Tote Kehren Nicht Zurück
Ordnung. Danke.« Sie setzte sich und biss nervös in ihr Sandwich.
»Erhält jeder Verdächtige diesen Service?«, fragte sie undeutlich.
»Ich meine, hohe Polizeibeamte, die Pakete ausliefern?«
»Nein, aber es lag auf dem Weg, und ich dachte, ich bringe es vorbei.«
»Dann haben Sie also nichts in meinen Sachen gefunden?«, fragte sie trocken. Er schüttelte den Kopf.
»Nein. Oh, wir haben den gelben Schal noch zurückbehalten. Den bekommen Sie zu einem späteren Zeitpunkt.« Kate trank langsam von ihrem Kaffee, während sie überlegte. Sie hatte das Sandwich nach dem ersten Bissen liegen lassen. Essen hatte seinen Reiz momentan eingebüßt. Nun stellte sie die leere Tasse ab.
»Keiner von den beiden ist vor heute Abend zurück. Carla ist nach London gefahren, und Luke ist in Cambridge.«
»Ich bin vorbeigekommen, weil ich mit Ihnen reden möchte. Ich weiß, dass Sie keine förmlichen Befragungen mögen, und ich dachte, vielleicht könnten wir uns inoffiziell unterhalten.« Er sah immer noch irritierend gelassen aus, und Kate, die sehr wohl wusste, dass ein solches Verhalten ihrerseits andere beunruhigte, stellte verärgert fest, dass nun sie selbst mit Nervosität reagierte. Sie entschied sich zum Angriff, ihre übliche Verhaltensweise unter ähnlichen Umständen.
»Ich dachte mir schon, dass Sie nicht nur meine Kleider bringen würden«, sagte sie.
»Was wollen Sie sonst noch von mir?«
»Ich habe mich gefragt, ob Sie inzwischen wieder einmal mit Ihrem Anwalt Verbindung aufgenommen haben.« Falls er die Aggression in ihrer Stimme bemerkt hatte, ließ er sich nichts anmerken.
»Ja, das habe ich, aber ich wüsste nicht, was Sie das anginge!«
»Ich habe mir Ihre Geschichte durch den Kopf gehen lassen«, meinte Markby.
»Es ist nur eine Kleinigkeit, aber mir kam ein Gedanke, und ich dachte, ich sollte es besser überprüfen.« Er bemerkte das Misstrauen in ihrem Gesicht.
»Es hat etwas mit dieser Party nach dem Rugbyspiel in Cambridge zu tun, Anfang des Jahres, wo Sie sich unbefugten Zutritt verschafft haben, um Bekanntschaft mit Luke Penhallow zu schließen.« Ein Anflug von Ärger ließ sie alle Vorsicht vergessen.
»Ich habe mir nicht unbefugten Zutritt verschafft! Ich wurde von jemandem eingeladen, den ich während des Spiels kennen gelernt hatte. Ich hab Ihnen bereits gesagt, dass ich ein wenig nachgeholfen habe, aber das ist noch lange nicht das Gleiche wie unbefugter Zutritt! Ich bin mit jemandem zu dieser Party gegangen!«
»Und es wurden Bilder gemacht? Mit Blitz, nehme ich an. Die Fotos wurden gut genug, um Sie zu Ihrer Reise nach Bamford zu bewegen, wo Sie die Aufnahmen Ihrem Vater zeigen wollten.«
»Das ist richtig.« Bei der Erinnerung daran errötete sie heftig.
»Wie hat er reagiert? Auf den Anblick der Fotos?«
»Er war nicht gerade erbaut«, räumte sie ehrlich ein und warf einen Blick zu dem kleinen Barschrank.
»Hören Sie, ich schenke Ihnen gerne einen Sherry oder etwas anderes aus.« Sie erhob sich von ihrem. Sessel.
»Wo sind sie jetzt?«, fragte Markby. Kate zögerte auf halbem Weg zum Barschrank und starrte den Superintendent an. Er erwiderte ihren Blick höflich, und auf seinem Gesicht stand nicht mehr als mildes Interesse. Die blonden Haare fielen ihm über die Stirn. Mit seinem schmalen Gesicht, faltenlos bis auf die schwachen Krähenfüße an den Rändern der blauen Augen, umgab ihn eine Aura von zeitloser Jugend. Es erinnerte sie irgendwie an eine Aufnahme einer Schulgruppe. Vielleicht das Kricketteam. Trotzdem, wenn er mit ihrem Vater zusammen zur Schule gegangen war, dann musste er inzwischen gegen Ende vierzig sein.
»Ich würde gerne die Schnappschüsse sehen, die Sie Ihrem Vater gezeigt haben«, beharrte er sanft.
»Haben Sie die Bilder noch?« Frustriert und verärgert stampfte sie die Treppe hinauf, um die Fotos hervorzukramen. Sie war alarmiert, obwohl sie keine Ahnung hatte, was an diesen Bildern so interessant für den Bullen sein mochte. Sie zeigten nichts, was er nicht bereits wusste oder in Erfahrung gebracht hatte. Wollte er sich vielleicht lediglich von ihrer Existenz überzeugen? War er so gründlich? Ja, dachte sie gereizt, wahrscheinlich war er von der pedantischen Sorte. Sie wurde nicht gerne an die Fotografien erinnert oder an ihren Trick, sie ihrem Vater zu zeigen, ein absoluter Fehlschlag, wie sie im Nachhinein erkannt hatte. Sie hatte die Bilder nicht wieder angesehen, weil sie sich irgendwie dafür geschämt hatte.
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