Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
Vom Netzwerk:
verlaufen und möchte bitte von seiner ehemaligen Assistentin Miriam Meisler, die inzwischen den Absprung in die Weltstadt geschafft hat, im Spieleparadies abgeholt werden.»
    Während ich weiter warte und Charlie unaufhörlich vor sich hin fiept, denke ich an meinen Arbeitsalltag zu Hause: an meinem Kollegen Teichner, den ich nun seit neun Jahren fast täglich sehe und fast genauso lange hasse. O.k., Hass ist ein starkes Wort, ich weiß, doch Abneigung wäre ein bisschen untertrieben. Er könnte einem eigentlich auch leidtun oder zumindest egal sein. Doch dann dürfte ich nicht so eng mit ihm zusammenarbeiten. Manchmal allerdings, zugegebenermaßen äußerst selten, hat es auch etwas Gutes, jemanden wie Teichner im Team zu haben. Ich kann mich zu jeder Zeit über ihn ärgern und zur Belohnung anschließend hemmungslos mit meinem geschätzten Kollegen Markus Meirich lästern. Fiele das weg, entstünde da eine Lücke, und ich würde diese vermutlich am Ende mit Selbstbeschimpfung kompensieren. Das wäre nicht gesund. So jemand wie Teichner würde hier in dieser Westberliner Polizeidirektion niemals überleben können. Davon bin ich felsenfest überzeugt.  
    Ich stelle mich vor ein Schwarzes Brett und überfliege flüchtig die Aushänge. Ich bin kein sonderlich religiöser Mensch, und auch Schicksalsgläubigkeit ist mir eher fremd, doch dass ich während all dieser Gedanken in diesem Moment die Stellenausschreibung entdecke, halte ich nun einfach mal für Bestimmung.
    Ein Polizeihauptkommissar wird gesucht. Ab September. Unbefristet. Aha.
    Und hier, liebe Berliner, hört mal her, hier steht er, euer zukünftiger Hauptkommissar. Warum mich immer kleiner machen, als ich bin? Warum immer von mir selber behaupten, dass ich kein guter Polizist sei? Wer hat denn in den letzten beiden Jahren all diese Morde im Vogelsberg aufgeklärt? Ich! Also fast, okay, manchmal mischte auch Kommissar Zufall etwas mit. Oder Kollegen halfen. Aber egal, warum mich nicht einfach mal was trauen?
    «Henning?»
    Warum nicht einfach mal die Scheiß-Heimat hinter sich lassen? Ich bin jetzt vierzig! Wenn nicht jetzt, wann dann? Nicht immer alles zerdenken, einfach mal machen, Herr Bröhmann. Also, der Entschluss steht fest!
    «Henning, huhu?»
    «Wuff!»
    Ich werde mich hier bewerben. Punkt! Und ich weiß, jawohl, ich werde sie bekommen, diese Stelle. Denn es ist kein Zufall, dass ich an diesem Tag in diesem Moment an diesem Ort stehe und diesen Aushang sehe. Und es ist erst recht kein Zufall, dass gestern diese Schüsse fielen und dass dann auch noch Miriam Meisler aufgetaucht ist.
    «Hallooo, Hääääänning.»
    Nein, das alles sind Zeichen. Zeichen der anstehenden Veränderung. Weltstadt, ich komme! Ich weiß, du hast auf mich gewartet.
    « HENNING !»
    « WUFFWUFF !»
    Ich zucke zusammen. Berlusconi bellt, und Miriam steht hinter mir.
    «Oh, ja, hallo, ah, da bist du ja …»
    Sie blickt mich gleichermaßen prüfend wie spöttisch an: «Alles klar bei dir?»
    «Ja sicher, warum denn nicht?»
    «Weil ich dich schon ein paarmal angeredet habe und du nicht reagiert hast.»
    «Oh, Entschuldigung, ich war etwas in Gedanken.»
    Wir umarmen uns zur Begrüßung, und ich gebe ihr intuitiv einen Kuss auf ihre Wange. Miriam lächelt gelassen, und in mir flackern kurz hitzige Bilder unserer Liebesnacht auf. Sachlich machen wir uns dann aber auf den Weg zu ihrem Büro. Die Hunde zerre ich mit. Beziehungsweise sie mich. Währenddessen blicke ich mich immer wieder um und weiß: Das, mein lieber Henning Bröhmann, wird vielleicht nicht alles mal deins sein, das nicht, aber arbeiten, arbeiten wirst du hier!
     
    In Miriams Büro sitzt ihr Kollege und Vorgesetzter Rafael Brunschel, mit dem ich ja bereits auf dem Friedhof das Vergnügen hatte.
    «Guten Tag», sage ich mit betont fester, selbstbewusster Stimme und halte ihm die Hand hin.
    «Momendle noch», sagt er, ohne vom Computer aufzublicken. Ich ziehe meine Hand zurück, stehe wie ein Schulbub vor ihm, blicke auf sein dünnes Haar und auf das hochgegelte schwarze Resthaarzipfelchen über seiner Stirn.
    «So», schmettert er dann, blickt zu mir auf und ruft: «Aaaaah, unser Vögelsberger Kolleeehsch.» Das Wort «Kolleeehsch» wiederholt er noch mal, sodass mir bitter klar wird, dass er den hessischen Dialekt scherzhaft zu imitieren versucht. Er landet damit allerdings weder bei mir noch bei Miriam. Ich lächle wenigstens höflich.
    «Dit ist schon a weng beeindruckend hier, was?», sagt er, breitet dabei

Weitere Kostenlose Bücher