Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
jetzt wichtiger.
Vor dem Vent Fou belud Pascal gerade seinen Lieferwagen.
»Du bist nicht mit den anderen auf dem Berg!«, rief er erstaunt. »Als du heute Morgen auf mein Klopfen nicht geöffnet hast, dachte ich, du bist schon weg.«
Pippa schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Meine Güte – das habe ich völlig vergessen!«
Er deutete in den Wagen. »Ich will den Kiemenkerlen gerade ihr Picknick bringen. Möchtest du mitfahren?«
»Picknick … Essen … das klingt gut. Da bin ich dabei«, sagte Pippa und freute sich über die günstige Gelegenheit, mit Pascal reden zu können, »aber ich muss vorher noch auf die Baustelle und nach dem Rechten sehen. Tibor hat angerufen.«
Jemand schrie: »Pippa! Pippa! Nicht losfahren!«
Pippa und Pascal drehten sich um. Bruno, beladen mit Angelruten, kam keuchend die Auffahrt heraufgehastet.
So viel zu meinem Vier-Augen-Gespräch mit Pascal, dachte Pippa resigniert, winkte Bruno aber bestätigend zu.
»Die anderen sind schon vorgegangen.« Bruno lehnte sich schwer atmend an den Wagen. »Ich wollte Pascal mit dem Picknick helfen und dich abholen.«
Und rein zufällig ersparst du dir auf diese Weise den mühsamen Aufstieg, dachte Pippa amüsiert und zwinkerte Pascal zu. »Wie sieht es aus – ist zwischen den Pasteten, Hähnchenkeulen und Baguettestangen noch Platz für Bruno?«
»Klar«, gab Pascal zurück, »aber dann braucht ihr mich eigentlich nicht, und ich kann mir den Weg und vor allem die Zeit sparen. Ich habe genug in der Küche zu tun.« Er zeigte auf den blauen Himmel über ihnen. »Auch wenn es nicht so aussieht: Gegen Abend wird sich das Wetter verschlechtern. Wenn es kühler wird, setzen sich die Leute gern an den Restaurantkamin, um sich aufzuwärmen. Und das heißt für uns doppelte Gästezahl.«
Pascal hielt Pippa den Autoschlüssel hin, aber diese warf einen skeptischen Blick auf den vorsintflutlichen Citroën HY.
Bruno nutzte die Chance und schnappte sich den Schlüssel. »Keine Sorge, Pascal, ich werde ihn hüten wie meinen Augapfel. So ein Schmuckstück wollte ich immer schon mal fahren.«
Fröhlich pfeifend deponierte er die Angelruten im Innenraum und erklomm den Fahrersitz.
Pippa lotste Bruno in die Rue Cassoulet, und zu ihrer Überraschung hielt Tibor bereits am Gartentor nach ihr Ausschau.
»Sind Sie abergläubisch, Madame?«, platzte der Polier heraus, kaum dass Bruno und sie ausgestiegen waren.
Pippa schüttelte lachend den Kopf, aber Bruno sagte: »Jeder Mensch ist abergläubisch, wenn die Zeichen stimmen. Solange alles im Lot ist, kann man leicht darüber scherzen.« Er warf Pippa einen düsteren Blick zu und ergänzte: »Wenn die Zeichen auf Unglück stehen, stellt auch die Angst sich ein.« Er schüttelte den Kopf, und Pippa wusste, dass er an Franz Teschke dachte.
»Genau so sehe ich das auch.« Tibor war sichtlich froh, in Bruno einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. »Ich gehe immer vom Schlimmsten aus – dann kann ich nur angenehm überrascht werden. Besonders beim Wetten kann das sehr hilfreich sein.«
»Genug der Unkenrufe«, unterbrach Pippa den Polier etwas ungeduldig, »die Kiemenkerle warten auf ihr Mittagessen. Sie haben mich sicherlich nicht alarmiert, weil Sie Ihr heutiges Horoskop beunruhigt.«
Tibor trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Nein, natürlich nicht, aber vielleicht sollte erst mal nur Bruno mitkommen und sich ansehen …«
»Unsinn«, sagte Pippa kategorisch, »ich habe Pia Peschmann versprochen, dass ich mich um alle Belange des Hauses kümmere, und das werde ich auch tun. Also: Was ist passiert?«
Tibor warf Bruno einen hilfesuchenden Blick zu, aber der zuckte mit den Schultern. Sie will es so, sagte diese Geste, und Tibor gab seinen Widerstand auf.
»Sie haben gesagt, dass wir den Kriechkeller … also statt die Fliesen zu verlegen …«, stammelte der Polier, »damit haben wir auch angefangen. Und während die Jungs jetzt oben im Bad … da habe ich weiter … der Keller muss schließlich auch fertig werden, nicht wahr? Und da habe ich mir diese verfaulte Bretterwand vorgenommen, die wollte ich ersetzen. Die muss schon oft im Wasser gestanden haben. Von draußen fließt alles in den Keller, weil kein richtiger Abfluss … alles verstopft. Also habe ich mit einem Vorschlaghammer …« Er brach ab und holte tief Luft. »Dann ist die ganze Wand eingestürzt, und dahinter …« Er verstummte.
Pippa hatte ihm mit wachsender Unruhe zugehört. Was um Himmels willen
Weitere Kostenlose Bücher