Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
bemerkte ihren Blick und sagte: »Die Bilder habe ich günstig von einem Maler aus Toulouse. Er war ein paarmal zum Essen hier. Der wollte haargenau die gleichen Sachen wissen wie Sie … und hat die Informationen mit diesen Bildern bezahlt.« Er trat einen Schritt zurück und begutachtete das Gemälde. »Ich habe ein gutes Geschäft gemacht, finde ich. Für einen Amateur sind die Bilder wirklich gut.«
Er redet von Tisserand, dachte Pippa. Vielleicht denkt er, Alexandre und ich sind Journalisten, die hier für einen Artikel das Geheimnis der Rue Cassoulet recherchieren.
»Tja, wenn einer meiner Mitarbeiter schon alle Informationen hat, muss ich Sie ja nicht mehr belästigen«, sagte Pippa ironisch.
Das Gesicht des Wirts verdüsterte sich, als er erkannte, dass aus Pippa kein Profit mehr zu schlagen war.
»Die Bilder sind tatsächlich gut«, fügte Pippa hinzu.
Die Hünin am Nachbartisch hatte ihr Mahl mit einer Tasse Kaffee abgeschlossen und winkte den Wirt zu sich. »Das finde ich auch. Sag mal, wie heißt der Maler? Der könnte mein Paradies malen.«
Pippa entsann sich des Wimpels am Roller der Frau – ihr gehörte also das Chambres d’hote oben auf dem Berg!
»Tisserand heißt der Mann, Régine«, antwortete der Wirt. »Alexandre Tisserand. Macht gerade Urlaub im Vent Fou.«
»Schreib mir den Namen bitte auf, Antoine«, bat die Frau und erhob sich. »Und wenn er wiederkommt, sag ihm, ich habe einen Auftrag für ihn.«
Siehe da – Régine Nummer zwei. Und du solltest dich eigentlich an den Namen des Malers erinnern, Régine-Deux, dachte Pippa, zeichnet das nicht eine gute Wirtin aus? Der Mann macht seit Jahren bei dir Urlaub. Pascal hat sich Tattis Namen bestimmt schon nach ihrem ersten Besuch gemerkt.
Pippa verließ die Brasserie und ging in die Rue Cassoulet, um sich ein Bild vom Fortgang der Bauarbeiten zu machen und Tibor von Pias Entscheidung wegen der Fliesen in Kenntnis zu setzen. Das Thema vorhin auf dem Parkplatz anzuschneiden war ihr deplatziert vorgekommen.
Als sie anschließend ins Vent Fou weiterwollte, bemerkte sie, dass Tibor noch etwas anderes unter den Nägeln brannte.
»Gibt es noch etwas, das wir klären müssen?«, fragte sie.
»Es geht um … es ist wegen …«, druckste Tibor und fasste sich dann ein Herz: »Wegen Franz Teschke.«
»Ja, das ist wirklich ein trauriges Ende eines schönen Urlaubs.«
»Hm … ja … natürlich. Aber was ist denn jetzt mit den Wetten? Soll ich weitermachen?«
Das hätte ich mir denken können, dachte Pippa und sagte: »Damit habe ich nichts zu tun, Tibor. Möchte ich auch gar nicht, um ehrlich zu sein. Wenden Sie sich damit an die Kiemenkerle.«
»Wirklich tragisch. Ich hatte große Pläne mit dem Mann.« Tibor schüttelte enttäuscht den Kopf. »Den hätte man ganz groß rausbringen können – bei dem Talent an der Angel … ein herber Verlust. Der wäre eine wirkliche Berühmtheit geworden. Und dann hätte er doch bestimmt einen cleveren Manager gebraucht, nicht wahr?«
Pippa war bereits Stunden in ihre Übersetzungsarbeit vertieft, als Karin anrief.
»Mit dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen, du Intrigantin«, sagte Pippa. »Ich weiß alles über das Komplott mit Pascal.«
»Und? Findest du ihn etwa nicht nett? Als ich ihn in Berlin kennenlernte, dachte ich sofort, er ist der richtige Mann für dich.«
»Ach so? Du hast ihn sogar kennengelernt? Und als er durch deine Qualitätskontrolle gelaufen war, hast du beschlossen, mich nach Frankreich zu verschachern, oder wie war das? Du kannst mich wohl nicht schnell genug loswerden.«
»Unsinn!«, rief Karin erschrocken. »Ich wollte nur, dass du wieder glücklich bist, und hielt ihn für das passende Geschenk zu deinem Vierzigsten.«
»Das sagen normalerweise Mütter zu ihren Töchtern. Bei mir reicht die Mutter allein nicht aus, da hängen sich noch eine Freundin mit rein und eine Großmutter und …«
»Stopp! Zur Ehrenrettung deiner Mutter solltest du wissen, dass sie uns davon abhalten wollte. Sie meint, du findest dein Glück ohne Hilfe von außen – oder es findet dich.«
»Und damit hat sie absolut recht«, sagte Pippa. »Schade, dass ihr sie überstimmt habt. Tut mir den Gefallen und helft in Zukunft nicht mehr nach, ja?«
»Jetzt erzähl schon, wie es dir geht«, forderte Karin ungeduldig. »Es ist nicht zufällig gerade neuer Besuch eingetroffen?«
»Du meinst Leo. Ja, er ist hier. Und bei der Gelegenheit: Einen schönen Gruß an Ede Glasbrenner, er kann sich
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