Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
meines Kollegen ist bedauerlicherweise nicht mehr ganz so hell.
«Oh, äh, sorry», stammele ich.
Markus grummelt, betrachtet missmutig erst mich, dann Charlie und sagt dann: «Sag mal, hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass der so aussieht wie …»
«Ja, das hat man», unterbreche ich ihn rüde, entschuldige mich darauf noch mehrfach, bis Markus schließlich zu seinem Auto geht.
Auf dem Weg in die Küche wundere ich mich ein weiteres Mal über den klinisch reinen, aufgeräumten Zustand des Hauses. Voller Fragen setze ich mir einen Kaffee auf, da erreicht mich eine SMS :
«Die Terrassentür stand offen. Ich hoffe, du magst es so? LG Rike.»
Kapitel 21
U nsere Alsfelder Direktion wird an diesem trüben Nachmittag wieder einmal von Sabse nebst Anhang okkupiert. Zwei adipöse Kinder rennen die Gänge auf und ab, ein drittes saugt an ihrer bleichen entblößten Brust.
«Teichner, das geht so nicht», nehme ich ihn zur Seite. «Wir sind hier eine Polizeidienststelle. Es kann nicht sein, dass deine Freundin nun bald jeden Tag hier mit den Kindern auftaucht. Und dann auch noch hier ihre, ihre Bluse …»
«Hmm», stammelt Teichner kleinlaut und blickt unsicher zu Boden, «ich weiß, Markus hat mir das auch schon gezwitschert. Ich hab’s der Sabse ja auch schon gesagt, aber was will mer mache, die kommt einfach trotzdem immer wieder hierher. Ich glaub, der ist langweilig daheim mit den vielen Kindern. Frauen halt, ne?»
Ich erkläre ihm klipp und klar, dass wir es in Zukunft nicht mehr akzeptieren werden, wenn er in der Arbeitszeit seine Sabse irgendwohin kutschiert oder Kleinkinder beaufsichtigt, während sie Zigaretten holen geht oder sich die Haare färben lässt.
Ich drücke ihm das Vokuhila-Foto des jungen Mannes aus Kirsten Grubers Tagebuch in die Hand, bitte ihn, in der Vogelsbergklinik nach der E-Mail-Adresse der Frau Dr. Claus zu fragen, das Foto einzuscannen und es ihr mit der Frage zu mailen, ob sie diesen Mann kenne.
«Yes, Sir», knödelt er und salutiert militärisch.
Ich suche mir eine ruhige Ecke, finde sie im Besprechungszimmer und tue das, was ich nun unbedingt tun muss, was ich auf keinen Fall auf die lange Bank schieben darf. Ich rufe Rike an.
«Ooooh, wie schön», säuselt sie mir zur Begrüßung ins Ohr. «Auf deinen Anruf habe ich gewartet.»
Ihr die Grenzen aufzeigen, das habe ich mir für dieses Gespräch vorgenommen. So, wie ich es mir bei den Hunden auch immer vornehme.
«Also, pass auf, Rike, so was geht nicht. Du kannst nicht einfach …»
«Ich weiß, hihi, ich weiß, was du sagen willst», unterbricht sie mich. «Ich kann nicht einfach in dein Haus einbrechen, gell? Das willste sagen, ne?»
«Jaha, das will ich», erhebe ich nun etwas stärker meine Stimme, «es ist auch nicht nur
mein
Haus, da wohnen auch noch …»
«Bitte, Henning, sei nicht böse. Das verkrafte ich heute nicht mehr. Büddebüdde nich … Ich hab so einen furchtbaren Tag hinter mir. Sei nicht böse mit mir. Ich weiß auch nicht so richtig, was ich mir dabei gedacht habe. Ich wollte dir einfach nur helfen, als Freundin, so aus dem Bauch raus … Ich weiß doch, was du gerade durchmachst. Da ist Hausarbeit eben zu viel. Trotzdem, ich verstehe, ich hätte dich wirklich fragen müssen, ich dumme Nuss, ich kann nicht einfach so in dein Haus einbrechen, klar …»
Ich versuche, ihren Wortfluss zu unterbrechen, aber Rike redet weiter.
«Es ist aber auf der anderen Seite immer das Gleiche», klagt sie, «immer missverstehen mich alle. Ich möchte etwas Gutes tun, möchte helfen, und dann ärgern sie sich, und ich werde beschimpft. Es sollte ein Überraschungsgeschenk sein, Henning. Aber klar. Ist wohl wieder mal total in die Hose gegangen, was? Suuuuper, Rike, suuuuper, da haste ja mal wieder richtig versagt.»
«Nein, so meinte ich das nicht, ich will nur nicht …», stottere ich in ihren Redeschwall hinein.
«’tschuldige, Henning, ich bin vielleicht heute etwas überempfindlich und verstehe alles falsch und deute es negativ.»
Mein linkes Ohr beginnt zu pfeifen.
«Aber Henning, jetzt trotzdem mal ganz ehrlich: Ein ganz klitzeklitzeklitzekleines bisschen musst du dich über ein sauberes Haus doch auch gefreut haben, oder?»
Ich schweige.
«Oder?»
Ich schweige weiter.
«Henning, weinst du?»
«Waaas?», blöke ich. «Nein!»
«Es ist schon o.k. Ich spüre doch, wie sensibel du bist. Daher fühle ich mich dir ja auch so nah. Ich habe oft das Gefühl, dass sich unsere Seelen
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