Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
und in deinem Fall bin ich ganz besonders gern zu Diensten.«
Gerald Remmertshausen machte einen langen Schritt hinüber zum Unterstand, riss die Grillzange vom Rost und ging drohend auf Schwätzer zu. Obwohl er die glühend heiße Zange direkt vor Schwätzers Gesicht hielt, wich dieser keinen Millimeter zurück. Die Umstehenden sahen atemlos zu, aber niemand griff ein.
»Ich warne dich, Achim«, zischte Remmertshausen drohend, »treib es nicht zu weit.«
Achim Schwätzer zuckte nicht mit der Wimper, sondern beantwortete die Drohung mit einem mokanten Lächeln.
Remmertshausen rang sichtlich um Fassung. Schließlich ließ er die Grillzange ins Gras fallen, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und stapfte wütend davon.
»Bleib doch hier, Gerald«, rief Bruno hinter ihm her, »du weißt doch, wie er ist! Du weißt doch, wie Achim ist …«
Aber Remmertshausen reagierte nicht, sondern schlug den Weg in Richtung Chantilly ein und verschwand hinter einer Wegbiegung.
»Er weiß doch, wie Achim ist …«, murmelte Bruno noch einmal betrübt.
»Eben«, sagte Achim Schwätzer und warf einen beredten Blick auf Sissi, »und die Damen wissen es auch … früher oder später …«
»Du lässt deine Dreckspfoten von meiner Frau!«, schrie Lothar Edelmuth unbeherrscht, bevor Sissi ihn stoppen konnte.
»Lothar hat Angst um die Einzige, die sich je nach ihm umgedreht hat«, stänkerte Schwätzer unbeirrt weiter, »und jede Menge Angst vor dem direkten Vergleich, nehme ich an. Kann man ja verstehen.«
Lothar riss sich von Sissi los und machte einen Satz auf Schwätzer zu, der auch diesmal nicht zurückwich.
»Sieh an, Lothar Edelmuth verliert seinen Edelmut …« Achim Schwätzer kicherte anzüglich. »Du solltest dir stattdessen ein Beispiel an deinem Namensvetter nehmen, Lothar … oder bist du auch kein guter Fußballspieler?«
Lothar holte aus, um zuzuschlagen, aber Wolfgang Schmidt drängte sich schnell zwischen die beiden. »Es reicht jetzt, Achim«, fuhr er Schwätzer an, »es reicht schon lange. Pass auf, dass du den Mund nicht voller nimmst, als du auch schlucken kannst, hörst du?«
Achim Schwätzer schnaubte ärgerlich.
Es ist, als hätte er eine Schlägerei mit Lothar geradezu herbeigesehnt, dachte Pippa, so als müsste er nach der Konfrontation mit Gerald unbedingt Dampf ablassen …
»Mach dir um die Größe meines Mundes mal keine Sorgen, Wolfgang«, fauchte Schwätzer. »Was ich will, das kriege ich auch. Ich nehme mir, was ich brauche.«
Pippa riss der Geduldsfaden. Sie hatte die Nase voll von Imponiergehabe, dummen Sprüchen und zweideutigem Gerede.
»Ach wirklich, tust du das?«, sagte sie eisig zu Achim Schwätzer. »Und wenn es nicht klappt? Wird die Frau dann einfach als uninteressant oder als Niete eingestuft?«
Schwätzers Lippen wurden schmal. »Höre ich Eifersucht? Habe ich dich bisher nicht genug beachtet? Ist Wolle zu selten zu Hause?«
Ehe sie reagieren konnte, ließ Schwätzer seine Angel fallen, legte Pippa den Arm um die Taille und zog sie an sich. Mit der freien Hand zog er ihr die Schiebermütze vom Kopf, und ihre roten Locken fluteten über ihre Schultern. Pippa wand sich in seinem Griff, aber er hielt sie fest.
»Rotes Haar – das hätte ich auch versteckt«, höhnte Schwätzer, »aber immerhin: Ihr sollt gute Liebhaberinnen sein … leidenschaftlich.«
»Und wie!«, schrie Pippa, befreite sich mit einem Ruck und schlug ihm mitten ins Gesicht.
Schwätzer fuhr überrascht zurück und presste eine Hand an seine knallrote Wange. Die umstehenden Männer, die schon Anstalten gemacht hatten, Pippa zu Hilfe zu eilen, lachten und applaudierten ihr, was Schwätzer nur noch wütender machte.
»Du blödes, fettes Nilpferd!«, brüllte er, völlig außer sich. »Du hältst dich wohl für etwas Besonderes! Und dabei bist du bei allen Männern immer nur die Nummer zwei, weil sie die Nummer eins nicht haben können – die gehört nämlich mir!«
Er redet von Tatjana, dachte Pippa und spürte sofort das Bedürfnis, diese zu verteidigen. »Was zu beweisen wäre«, schoss sie zurück. »Ich glaube viel eher, sie hat dich in der Hand.« Sie pustete über ihre leere Handfläche. »… und sie kann dich so leicht wegblasen.«
Schwätzer erstarrte und wurde blass. Seine Stimme klang unsicher, als er schließlich sagte: »Ach ja? Du und sie – ihr seid wohl neuerdings Beichtschwestern? Erzählt euch alles, was? Passt bloß auf, dass ihr euch nicht in die eigene Tasche lügt mit
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