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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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In der nächtlichen Kühle zitterte er am ganzen Körper.
    Da trägt jemand die Sachen der größeren Brüder auf, dachte sie, oder will erwachsener wirken.
    »Was machst du hier, Cedric?«
    »Sie sind doch Detektivin«, antwortete der Junge, »ich muss dringend mit Ihnen sprechen. Bitte.« Seine Stimme klang verzweifelt.
    »Jetzt? Mitten in der Nacht?«
    Sie konnte nicht genau erkennen, ob er nickte oder vor Kälte schlotterte. Sie stieß einen leisen Fluch aus. »Also gut. Warte einen Moment, Cedric, rühr dich nicht von der Stelle. Ich komme zu dir.«
    Pippa zog sich einen Trainingsanzug über das Nachthemd und schlüpfte in Turnschuhe. Beim Hinausgehen schnappte sie sich eine warme Decke und das Holzstück, das sie aus dem Wald mitgebracht hatte. Sie klemmte es zwischen Tür und Rahmen des Notausgangs und lief eilig die Wendeltreppe hinunter.
    Cedric stand noch immer unter ihrem Fenster und blickte ihr erwartungsvoll entgegen. Fröstelnd hatte er die Arme um sich geschlungen und trippelte von einem Fuß auf den anderen. Er wehrte sich nicht, als Pippa ihn in die Wolldecke hüllte. Sie legte ihm den Arm um die schmalen Schultern und ging mit ihm die Auffahrt hinunter auf die Straße zu.
    »Es ist fast zwei Uhr – was um alles in der Welt tust du hier? Ich nehme doch nicht an, dass deine Eltern wissen, wo du steckst?«
    Er schüttelte den Kopf und sagte stolz: »Ich hab gewartet, bis alle schlafen. Dann bin ich aus dem Fenster geklettert. Da ist eine riesige Steineiche, ihre dicken Zweige reichen bis an mein Fenster. Es ist ganz einfach. Ich habe das schon oft gemacht.«
    Wieso überrascht mich das jetzt nicht?, dachte Pippa. »Ich bringe dich zurück nach Hause. Es ist zu kalt, um ohne Schuhe durch die Nacht zu geistern. Viel kälter als die Nächte zuvor.«
    »Das kommt von unserem Wind, der heißt Autan und kommt vom Mittelmeer rüber«, erklärte der Junge altklug. »Der bringt mächtig Kopfschmerzen, und nach ein paar Tagen drehen alle Leute durch. Vor allem die Erwachsenen.« Unvermittelt blieb er stehen und rief angriffslustig: »Nach Hause gehe ich erst, wenn ich Ihnen meinen Auftrag erteilt habe!«
    »Auftrag?!«, fragte Pippa verblüfft.
    Cedric nickte. »Das habe ich im Fernsehen gesehen. Das macht man so. Man hat ein Problem. Dann sucht man sich einen Detektiv, und dann erteilt man den Auftrag, und der Detektiv macht alles wieder wie vor dem Problem.« Er ließ sich weiterziehen und fügte zögernd hinzu: »Im Fernsehen sind das alles Männer. Aber Sie gehen auch. Ich kenne ja keinen anderen Detektiv.«
    Pippa verkniff sich ein Schmunzeln. »Korrektur: Du kennst gar keinen Detektiv. Ich bin nämlich keiner. Und ich nehme auch keine Aufträge an.«
    Cedric machte eine wegwerfende Handbewegung. »Klar – das müssen Sie sagen, weil Sie undercover sind. Das habe ich auch gesehen. Ich weiß Bescheid.«
    Nach einer kleinen Pause fragte er: »Sind Sie sehr teuer?«
    Er nestelte ein Sparbuch aus der Tasche seiner Schlafanzugjacke und hielt es ihr hin. »Das ist vom Zeitungaustragen und vom Spüldienst. Das können Sie alles haben, wenn Sie meinen Bruder wiederfinden.«
    Jetzt blieb Pippa stehen. »Einer deiner Brüder ist weg?«, fragte sie erschrocken.
    Cedric sah sie aus großen Augen ernst an. »Ja. Der, den ich nicht kenne.«
    Sie standen am Ende der Auffahrt, als sie eilige Schritte hörten, die sich näherten. Eine Frau kam mit wehendem Mantel die Rue Cinsault entlanggelaufen.
    »Oh, Mist«, murmelte Cedric, » maman .«
    »Mein Gott«, sagte Cateline außer Atem, als sie Pippa und Cedric erreicht hatte, »Junge – was machst du denn mitten in der Nacht hier draußen?«
    »Wie hast du überhaupt mitgekriegt, dass ich weg bin?«, fragte Cedric zerknirscht. »Ich war doch ganz leise.«
    »Nicht leise genug, mein Lieber.« Cateline zog ihn liebevoll an den Ohren. »Außerdem bist du viel zu jung, um dich nächtens zu einer älteren Frau zu schleichen.«
    Als der Junge merkte, dass seine Mutter viel zu erleichtert war, ihn gefunden zu haben, um ihn zu bestrafen, bekam er Oberwasser. »Aber sie kann uns helfen«, sagte er eifrig, »sie hat so was schon öfter gemacht. Madame Pippa klärt Geheimnisse auf.«
    Pippa fing Catelines durchdringenden Blick auf und fragte Cedric: »Woher hast du denn das?«
    »Ich war gestern schwimmen«, erklärte er stolz, »und als ich mich zum Trockenwerden auf die Felsen gelegt habe, redete Régine aus dem Touristenbüro gerade mit Régine aus dem Paradies. Erst hat sie

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