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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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versuchte er, ihr beizubringen? Hatte er Hinweise auf Jean Didiers Verbleib gefunden? Sie konnte sich Schöneres vorstellen, als sich in einem modrigen Kriechkeller ein Skelett ansehen zu müssen.
    Unsinn, rief sie sich selbst zur Ruhe, wir sind im wahren Leben und nicht in einem Horrorstreifen. Außerdem geht Catelines Detektiv davon aus, dass Jean noch lebt.
    »Schon gut, Tibor, ich habe starke Nerven«, sagte sie mit betont munterer Stimme. »Ich bin an Dramen gewöhnt. Schließlich hat so gut wie jeder hier ein paar Leichen im Keller. Da werde ich diese hier auch noch verkraften.«
    Den beiden Männern war anzusehen, dass ihr Scherz wirkungslos verpufft war, aber immerhin hatte er ihre eigene Nervosität gelindert. Was sollte sie nach Schreberwerder, Hideaway, einer Ehe mit Leo und dem verrückten Haufen in der Transvaalstraße noch groß schockieren können?
    »Wie Sie meinen«, sagte Tibor.
    Trotz seines ausgeprägten Aberglaubens wollte Bruno die Rolle des Beschützers nicht aufgeben, er sprang über seinen Schatten. »Zu zweit ist man weniger allein. Ich komme mit«, sagte er entschlossen. »Ich komme … gerne mit.«
    Sämtliche Bauarbeiter hatten sich im Erdgeschoss versammelt. Niemand sagte ein Wort, als Pippa, Bruno und Tibor in den Keller gingen, aber dann drängten die Männer ebenfalls nach. Unwillkürlich musste Pippa schlucken.
    So ist das also mit der Angst, die sich einstellt, wenn die Zeichen stimmen, dachte sie und sah sich vorsichtig um.
    An der rechten Wandseite klaffte ein großes Loch. Tibor leuchtete mit der Taschenlampe hinein, und Pippa sah einen Gang, der sich in der Dunkelheit verlor. Wände und Decke waren im Halbrund mit Backsteinen ausgemauert, und am Boden verlief eine Schussrinne, die zwar feucht war, aber kein fließendes Wasser führte.
    »Was soll das sein? Ein Geheimgang?«, fragte Pippa ironisch.
    »Eher ein alter Wassertunnel«, erklärte Tibor, »so einen haben wir bei der Renovierung des Vent Fou auch gefunden. Die wurden angelegt, um sämtliches Wasser aufzufangen und in den Lac Chantilly zu leiten. Ein ausgeklügeltes Kanalsystem mit natürlichem Gefälle. Damit hat man seit Jahrhunderten das Dorf trocken gehalten. Eigentlich clever.«
    »Unterirdische Rigole, sozusagen«, sagte Pippa.
    »Und dafür braucht man fast mannshohe Tunnel?«, fragte Bruno verblüfft. »Mitten in Südfrankreich? Solche Regenmengen würde ich eher in England oder Irland erwarten.«
    Tibor zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich konnten die Abschnitte so besser gewartet werden. Jeder Hausbesitzer musste sich wohl um seinen Teil des Kanals kümmern – deshalb nur die Bretterwand.«
    »Na, dann ist doch alles klar«, sagte Bruno erleichtert. »Das Haus bekommt eine ordentliche Drainage, die Wand wird wieder hochgezogen, und du lässt eine Einstiegsluke für die Kanalwartung. Problem gelöst.«
    Tibor machte ein paar Schritte in den Tunnel und drehte sich zu ihnen um. »Schon klar. Deshalb habe ich Pippa auch nicht geholt.« Seine Stimme hallte dumpf und eindringlich durch den Gang. Der tanzende Lichtstrahl der Taschenlampe verstärkte den unheimlichen Effekt. Er zeigte neben sich. »Die Frage ist: Was machen wir hiermit?«
    Pippa seufzte und kletterte über die Lehm- und Bretterreste zu Tibor hinüber. Der Polier stand an einer gemauerten Nische, wo früher einmal eine Eisenleiter durch einen mittlerweile verschlossenen Gullideckel ans Tageslicht geführt hatte. Die Leiter lag am Boden, und lediglich einige durchgerostete Halterungen waren an der Wand zurückgeblieben.
    Tibor richtete die Taschenlampe auf die Wand. »Da«, sagte er und trat beiseite, um den Blick freizugeben.
    An der Wand klebten Fotos von Pascal. Auf allen Bildern waren seine Augen ausgestochen und sein Herz mit langen Nägeln durchbohrt. Daran baumelten faulige Rattenschwänze und lange rote Schleifenbänder, die wohl den Eindruck erwecken sollten, als würde Blut aus den Herzen fließen.
    »Oh«, sagte Pippa und trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
    Tibor bewegte den Lichtstrahl der Taschenlampe, und sie entdeckte weitere Fotos: von Lisette und Ferdinand und sogar eines von sich selbst, auf die gleiche Weise verunstaltet wie die von Pascal. Umrahmt wurde das Ganze von zahlreichen alten Zeitungsausschnitten zum Verschwinden von Jean Didier. Auf einigen der verrostenden Halterungen der Leiter standen abgebrannte dicke Kerzen, deren herabgelaufenes Wachs beeindruckende Stalagmiten gebildet hatte.
    »Voodoo!«, keuchte Bruno

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