arbeitsstunden. Ich habe ihn gefragt, ob es ein neuer Riegel nicht auch getan hätte, aber er sagte, das reiche nicht. Ich dachte noch, dass wir für das Geld fast
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