Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
dem Wasser, legte jeder Frau eine Hand auf den Kopf und drückte sie schwungvoll unter Wasser.
»Du Biest, na warte«, keuchte Pippa, als sie wieder an die Oberfläche kam, aber Tatjana war schon auf dem Weg zurück ans Ufer.
»Haben wir nicht irgendeinen Grund zum Feiern?«, fragte Pippa, als sie sich wieder angezogen hatten, »mir ist gar nicht danach, ins Bett zu gehen.«
»Geht mir auch so«, sagte Cateline sofort. »Und es macht mir Spaß, mein verrostetes Deutsch aufzupolieren. Ich habe es seit meinem letzten Besuch im Elsass nicht mehr gesprochen – das ist schon ewig her.«
Tatjana zeigte zum Bergrücken hinauf, wo ein schmaler, hellgrau schimmernder Streifen den Morgen ankündigte. »Feiern wir, dass es bald hell wird. Ich habe seit Urzeiten keine Nacht mehr durchgemacht.«
»Feiern wir doch uns selbst – und dass wir eine Flasche Blanquette zum Feiern haben«, entschied Pippa gutgelaunt. »Ich lade euch zu einem Umtrunk in meine Ferienwohnung ein. Im Gleichschritt marsch, wie unser Blasko sagen würde.«
Kichernd wie Teenager, die sich nachts heimlich ins Elternhaus zurückschleichen, stiegen sie die Feuertreppe zu Pippas Stockwerk hinauf. »Pscht«, machte Pippa, als sie die Notausgangtür erreichten, und löste damit bei allen einen erneuten, kaum zu unterdrückenden Lachanfall aus.
Pippa wollte die schwere Eisentür mit Schwung aufziehen – und drehte sich erstaunt zu den anderen um, als sie feststellte, dass der Notausgang fest verschlossen war.
»Das gibt es doch gar nicht – die Tür ist zugefallen. Dabei habe ich extra ein Stück Holz zwischen Tür und Rahmen gelegt.«
Pippa schüttelte den Kopf. »Aber das hat sich schon bei Franz Teschke nicht bewährt.«
»Schätze, das Haus will nicht, dass ich es nach so vielen Jahren heimlich durch die Hintertür entere …« Cateline sah die Tür nachdenklich an.
»Quatsch«, gab Tatjana zurück, »Lisette wird glücklich sein, dass Sie hier sind. Sie wird uns höchstpersönlich das Frühstück servieren.«
»So ein blöder Mist«, sagte Pippa, die noch immer vergeblich nach einer Möglichkeit suchte, die Tür aufzuhebeln. »Notausgangtüren kann man nur von innen öffnen.«
»Und wie kommen wir dann jetzt an den Blanquette?« Cateline leckte sich durstig die Lippen.
»Keine Ahnung. Meinen Haustürschlüssel habe ich auch nicht dabei.«
»Aber ich.« Tatjana kramte in ihren Hosentaschen, bis sie das Gesuchte gefunden hatte. »Ich gehe durch das Hauptportal und mache euch auf. Bis gleich.«
Sie schlich die Wendeltreppe hinunter und verschwand ums Hauseck, während Pippa und Cateline sich auf die Stufen setzten.
»Das gibt mir die Gelegenheit …«, sagte Pippa, brach ab und setzte neu an: »Wir sind vorhin unterbrochen worden, weil wir ja ein Leben retten mussten. Ich habe noch eine wichtige Frage.«
»Eines muss man Ihnen lassen: Sie nutzen jede Situation«, erwiderte Cateline lächelnd. »Also gut. Was wollen Sie noch wissen?«
»Wie reagierte Thierry auf die Fehlgeburt? War er wütend?«
»Auf Jean?« Cateline schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Auf sich selbst: sehr. Bis heute lässt er unseren Söhnen einiges mehr durchgehen als nötig.« Sie lachte leise. »Und mir noch viel mehr.«
»Hereinspaziert!«
Pippa öffnete die Tür zu ihrer Wohnung und ließ ihre Gäste vorgehen. Sie stutzte und sah sich stirnrunzelnd um.
»Was ist los? Stimmt etwas nicht?«, fragte Cateline.
Pippa zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich dachte, ich hätte das Fenster offen gelassen, als ich zu Cedric runtergerannt bin. Jetzt ist es geschlossen, und mein Fernglas liegt sauber und ordentlich auf der Fensterbank.«
»Das kenne ich – partieller Gedächtnisschwund«, sagte Tatjana, »passiert mir häufig in Schuhgeschäften. Ich kann mich dann partout nicht mehr daran erinnern, ob ich außer dem Paar, das ich gerade trage, noch weitere besitze. Ich gehe dann auf Nummer sicher und kaufe welche.«
»Bei mir sind es Handtaschen«, kicherte Cateline.
»Ihr Glücklichen.« Pippa seufzte theatralisch. »Hüte, Kappen, Schals, Tücher, Handschuhe, Bücher: Vor euch steht eine wahre Sammlerin.«
Pippa holte den Schaumwein aus dem Kühlschrank und ließ den Korken knallen.
»Was haltet ihr davon, wenn wir Brüderschaft … Pardon: Schwesternschaft trinken?«
»Gerne!«, sagte Cateline erfreut. »Übrigens – hätten Sie … gäbe es hier ein Handtuch für mich?«
Pippa stellte die Flasche auf den Tisch und deutete auf die
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