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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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Hessinnen. Muss ich nach Berlin fahren, um am Abend in der Sauna Hessisch zu hören? Offenbar ist es so.
    «Duut der einfach zum Arzt gehe, Routinedings … und zack, Kräpps.»
    «Näh, net Kräpps, Hirntumor.»
    «Na, das ist doch das Gleische. Macht de Bock aach net fett, oder net?»
    «Drei Woche späder ist er dooht. Zack!»
    «Schlimm, schlimm!»
    «So schnell kann’s gehe.»
    «Kerlekerle.»
    «Hör mir uff.»
    Ich höre auch uff, verlasse schon nach vier Minuten die Sauna, dusche mich ab, umbademantele mich wieder mit meinem neckischen Kleidchen und batsche in meinen Einweg-Badeschläppchen den Weg zurück ins Hotelzimmer.
     
    Am nächsten Morgen geht es meiner Mutter körperlich viel, psychisch allerdings so gar nicht besser. Sie wolle sofort abreisen aus dieser grausamen Stadt, in der wahllos auf Beerdigungen herumgeschossen wird.
    Kurz versuche ich noch, sie von diesem überhasteten Beschluss abzubringen, doch schnell ist klar, dass ich keine Chance habe. Und ein klein wenig kann ich sie auch verstehen.
    «Ich glaube, dein Vater braucht nun die Ruhe des Vogelsberges. Er muss sich da jetzt dringend erholen», sagt Mutter, doch ich bin sicher, dass sie von sich selber spricht.
    Mit gepackten Koffern und gehetztem Blick steht sie in der Lobby, während mein Vater an der Rezeption die eigentlich noch ausstehende Nacht kostenfrei zu stornieren versucht. Nach einer kurzen Diskussion mit einem zu häufig lächelnden großzahnigen Hotelangestellten erreicht er schlussendlich sein Ziel. Ich bringe das Gepäck zu dem vor dem Eingang wartenden Taxi, und meine Eltern begeben sich auf ihre überstürzte Heimreise.
    JVA Butzbach, 18 . 4 . 1992
    kirsten! ich konnte nicht schlafen heute nacht. weil ein gedanke mir nicht aus dem kopf gehen wollte. was wäre passiert, wenn ich dich nicht gerettet hätte? was hätte dein vater mit dir gemacht? ich hätte das nicht ertragen können. ich hätte dich ihm niemals überlassen. es war mir egal, was unsere eltern über uns dachten. das weißt du. was wussten die schon über uns? überhaupt wusste niemand was über uns. ich hab immer mitbekommen, wie die männer bei der arbeit über mich redeten. über uns redeten. sollten sie doch. lachen, ihre witze machen. sie haben eben keine ahnung, was es bedeutet, füreinander bestimmt zu sein. manchmal, wenn du nicht um punkt 4 bei der lichtung warst, sondern erst um vier nach oder so, dann waren das die schmerzhaftesten minuten meines lebens. die waren länger als die drei jahre bisher hier im knast. ich stellte mir vor, dass dir etwas passiert war oder schlimmer: dass du gar nicht mehr kommen willst. da wurde meine kehle immer ganz trocken.
    ich weiß, dass du jetzt gerade an mich denkst, ich weiß es. ich tue hier nichts anderes. die schläge, die ich hier einstecke, machen mir nichts aus. jedes mal, wenn mir dieser mirko-wichser ins gesicht schlägt, stelle ich mir dich vor und höre deine stimme. jeder schlag bringt mich näher zu dir. für dich, mein engel, stecke ich das alles ein. das ist kein problem. und ich weiß, dass du das auch tun würdest. dein maik

Kapitel 5
    D ie Polizeidirektion  2 in Berlin-Charlottenburg macht für einen Sehrkleinstädter wie mich schon so einiges her. Ein riesiger Bienenstock, in dem unzählige Polizeibeamte geschäftig umherrennen und dabei vermutlich im Sekundentakt die ganz großen Dinger aufklären. Hier geht es rund um die Uhr um Mord, Mafia und Menschenhandel, da bin ich mir sicher. Da ist es bei uns etwas anders. Ruhiger, will ich mal sagen. Es ist durchaus beeindruckend, wenn zum unmittelbaren Einsatzbereich das Olympiastadion, die Waldbühne oder das Internationale Congress Centrum zählt. Wir haben solche Dinge im Vogelsberg eher nicht. Statt ICC heißt es bei uns DGH . Dorfgemeinschaftshaus!
    Dementsprechend klein und provinziell fühle ich mich, während ich im Wartebereich dieses irrsinnig großen Baus auf Miriam warte und zwei nervös hechelnde Hunde an der Leine vergeblich zum Sitzen zwinge. Berlusconi hörte noch nie gut auf meine Kommandos, und Charlie lernt sehr viel von seinem Vater. Verlässlich springen sie zu jedem «Sitz»-Ausruf an mir hoch und erwarten eine Leckerli-Belohnung.
    Ich bin froh, dass mich gleich Miriam abholen wird und ich ihr Büro nicht alleine suchen muss. Ich würde kläglich scheitern, sodass über Lautsprecher durchgesagt werden müsste:
    «Der kleine Henning Bröhmann aus dem winzigen, provinziellen Oberhessen hat sich bei der großen Berliner Polizei

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