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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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seine Arme aus und dreht sich um die eigene Achse.
    «Wieso, was meinen Sie?», frage ich nach.
    «Na ja, icke weeß doch, wie das ist. Wenn man vom Land kommt. Dit war ein Kuldurschock, als icke vor ein paar Jahren ausm Frrränggischen hierherkam. Icke bin auch vom Dorf, wissen Se? Aus der Nähe von Erlangen, Nürnberch, die Egge … Ich hab schon a weng gebrrrraucht, mich zu assimilieren, wenn Sie wissen, was ick meene.»
    Brunschel spricht wie Lothar Matthäus in der Rolle des «Hauptmanns von Köpenick». Wenn sein antrainiertes Berlinerisch ähnlich gekonnt ist wie der klägliche Hessisch-Versuch, wird er bei seinen Kollegen ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen.
    «Ich schlage vor, wir fangen mal an», unterbricht Miriam ihren Chef in erfrischend klarem Hochdeutsch. «Wir haben bisher eigentlich nur Fragen und keine Antworten. War es ein gezielter Mordanschlag? Und wenn ja, wen sollte er treffen? War der Tote, Roland Dürrstein, das Ziel des Täters? Steht die Tat in Zusammenhang mit dem Beerdigten, also mit Viktor Gummer? Dürrstein war Gummers Neffe. Er war kein Polizist, sondern Bauingenieur und lebte in Braunschweig. Sollte es die Polizei im Allgemeinen treffen? Oder waren es wahllos abgefeuerte Schüsse? Es waren allerdings nur deren zwei, die beide in die gleiche Richtung zielten, sodass man einen klassischen Amoklauf ausschließen kann.»
    Miriam macht eine kleine Pause und studiert mit der ihr eigenen Ruhe ihre Aufzeichnungen. Ich spüre einen stechenden Schmerz in der linken Brusthälfte und gehe selbstverständlich von einem Herzinfarkt aus. Wie immer denke ich nie an Muskelverspannungen und dergleichen. Ich denke in diesen Dingen immer an das Schlimmste. Ich hatte schon 47  Infarkte, 18  Schlaganfälle, 32  Hirntumore. In meiner Phantasie.
    Diesmal aber ist es ernst. Da bin ich sicher. Mein Herz schlägt schneller, ja, es rast. Ich will mir aber nichts anmerken lassen. Nicht vor diesem berlinfränkischen Hessenparodisten.
    «So kommen wir zwangsläufig zu dir und deinem Vater, Henning», fährt Miriam fort. «Wie schon gesagt, beide Schüsse wurden in die gleiche Richtung abgefeuert, könnten also auch euch gemeint haben. Wir können das nicht ausschließen, auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist. Schließlich muss man nicht nach Berlin reisen, um euch umzulegen, das kann man vermutlich doch besser bei euch im Vogelsberg erledigen, ist doch deutlich überschaubarer», witzelt sie und erwartet von mir eine entsprechende Reaktion. Doch ich bin damit beschäftigt, meinen Infarkt zu vertuschen, und schwitze stark.
    «Alles o.k., Henning?», fragt sie.
    «Dit war doch nur ein Spässla», fügt Brunschel hinzu, und erst jetzt fällt mir auf, dass er die hässlichste Brille trägt, die ich jemals gesehen habe.
    «Jaha, ich weiß», presse ich heraus und versuche, dabei die Contenance zu wahren. Schließlich werde ich hier bald arbeiten, und da wäre es blöd, wenn ich nun gleich vom Stuhl kippte.
    «Habt ihr denn schon irgendwelche Verdächtigen?», frage ich, bemüht, die Aufmerksamkeit von mir zu lenken.
    «Wie haben elf Leute verhört, die sich zur Tatzeit in der Nähe des Friedhofs aufhielten. Einige Kollegen haben nach den Schüssen schnell reagiert und sie vernehmen können. Es ist so gut wie ausgeschlossen, dass einer von denen der Täter war.»
    Brunschel streichelt Berlusconi. «Dit ist ja ein janz Lieber … wie heißt der denn?»
    «Knurr», sagt Berlusconi, und das sagt er sonst eher selten. Doch er hat eine gute Menschenkenntnis.
    «Fiffi», antworte ich matt, um Nachfragen zu vermeiden.
    Miriam nimmt den Faden wieder auf. «Es ist bisher wahnsinnig schwer, ein Motiv zu finden, da wir ja noch nicht einmal wissen, ob das Todesopfer überhaupt getroffen werden sollte. Wir tappen da also extrem im Dunkeln.»
    Noch immer will sich dieses innere Rasen, dieses hektische Aufgeregtheitsgefühl in mir nicht legen. Noch immer schlägt mein Herz viel zu schnell.
    Jetzt schaltet sich Brunschel ein: «Wir beginnen unsere Ermiddlungen, indem wir einfach mal davon ausgehen, dit es keen Zufall war, dass der Mord auf der Beerdigung von Viktor Gummer geschehen ist. Dass die Dahd also mit Gummer in Zusammenhang steht. Wie gut kannten Sie denn den Gummer?»
    «Was, ich?», haspele ich wirr. «Gar nicht, also so gut wie gar nicht. Mein Vater kannte ihn von früher, er hat jahrelang mit ihm zusammengearbeitet. Vielleicht waren sie auch so etwas wie Freunde. Viel mehr weiß ich da auch nicht.»
    «Wir

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