Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
deinen Verzicht zu schätzen weiß.« Sie stieß ihm freundschaftlich in die Seite. »Also raus mit der Sprache: Warum diese heroische Selbstaufgabe?«
Eine Lichtung kam in Sicht, und Pippa konnte die Kiemenkerle sehen, die sich erwartungsvoll nach dem Motorengeräusch umblickten.
»Wir wollten dich warnen. Damit du dir nicht weiter Hoffnungen machst – und dann enttäuscht wirst.«
Pippa rollte mit den Augen. Das würde Wolfgang Schmidt gar nicht gefallen. Offenbar war Pascals Geheimnis und ihre Vorliebe für ihn schon durch andere Kanäle ins offene Meer gesickert. Und dieser Kanal konnte nur weiblich sein.
»Verstehe«, sagte sie leise. »Tatjana!«
Bruno schnaufte. »Du hast es gewusst? Und es macht dir nichts aus?«
»Keine Angst. Die Affäre zwischen Tatjana und Pascal war nur gespielt! Die muss mich nicht stören.«
»Pascal?« Bruno ging vom Gas, bremste und starrte sie an. »Wieso Pascal? Ich rede von Wolle. Unser Kommissar liebt Tatjana. Schon seit Ewigkeiten.«
Die Angler kamen auf den Wagen zu, während Bruno mit angehaltenem Atem Pippas Reaktion erwartete.
Pippas Augen weiteten sich ungläubig. Dann prustete sie los und lachte, bis ihr die Seite weh tat. Schließlich wischte sie sich die Lachtränen von den Wangen und sagte: »Das ist doch endlich mal eine gute Nachricht.«
Kapitel 18
P ippa sprang gutgelaunt aus dem alten Citroën-Lieferwagen und weidete sich an Brunos Fassungslosigkeit angesichts ihrer unerwarteten Reaktion.
Sie streckte sich und atmete tief ein. Die würzige Waldluft vermischte sich mit dem köstlichen Duft bratender Fische.
»Hm, Forelle«, sagte sie. »Da läuft mir das Wasser im Munde zusammen.«
Sissi und den Kiemenkerlen ging es beim Anblick der Vent-Fou-Delikatessen ebenso, denn sie ließen alles stehen und liegen und umringten den Wagen mit großem Hallo. Nur Alexandre Tisserand ließ sich nicht stören und blieb an seiner Staffelei.
»Essen auf Rädern – und keinen Moment zu früh!«, rief Sissi. »Hier drohte schon der Aufstand.« Sie umarmte Pippa herzlich.
»Keine Panik – auf Pascal ist Verlass. Er hat mehr als genug für alle eingepackt«, antwortete Pippa und sah sich um.
Am offenen Unterstand, in dem ein grob gezimmerter Tisch mit einfachen Holzbänken auf das Picknick wartete, vereinigten sich zwei kleinere Wasserläufe zum Paradiesbach, der im Tal den Lac Chantilly speiste. Ein Stück weiter befand sich ein ansehnliches Wehr, mit dem der Wasserwart die Zuflussmenge für den See regulieren konnte. Eine zusätzliche glatte Schussrinne diente als Überlauf, um Überschwemmungen zu verhindern.
Das Stauwehr ist voll und die Wasserrinne tief – so langsam glaube ich, dass es hier mehr regnen kann, als man das für Südfrankreich vermutet, dachte Pippa.
»Das ist ja ein verträumtes Plätzchen hier«, sagte sie begeistert.
»Und – ausgeschlafen?« Wolfgang Schmidt warf einen Seitenblick auf Pippa und nahm von Bruno einen großen Korb mit Baguettestangen und frischem Bauernbrot entgegen.
»Ausgeschlafener als du denkst«, antwortete Bruno und grinste zufrieden. Er reichte das Essen weiter an die Kiemenkerle, die die Schüsseln und Platten voller Vorfreude zum Unterstand trugen und auf dem Tisch verteilten.
Pippa stellte fest, dass Leo nicht unter den Männern war, und murmelte, mehr zu sich selbst: »Darauf hätte ich gefahrlos mit Tibor wetten können.«
Gemeinsam mit Bruno, Abel, Lothar und Sissi deckte sie den Tisch, während Gerald Remmertshausen an einem Grillrost stand und die erste Lage Forellen wendete.
»Die dritte von links habe ich gefangen«, sagte Sissi.
Pippa gratulierte mit echter Bewunderung, und Sissi errötete stolz.
Achim Schwätzer verzog den Mund. »Das arme Vieh ist aus purem Entsetzen gestorben, als es begriffen hat, dass es an der Angel einer Frau hängt. Außerdem – was ist schon eine einzige Forelle? Du kannst von Glück sagen, dass man nicht nur essen darf, was man selbst gefangen hat, sonst …«
»Von dir sind vermutlich alle anderen Forellen?«, fragte Pippa kampflustig.
Schwätzer warf ihr einen giftigen Blick zu. »Ich hatte noch keine Gelegenheit. An meinem Abschnitt standen zu viele Leute, sonst hätte ich sicherlich …«
Pippa winkte lässig ab. » Natürlich, Achim. Wie gut für dich, dass deine Regel nicht gilt – sonst müsstest du heute hungern.«
Hotte lachte meckernd und rief: »Pech gehabt, alter Knabe! Es gibt auch Frauen, die du nicht beeindruckst!«
»Meines Wissens gibt es nur
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