Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
so. Wir haben das im Griff, verstehen Sie? Aber nicht, wenn da diese Köter rumwildern. Wie sollen wir da denn den … äh … Bestand reglementieren?»
«Regulieren, meinen Sie wahrscheinlich, regulieren.»
«Zu gern hätte ich mal einen von diesen Kläffern abgeknallt, das sag ich Ihnen. Konnte mich grad so zusammenreißen. Das ist eine wichtige, ehrenhafte Aufgabe, verstehen Sie? Und alles ehrenamtlich!»
Ich zucke mit den Schultern.
«Ohne uns gäb’s keinen Wald mehr, mein Lieber. Machen Sie sich das mal klar. Da wäre alles weggefressen. Alles, das sag ich Ihnen. Ohne uns könnt ihr nämlich alle einpacken.»
Ich gebe zu bedenken, dass dies nicht das Thema sei und es nun mal nicht angehe, Leberwurst-Todesbomben in den Wald zu legen.
«Ach, wissen Sie», muss ich dann doch noch loswerden, «ich möchte gar nicht über Sinn und Unsinn Ihres Hobbys diskutieren. Aber warum müssen Sie und Ihre Jagdfreunde immer so ein albernes Gedöns um das Töten von Tieren machen?»
Sofort beginnt eine weitere Litanei der Selbstverteidigung, in der er irgendetwas von Tradition und so sabbert, und schon bereue ich, diese Bemerkung fallen gelassen zu haben.
Auf meinem Handy lese ich, dass Miriam angerufen hat. Zeit, meine kleine Show hier mit dem «Sachbeschädiger» zu beenden. Tja, und dieser eine unschöne Verdacht drängt sich immer stärker auf: Jochen Gruber wurde von einem aufgebrachten Hundebesitzer auf frischer Tat ertappt und mit einem Jagdgewehr erschossen. Egon, bist du nun ein Hauptverdächtiger? Oder war’s Irmgard, die cholerische Tierschutzvorsitzende mit den derben Abhack-Phantasien?
Aber was mache ich hier eigentlich? Werte ich mich nun mit der Überführung eines dämlichen Hundekillers auf? Mein Vater ist verschwunden, und weil ich es nicht fertigbringe, ihn zu finden, krame ich in einem zwanzig Jahre alten Mädchenmord herum. Meine Frau sitzt im Gefängnis, und ich schaffe es nicht, sie häufiger zu besuchen. Meine Mutter überlasse ich meiner Schwester, meinen Sohn schiebe ich ins Ferienlager ab, und meine Tochter lasse ich mit ihrer Überforderung alleine.
Aber ich brauche jetzt wirklich erst einmal Ruhe.
Und werde Folgendes tun:
Ich bringe Christian Findt nach Alsfeld ins Revier, nehme an der Besprechung zum Mordfall Gruber teil, lasse Markus alles Weitere managen, so, wie ich es früher auch immer getan habe, und dann am späten Abend fahre ich nach Hause, genieße das Alleinsein, da Melina heute bei einer Freundin übernachtet, und lasse mich nach allen Regeln der Kunst destruktiv volllaufen. Das ist der Plan.
Doch bevor der heißersehnte letzte Teil dieses Planes umgesetzt werden kann, geht es also erst einmal direkt nach Alsfeld zur Teambesprechung.
Kapitel 24
K riminaloberrat Ludwig Körber legt sich besonders ins Zeug. Er scheint alles dafür tun zu wollen, dass in Rafael Brunschels Augen unsere Polizeiarbeit wie aus einem Guss funktioniert. Nicht wieder möchte er dieses hämische Grinsen des Berliner Kommissars sehen müssen. Eine zusätzliche Motivation der Selbstdarstellung dürfte die Anwesenheit von Oberstaatsanwalt Berthold Schmitt sein. Körber spricht viel lauter, viel autoritärer und führt die Besprechung in der Polizeidirektion mit einer Verve, die ich selten bei ihm erlebt habe. Meinen Vorsatz, mich etwas zurückzuziehen und Markus reden zu lassen, kann ich leider nicht ganz einhalten. Onkel Ludwig bittet mich, eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse vorzutragen. Etwas widerwillig schleppe ich mich zum Flipchart und schreibe den Namen «Jochen Gruber» an das untere Ende der Opferliste.
Ich weise darauf hin, dass der Beginn allen Übels das Jahr 1991 ist, der Mord an Kirsten Gruber.
Unter ihrem Namen stehen alle weiteren Opfer aufgelistet:
Kirsten Gruber
Viktor Gummer
Roland Dürrstein
Günther Bröhmann???
Jochen Gruber
Ich erkläre, dass die Suche nach dem Hauptverdächtigen Maik Fichtenau bisher ergebnislos verlaufen sei. Nach seiner langen Haftstrafe sei er offiziell bei seinen Eltern gemeldet, wo er allerdings nur kurz nach seiner Entlassung aufgetaucht sei. Er habe weder ein Konto noch eine Kreditkarte, mit der er gegebenenfalls Spuren hinterlassen könnte.
«Ihr geht also immer noch von einem Rachefeldzug des Verdächtigen aus?», schmettert Ludwig mir ins Wort. Das «ihr» in seiner Frage stößt mir auf. Bei Ermittlungserfolgen wandelt sich das dann schnell zu einem «wir».
«Es ist weiterhin durchaus denkbar, dass Fichtenau unschuldig
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