Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
eurem Weibergeschwätz. Ich habe gleich gesagt: die Frauen und die Zahl Dreizehn werden wir noch bereuen.«
»Das habe ich gesagt! Das ist mein Satz!«, beschwerte Bruno sich empört.
»Typisch Achim – reagiert absolut humorlos, wenn ihm einer das Wasser reichen kann.« Sissi kicherte amüsiert.
»Ein e «, korrigierte Pippa, »das ist ja das Schlimme.«
Wieder lachten alle und spendeten Beifall. Achim Schwätzer erkannte, dass er den Schlagabtausch verloren hatte, verließ – wie vorher Gerald – beleidigt die Angelstelle und schlug den Heimweg ein.
»Nachdem nun hoffentlich sämtliches Pulver verschossen ist«, sagte Vinzenz und seufzte, »können wir uns jetzt vielleicht mit den friedvollen Bächen der Montagne Noire und ihrem Fischreichtum beschäftigen. Alexandre möchte uns gern etwas darüber erzählen. Alexandre – du hast mein Versprechen, dass wir alle so friedlich lauschen werden, wie es dieser Idylle geziemt.«
Tisserand nickte lächelnd. »Vielen Dank, Vinzenz. Diese Bäche hier fließen zum Wehr und können dort reguliert werden. Die Rinne, die ihr dort seht, Rigole genannt, wird nur bei Unwetter benutzt. Dann wird auch das Wehr in ihre Richtung geöffnet, und die Wassermassen schießen durch das gemauerte Bett zu Tal.« Er deutete auf den Bach, an dem sie standen. »An Tagen wie heute reicht die Kapazität des Paradiesbaches aus, um das Wasser zum Lac Chantilly zu bringen.«
Während Tisserand anschaulich erklärte, beobachtete Pippa die Kiemenkerle. Offenbar nahm niemand Geralds oder Achims Ausbrüche allzu ernst – aber traurig über den demonstrativen Abgang erst des einen und dann des anderen schienen sie ebenfalls nicht zu sein.
Die Nerven liegen nach dem plötzlichen Tod Teschkes eben blank, dachte Pippa, und ich bin sicher, dass alle erschrockener sind, als sie zugeben wollen. Kann einer von ihnen diese ungute Situation herbeigeführt haben? Ist einer von ihnen ein Mörder?
Sie musterte Tisserands Zuhörer. Alle waren ganz bei der Sache und lauschten interessiert, wie er von den unzähligen Zuläufen in die verschiedenen Stauseen erzählte, die den berühmten Canal du Midi speisen. Sie konnte sich die Ungeheuerlichkeit, dass einer unter ihnen Teschke umgebracht haben sollte, beim besten Willen nicht vorstellen.
»Und es ist ganz gleich, wo Sie sich mit Ihrer Angelrute hinstellen«, sagte Tisserand, »von den Bächen im tiefsten Buchenwald bis hin zu den künstlich angelegten Wasserwegen – überall werden Sie prächtige Fänge machen. Hier in Südfrankreich werden die größten Fische aus dem Wasser gezogen, die die Welt je gesehen hat. Der – wenn auch inoffizielle – Weltrekord liegt bei mehr als einundvierzig Kilo für einen Karpfen. 2008 wurde er in einem See bei Dijon gefangen, nur ein paar Autostunden von hier entfernt.«
Das beeindruckende Gewicht des Rekordkarpfens löste bei den Männern ehrfürchtiges Gemurmel aus.
»So viele Bäche, so viele Seen – so wenig Zeit«, sagte Rudi sehnsüchtig.
Tisserand lächelte und fuhr fort: »Wenn das Wetter sich hält, zeige ich Ihnen gerne meinen Lieblingsplatz: Prise d’eau d’Alzeau, sozusagen der Ausgangspunkt aller Wasser des Canal du Midi. Dort steht auch ein Denkmal für Pierre Paul Riquet, den genialen Konstrukteur dieser einzigartigen Anlage. Dort oben beginnt das Wassernetz, das seit der Zeit Ludwigs XIV. dafür sorgt, dass der Regen dieser Berge dorthin gelangt, wo er am dringendsten gebraucht wird: in den Kanal des Südens.«
»Nehmt nur euer Angelzeug – ich packe alles ein, was ins Vent Fou muss«, sagte Pippa eine gute Stunde später, als es an den Aufbruch zurück ins Tal ging. »Ihr könnt ruhig schon loslaufen.«
Bruno war die Enttäuschung deutlich anzusehen, als er ihr den Schlüssel für den Citroën HY aushändigte. »Bist du sicher, dass du allein aufräumen willst?«, fragte er und setzte hoffnungsvoll hinzu: »Ich helfe wirklich gern!«
Pippa ahnte, warum er ihr dieses Angebot machte. »Du kannst mit mir hinunterfahren, wenn du willst.«
Er zögerte kurz, schüttelte aber dann den Kopf. »Ich verstehe schon – du willst mal fünf Minuten deine Ruhe.« Unauffällig deutete er mit dem Kopf auf Wolfgang Schmidt, der ein paar Schritte entfernt den Grill reinigte. »Du brauchst Zeit zum Nachdenken. Ein gemächlicher Spaziergang zurück ins Tal tut mir ganz gut. Ich werde sowieso immer bequemer und steifer.«
Als wollte er seine eigenen Worte Lügen strafen, ergriff er den riesigen,
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