Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
neben ihr. »Wie kommt denn das hierher? Das ist nicht gut – das ist gar nicht gut!«
Er schrie entsetzt auf, als ihm eine Ratte über die Füße lief und quiekend im Dunkel des Ganges verschwand.
Nachdenklich betrachtete Pippa die Wand. »Nein, das ist nicht gut. Die Wut der Didiers auf Pascal, die Legrands – und auf mich – ist wohl doch größer, als wir dachten.«
»Du glaubst, das waren die Didiers?« Bruno starrte sie ungläubig an und schüttelte dann den Kopf. Er war eindeutig nicht bereit, eine derart pragmatische Erklärung für den gruseligen Schrein im Untergrund zu akzeptieren.
»Nicht Thierry oder Cateline«, sagte Pippa langsam, »ich denke eher an die Viererbande.«
Sie wandte sich zu den beiden Männern um. »Ich möchte, dass dies alles hier unter uns bleibt.«
»Sollen wir uns auf die Lauer legen?«, fragte Tibor, der mit Pippas Theorie zu den Schuldigen deutlich zufriedener war als Bruno. »Und rausfinden, ob Ihre Vermutung stimmt?«
»Das kann nicht schaden«, sagte Pippa. »Meinen Sie, dass Ihre Männer den Mund halten können, bis wir wissen, wer es war?«
Tibor nickte und grinste breit. »Klar. Wenn ich daraus eine Wette mache.«
»Dass du so cool bleiben konntest«, sagte Bruno und bog mit so viel Schwung in einen Waldweg ein, dass Pippa sich am Türgriff festklammerte.
Sie rumpelten an einem Bach entlang durch dichten Buchenwald. Ab und zu führte ein schmaler Brettersteg über das flott dahinfließende Wasser. An einer Abzweigung wies ein Schild nach rechts über eine alte Eisenbrücke, die sowohl den Bach als auch eine trockene Rigole überspannte. Der Weg zum Paradies, dachte Pippa und lächelte. Ein wirklich romantischer Ort für einen Urlaub.
Der Wasserlauf wurde breiter und reißender. Er floss an mehreren Wehrstufen vorbei talwärts, während sie sich weiter mit dem alten Citroën den Berg hinaufkämpften.
»Dieses Kinder-Voodoo hat dich wirklich erschreckt, oder?«, fragte sie, und Bruno nickte heftig.
»Ich weiß ja, dass du mich für albern hältst«, sagte er, »aber nachdem das mit Franz passiert ist, liegen meine Nerven blank. Du kannst dich natürlich darauf verlassen, dass ich den anderen kein Sterbenswort erzähle. Ich will nicht, dass sie in Panik geraten. Ich weiß, wovon ich spreche: Ich habe Dutzende Dinge erlebt, die mich vorsichtig gemacht haben.«
Er stürzte sich in Geschichten über schwarze Katzen, Unglückszahlen und Leitern, unter denen er leichtsinnig hindurchgegangen war und die prompt Fürchterliches ausgelöst hatten.
»Bruno, hör bitte endlich auf«, unterbrach Pippa ihn schließlich, »hast du denn kein anderes Gesprächsthema?«
Bruno deutete durch die Windschutzscheibe auf große Trittsteine, die im schäumenden Wasser des Baches einen Übergang markierten.
»Von hier aus ist es nicht mehr weit«, murmelte er. »Wenn man den Fußweg heraufkommt, sind die Trittsteine die letzte Hürde. Dann hat man es fast geschafft.«
Pippa reckte den Hals und sah zurück zu dem Übergang. »Ganz ohne Geländer – das gäbe es in Deutschland nicht.«
Bruno nickte. »Dabei sind die Steine weit über einen Meter hoch. Und wenn der Bach viel Wasser führt, auch gerne mal rutschig. In unserem HY ist es viel bequemer.«
Pippa hörte an seiner Stimme, dass er zwar auf ihre Bemerkung geantwortet hatte, aber nicht wirklich bei der Sache war. Sie fing einen schnellen Seitenblick von ihm auf und sah, dass er nervös an der Unterlippe nagte.
»Ich muss dir etwas sagen, Pippa.« Ihm war sichtlich unbehaglich.
»Raus damit.«
»Kannst du dich noch an unser Kaffeekränzchen am See erinnern?«, fragte er vorsichtig.
»Obstkuchen und Sahnehügel – wie könnte ich das vergessen?« Pippa lachte. »Außerdem ist das erst zwei Tage her.«
»Fühlt sich aber länger an«, sagte Bruno düster. »Viel länger.«
Pippa gab zu, dass die Ereignisse der vergangenen achtundvierzig Stunden selbst eine ganze Woche hätten geschäftig wirken lassen.
»Was hat das mit unserem Kaffee am See zu tun?«, fragte sie.
Bruno räusperte sich. »Wir … Abel und ich … wir haben dich gesucht. Nicht Cateline.«
»Dachte ich mir.«
»Echt? Wieso denn?« Bruno blickte erstaunt zu ihr herüber.
»Zu wenig Kuchen«, antwortete Pippa. »Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ihr Kuchen für drei kauft, wenn ihr vier Personen erwartet.« Sie zwinkerte ihm zu. »Nicht, wenn du dabei bist.«
Bruno wurde rot. »Du bist eben doch eine Detektivin.«
»Nein, nur jemand, der
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