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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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Wohldaht, mal wieder in so einer ganz normalen Gaststädde zu sitzen. So a weng muffig und spießig. Dit kenn icke gar nüscht mehr. Bei uns in Berlin ist ja allet immer a weng hip, jedenfalls da, wo icke so verkehre», sagt Brunschel und nippt wichtig nickend an seiner Apfelsaftschorle. Er trägt ein bemerkenswert geschmackloses buntes Hemd, mit dem er in hippen Berliner Trendlocations bestimmt super ankommt, und hat sich zwischen seinen Geheimratsecken ein kleines klägliches Haarbüschel zipfelig nach oben gegelt.
    «Jetzt übertreiben Sie mal nicht, Herr Brunschel», erwidert Miriam. «In Berlin ist es in gewisser Weise genauso provinziell wie überall. Nur auf größerem Raum.»
    «Na, na, na, na», brunschelt Brunschel und wackelt dabei mit seinem Zeigefinger vor Miriams Nase herum. «Dit ist schon ne janz andere Hausnummer. Berlin, da bulsiert es schon anders als in Kuhkäffern wie hier zum Beispiel.»
    Miriam lächelt und prostet mir solidarisch zu. Hinter ihr an der Wand ist originellerweise die Akropolis zu sehen.
    Rafael Brunschel grinst. Eigentlich grinst er immer, die ganze Zeit. Auch wenn es nichts zu grinsen gibt, grinst er. Vielleicht grinst er auch gar nicht, sondern sieht nur so aus. Jedenfalls zieht er unablässig seine Mundwinkel nach oben und zeigt seine oberen leicht überbissigen Zähne.
    «So schön die Rrruhe auch is, icke könnt dit nimmer, in so ner Gechend leben.»
    Während er diese Worte spricht, guckt er mich mit einem Blick an, als würden wir in der Favela in Lehmhütten wohnen.
    «Nee, nee, nee, icke könnt dit nimmer.»
    Miriam verteidigt nun immer lebhafter und lautstärker ihre alte Heimat und die Provinz an sich und gibt ihrem Chef erstaunlich klar zu verstehen, was sie von großstädtischer Arroganz hält. Ich mische mich da nicht ein, habe ja selber die Schnauze voll von meiner Heimat und bestelle mir stattdessen einen Griechischen Salat.
    Brunschel entscheidet sich für den «Grilldeller» mit gerolltem Franken-R und Miriam für gebackenen Schafskäse.
    «Habt ihr hier überhaupt Inderned?», fährt Brunschel eine Viertelstunde später mit vollem Mund lachend sein originelles Provinzbashing fort. «Doch, dit habt ihr scho, gell, allerdings wählt ihr euch noch mit Modem ein, oder?»
    Aller Heimatverbundenheit zum Trotz wird mir bei der Vorstellung, dem Herrn Brunschel mit der flachen Hand so kraftvoll aufs Gesicht zu drücken, dass er rücklings auf die Fliesen des griechischen Wirtshauses kracht, ganz warm ums Herz.
    «Was icke in Berlin für frückte Düben kennengelernt habe, det ist a Wahnsinn. Wat’n Banobdigum …»
    «Ein was?», frage ich nach.
    «Banobdigum!»
    «Panoptikum», übersetzt Miriam augenrollend.
    «Eener von meinen Bekannten, der ist dodal frückt, dodal abgefahrn, der ist richtig freakig, so ’n Anarcho, der kommt aus der Bankszene.»
    Ich blicke ihn fragend an. «Aus welcher Szene?»
    «Aus der Bankszene», antwortet er. «So eener, der könnt hier bei euch aufm Land nicht überleben. So wat jibts nur in Berlin, wa?»
    «Na ja», wende ich ein, «selbst wir hier in Oberhessen haben Banken. Wir lagern unser Geld nicht unter den Betten.»
    Brunschel guckt hilfesuchend zu Miriam, doch die verweigert ihm den Blickkontakt. Dann lacht er auf.
    «Ach so, nee, net aus der Bankszene, ick meen, der kommt aus der Bankszene.»
    «Ja, sag ich doch, Bankszene», spiele ich das Spiel weiter. Meine Laune bessert sich sekündlich.
    «Naa», wird Brunschel immer lauter, «dit ist ein Banger, keen Bänger, Mann!»
    «Aaach so», rufe ich theatralisch über den Tisch, «ein Punker! Mit P!»
    Das «P» spreche ich so hart aus, dass ein kleiner Spucketropfen in Richtung Akropolis segelt.
    «Ja, sag ich doch, ein Banger», murmelt Hauptkommissar Rafael Brunschel nun deutlich leiser und trinkt verunsichert seinen Espresso aus.
    Schneller als gewünscht erholt er sich aber wieder und schafft es perfekt, in das mühsam begonnene Gespräch mit Miriam über ihr Urlaubsziel oder über die Verfassung meiner Mutter und überhaupt, wie es denn so bei der Alsfelder Polizei liefe, kleine Störfeuer zu legen.
    So lässt er unmissverständlich einfließen, es sei in gewisser Weise ja auch verständlich, dass so eine kleine Provinzpolizei mit Kriminalfällen dieser Art etwas überfordert sei. Was ich allerdings nicht als Vorwurf missverstehen solle, denn wann passiere hier denn schon einmal ein Mord. In Berlin hingegen klingele alle zehn Minuten das Telefon, und irgendein weiteres

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