Tote Kehren Nicht Zurück
Sie verspürte auch jetzt keinen Drang, sie zu betrachten. Kate steckte die Finger in ihren Beutel und wühlte darin herum. Als sie keinen Erfolg hatte, zog sie den Verschluss des Beutels ganz auseinander und kippte den Inhalt auf den Boden. Einen Augenblick lang kauerte sie verwirrt vor den verstreut liegenden Dingen. Dann stand sie auf und blickte sich im Zimmer um. Sie hatte nur wenige Besitztümer bei sich, und es war eine Angelegenheit von Sekunden, sie alle nachzuprüfen. Sie zog die Schublade auf, in der sie ihren mageren Vorrat an Unterwäsche nun ärgerlich durchwühlte, nur um sie frustriert wieder zuzuknallen. Sie nahm den Stapel Taschenbücher neben dem Bett zur Hand, nur um sicherzugehen.
»Scheiße!«, murmelte sie und machte sich auf den Rückweg die Treppe hinunter, viel langsamer als auf dem Weg nach oben. Markby saß immer noch in seinem Sessel. Er sah aus, als wäre er hier zu Hause. Im Allgemeinen kam Kate gut mit der Polizei zurecht. Nun ja, jedenfalls mit diesem Sergeant, der sie zum Tee eingeladen hatte. Doch dieser Mann, dieser Superintendent Markby, war aus einem anderen Holz geschnitzt. Er machte ihr Angst. Nicht, dass er sich unfreundlich oder bedrohlich verhielt, bisher jedenfalls nicht. Tatsächlich war er sogar ein wenig zu höflich gewesen. Doch sie ließ sich davon nicht narren. In der Tür verkündete sie trotzig:
»Sie sind nicht da. Ich weiß nicht, wo sie sind. Ich habe sie wieder in meinen Beutel gepackt, nachdem ich sie meinem Vater gezeigt hatte. Vielleicht hab ich sie im Crown liegen lassen.«
»Sie haben die Bilder jemandem im Crown Hotel gezeigt?«
»Nein, verdammt!« Sie bemühte sich verzweifelt, ihre schriller werdende Stimme unter Kontrolle zu halten.
»Ich habe sie niemandem … ich kann mich nicht erinnern, dass ich sie aus der Tasche genommen hätte, während ich im Crown gewohnt habe. Aber das bedeutet nicht, dass es nicht so gewesen ist. Vielleicht habe ich den Umschlag zur Seite gelegt, als ich meinen Toilettenbeutel und meine Haarbürste rausgenommen habe.« Ihr kam ein Gedanke.
»Ich hoffe nur, dass …« Sie stockte, doch es war zu spät. Er hob fragend eine Augenbraue.
»Sie hoffen nur was?« Sie konnte ihm die Antwort verweigern. Sie konnte versuchen, seine Frage mit
»Ach, nichts« abzutun. Doch er würde es nicht akzeptieren. Er war ein Mann, dessen Fragen man besser beantwortete. So ruhig sie konnte, erwiderte sie:
»Ich hoffe nur, dass dieser scheußliche Barmann sie nicht in die Finger bekommen hat.«
»Lee Joss? Warum oder wie sollte das möglich sein? Warum nennen Sie ihn scheußlich? War er oben bei Ihnen auf dem Zimmer?«
»Nein!«, fauchte sie.
»Aber er war neugierig! Er wollte alles über mich wissen und hat nach Informationen geangelt. Natürlich hat er sein Glück versucht! Das tun sie immer. Ich habe ihn schnell wissen lassen, wo er bei mir landen konnte, sehr schnell, nämlich nirgends! Oder vielleicht war es auch das Zimmermädchen, das in meinen Sachen geschnüffelt hat. Sie war ebenfalls neugierig. Vielleicht haben die beiden zusammen etwas ausgebrütet. Vielleicht hat sie die Bilder genommen und ihm gezeigt. Ganz ausschließen kann ich es nicht. Hören Sie, warum wollen Sie die Bilder überhaupt sehen?«
»Es war nur ein Gedanke. Ich möchte die Lücken füllen, wissen Sie?«
»Die Bilder füllen keine Lücken.«
»Aber es macht Sie offensichtlich betroffen, dass sie nicht mehr da sind.«
»Es macht mich wütend«, entgegnete Kate kalt.
»Es ist ärgerlich. Aber das geht Sie nichts an. Wenn sie weg sind, ist das mein Problem.« Sie war erleichtert, als sie sah, dass Markby sich aus dem Sessel erhob, doch ihre Erleichterung sollte nur von kurzer Dauer sein.
»Übrigens«, sagte er beiläufig,
»wir waren immer noch nicht im Stande, mit dem Lastwagenfahrer zu sprechen, der Sie vor Bamford abgesetzt hat. Nach unseren Informationen ist er gegenwärtig auf dem Rückweg aus der Türkei.«
»Sie untersuchen wahrscheinlich jeden kleinen Hinweis, der meine Geschichte widerlegen könnte, wie?«, fauchte Kate.
»Sie haben meine Klamotten abgesucht und nichts gefunden, und jetzt wollen Sie harmlose Bilder sehen und mit diesem blöden Lastwagenfahrer reden! Was glauben Sie, was Sie finden werden? Beweise? Beweise für was? Ich habe meinen Vater nicht umgebracht! Das ist es, was Sie beweisen wollen, richtig? Dass ich ihn ermordet habe? Das wird Ihnen nicht gelingen. Das können Sie nicht. Ich habe es nicht getan,
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