Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
misch zum Ultraschall fährt, der Vollhonk! Mann, isch hab Termin!»
Bei Dieter Gruber sehe ich die linke Augenbraue einen Zentimeter nach oben rutschen. Jochen hat schon längst das Rosentattoo auf ihrer linken Brust entdeckt.
Ich löse mich als Erster aus der Starre, erhebe mich, greife sie sanft am Arm und möchte sie vorsichtig hinausbugsieren.
«Hier ist er nicht, Frau … äh, Sabse, und wir haben hier eine wichtige Besprechung.»
Als ich sie durch die Tür zurückgeschoben habe, frage ich noch kurz: «Ultraschall? Bekommt ihr ein Baby?»
«Wer, wir?»
«Na, Teichner und du.»
«Bin isch scheiße, oder was? Mit Teischi? Isch? Spinnst du? Glaub mir, Alter, so fertisch bin isch noch lange net.»
Ich lasse das mal so stehen, und als ich wieder ins Vernehmungszimmer zurückkehre, sagt Dieter Gruber in verächtlichem Tonfall mit dem Finger zur Tür weisend: «Sehen Sie, genau so sollte unsere Kirsten niemals werden. Dafür haben wir alles getan.»
Markus und ich können darauf nicht mehr eingehen, denn nun höre ich endlich Schritte, die Tür öffnet sich, und die Situation eskaliert viel schneller und heftiger, als ich es mir hätte vorstellen können.
Im selben Moment, in dem Irmtraud und Richard Fichtenau die beiden Grubers am Tisch sitzen sehen, steigt in Irmtraud Fichtenau in einer solchen Geschwindigkeit Wutblut in den Kopf, wie ich es selten erlebt habe. Sie schnauft mit geädertem Hals und schreit dann mit enger, gepresster Stimme: «Da habt ihr die Richtigen! Endlich! Das sind die Verbrecher.
Die
gehören eingesperrt und nicht mein Maik!»
Ihr Mann versucht sie ein wenig zu besänftigen, indem er unaufhörlich leise auf sie einredet, doch vergeblich. Irmtraud Fichtenau spuckt, immer wieder unterbrochen durch einen bellenden, röchelnden Raucherhusten, den beiden Grubers eine beachtliche Ansammlung von Beleidigungen ins Gesicht.
Dieter Gruber erhebt sich, dreht sich von Mutter Fichtenau weg und zischt, nun frei von jeglicher Contenance: «Das muss ich mir von einer Mördermutter nicht bieten lassen.»
In diesem Moment greift diese nach Markus’ Aktenordner, holt aus und trifft Dieter Gruber damit am Kinn. Erst nach diesem Schlag sind wir in der Lage, Irmtraud Fichtenau zu bändigen. Ihr linker Arm wird von ihrem Mann gehalten, den rechten hat Markus fest im Griff. Sie atmet schwer, ihre Lunge rasselt asthmatisch, und zum Finale ihres Ausbruchs spuckt sie Jochen Gruber auf die Schulter. Und zwar in deutlich anderer Weise, als es zwei Schauspieler tun, die sich vor einer Vorstellung «toi, toi, toi» wünschen.
Sohn Gruber springt darauf ungehalten von seinem Stuhl auf. Ich versuche ihn mühsam davon abzuhalten, auf Mutter Fichtenau loszugehen, was mir alleine indes nicht gelingt. Doch mit gemeinsamen Kräften verhindern wir eine weitere Eskalation. Während ich Jochen Gruber im schulmäßigen Polizeigriff unter Kontrolle bringe, richtet sein Vater mit spitzen Fingern den Pullunder, geht bedächtig an uns vorbei und raunt Jochen leise zu: «Ich warte unten im Auto.»
Dann blickt er zu Irmtraud Fichtenau, sagt wie ein Pastor: «Ich bete für Sie, dass Gott nicht allzu hart über Sie richten werde», und verlässt den Raum.
Die von uns gesteuerte Konfrontation hat uns, wie es aussieht, inhaltlich nicht wesentlich weitergebracht. Dafür wurden wir beeindruckte Zeugen eines weiteren Kapitels dieser jahrzehntelangen Familienfehde.
Zehn Minuten später beobachte ich im Bürogang, wie Sabse wüst auf den Kollegen Teichner einschimpft. Sie fuchtelt mit den Händen in der Luft herum und lässt ihre Brüste zornig auf und ab wippen. Teichner guckt nur stumm zu Boden. Ein paar Meter dahinter stehen die Bürokräfte Erika und Moni und bekichern die Szenerie. Mir reicht es. Entschlossen schreite ich auf Sabse und Teichner zu.
«Isch hätte jetzt escht mal gedacht, dass du anners bist als die annern Kerle», schreit sie. Teichner blickt verunsichert zu Erika und Moni, zu denen sich inzwischen auch Ina hinzugesellt hat.
«Dass mer sisch uff disch verlasse kann. Doch tut man sisch auf eusch Ficksäcke verlasse, dann biste … äh, dann kann man einen drauf lasse.»
«Von wegen Ficksack», protestiert Teichner jetzt. «Schön wär’s.»
«Isch weiß», poltert Sabse weiter, sortiert dabei ihre Brüste, die Gefahr liefen, aus dem Ausschnitt zu purzeln. «Das werden wir auch nie. Und wenn de noch so bettelst.»
«Ruhe jetzt», schreie ich dazwischen. «Teichner, geh bitte sofort in dein Büro. Und
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