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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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bräuchten, wenn wir bald ein eigenes Kind bekommen. Ich hätte nicht gedacht, dass Thierry noch wütender werden könnte, aber er wurde es. Ein eigenes Kind?, hat er wie von Sinnen gebrüllt. Jean ist mein Kind! Mein Sohn! Und daran ist nichts zu rütteln! Wenn du einen Sohn haben willst, krieg selber einen! «
    »Ich schätze, das hat Ihrem Schwager gar nicht gefallen.«
    »Er hat meinem Mann einen Kinnhaken versetzt. Als Thierry zurückschlagen wollte, hat sich der Junge dazwischengeworfen. Ich bin sicher, er wollte nur helfen – eine Schlägerei verhindern, aber …«
    »Jean hat Thierrys Antwort abbekommen.«
    »Mitten ins Gesicht. Das war entsetzlich. Ich dachte schon, er hätte ihm ein paar Zähne ausgeschlagen – jedenfalls hat der Junge stark aus Mund und Nase geblutet. Thierry hatte ihn noch nie geschlagen. Auch wenn es keine Absicht war … wir waren alle schockiert.«
    »Ist so das Blut auf die Treppe gekommen?«
    Cateline schüttelte den Kopf. »Nein. Die Schlägerei fand im Wohnzimmer statt. Thierry war über sich selbst entsetzt und hat gebrüllt, dass alles Ferdinands Schuld sei. Sein Schwager wolle einfach nicht zugeben, dass vielleicht er derjenige ist, der keine Kinder bekommen kann, und nicht die arme Lisette – und eigne sich deshalb fremde Kinder an.«
    »Ein Schlag unter die Gürtellinie. Nicht besonders schön für die Legrands.«
    »Ferdinand war der festen Überzeugung, dass Schwangerschaften reine Frauensache sind. Wenn er den Tatsachen ins Auge gesehen und sich zum Arzt getraut hätte, wäre Lisette vielleicht heute selbst Mutter. Aber Ferdinands Angst um seine verdammte Männlichkeit ließ das nicht zu.«
    »Gott sei Dank hat sich das heutzutage geändert.«
    »Glauben Sie? Ich wäre mir da nicht so sicher. Manche Männer gehen auch heute noch nicht zum Arzt, wenn sie Angst haben, es könnte bei ihnen Unfruchtbarkeit festgestellt werden. Dann wären sie ja kein ganzer Mann mehr!« Cateline lachte bitter auf. »Aus dem gleichen Grund lehnen sie es empört ab, sich sterilisieren zu lassen, wenn genug Kinder im Haus sind – das könnte ja ebenfalls ihre Männlichkeit schwächen. Bei der Frau finden sie einen derartigen Eingriff natürlich vernünftig oder erwarten von ihr, dass sie die Pille nimmt … Aber so ist Frankreich. Mag sein, dass das in Deutschland schon anders ist.«
    Dein kleiner Exkurs hat mir jetzt mehr über deinen Thierry verraten, als dir lieb sein kann, Cateline, dachte Pippa. Vielleicht ist er eben doch eine andere Generation. Obwohl, wenn ich es recht bedenke: Leo hätte auch Theater gemacht.
    »Und nachdem Thierry seinen Schwager der Unfruchtbarkeit bezichtigt hatte, sind die Legrands gegangen – ohne Jean?«, fragte Pippa.
    Cateline nickte. »Genau. Thierry hat ihnen jeglichen weiteren Umgang mit dem Jungen verboten. Dann hat er Jean nach oben auf sein altes Zimmer geschickt.«
    Tatsächlich?, dachte Pippa. Pascal hat doch erzählt, dass Jean in den Kriechkeller gesperrt wurde! Oder haben Lisette und Ferdinand da übertrieben, um Pascal zu beeindrucken?
    »Und wie ging es Ihnen nach diesem turbulenten Abend, Cateline?«, fragte sie.
    »Nicht gut. Ich fühlte mich schuldig, denn meine Schwangerschaft hatte alles ins Rollen gebracht. Nach der ganzen Aufregung war mir fürchterlich übel, und ich hatte große Angst, dass der Streit zwischen Thierry und dem Jungen weiter eskalieren könnte.« Sie seufzte. »Ich habe Thierry aus dem Haus gezogen, damit er sich beruhigt. Wir sind spazieren gegangen. Um den ganzen See. Leider habe ich mich zwischendurch immer wieder ausruhen müssen. Wir waren Stunden weg.« Sie blickte traurig über den ruhig daliegenden Lac Chantilly, als würde sie den Weg in ihrer Erinnerung noch einmal gehen. »Unser zweiter Fehler: Wir haben uns nach diesem Eklat nicht sofort um Jean gekümmert. Wir haben ihn alleingelassen.«
    Cateline schwieg einen Moment. »Es war ein schlechter Tag für dieses Treffen. Der Autan wehte. Da sind die Menschen nervöser – und unberechenbarer als sonst.«
    Pippa erwiderte nichts, um Cateline nicht zu unterbrechen. Es herrschte tiefe Stille, im Camp war keiner der Angler noch wach. Nur der Mond schien, und oben am Berg leuchtete das Licht des Chambres d’hotes du Paradis.
    Nach einer langen Pause sprach Cateline endlich weiter. »Als wir ins Haus zurückkamen – das war schrecklich. Der Junge war verschwunden. Er hatte ein paar Kleinigkeiten in seine Sporttasche gepackt, und im Safe fehlten die letzten

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