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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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abgesperrt, und man hatte ein Warnschild aufgestellt mit der Aufschrift

    »Zutritt für Unbefugte verboten«.
    Die Wände des Bungalows standen noch, doch die Fenster waren leere, klaffende Löcher, und das Dach war eingestürzt. Die Dachbalken bildeten ein schwarzes, verkohltes Skelett. Meredith duckte sich unter dem Absperrband hindurch. Überall standen Wasserpfützen, und ein schwarzer öliger Film bedeckte die Brandstätte. Selbst nach achtundvierzig Stunden waren die Steine noch heiß. Die Wärme drang durch Merediths Schuhsohlen. Die Luft ähnelte der Atmosphäre in einem Dampfbad. Von Zeit zu Zeit knackte es bedrohlich in der Ruine, als wäre das Feuer noch irgendwo am Leben und kämpfte darum, wieder zu voller Macht zu erwachen. Vorsichtig bahnte sich Meredith einen Weg zwischen Trümmern hindurch und stellte schließlich fest, dass sie – genau wie sie gehofft hatte – nicht allein war.
    Ein Junge von vielleicht dreizehn Jahren stocherte mit einem Stock in den Trümmern herum. Er war so vertieft in sein Tun, dass er Meredith nicht kommen hörte. Sie kannte inzwischen seinen Namen, von jener Begegnung in der Gemeindehalle in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, und rief ihn nun laut.

    »Sammy!« Er zuckte zusammen und wirbelte herum. Dabei rutschte er
    auf einem nassen Balken aus. Als er Meredith sah, sah es zunächst aus, als wollte er flüchten, doch dann änderte er seine Meinung und blieb trotzig stehen.

    »Sammy Joss«, sagte Meredith.

    »Du bist der Sohn von Dan
    Joss, richtig?«

    »Und wenn es so wäre?«, entgegnete er.

    »Du solltest lieber vorsichtig sein hier drin, Sammy. Die
    Ruinen sind nicht sicher.«

    »Und was machen Sie dann hier?«, gab er zurück, während er sich vorsichtig von Meredith wegschob.

    »Ich bin hergekommen, weil ich dich gesucht habe. Aber du bist sicherlich nicht überrascht, das zu hören, oder, Sammy?«

    »Ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden.« Sammys Blick wanderte zur Seite, zu den Reihencottages hinüber, wo er wohnte. Er schien zu überlegen, wie lange es dauerte, dorthin zu flüchten, und ob Meredith eine Chance hätte, ihn unterwegs einzufangen, bevor er in Sicherheit wäre.

    »Ich denke, wir sollten uns unterhalten, Sammy. Keine Panik, ja? Ich habe nicht vor, dich zu überreden, dass du dich der Polizei stellst.« Er entspannte sich, doch dann keimte neues Misstrauen in seinen Augen auf.

    »Was habe ich mit der Polizei zu tun?«

    »Komm schon, Sammy«, sagte Meredith mit scharfer Stimme.

    »Du hast versucht, in meine Küche einzubrechen, und ich glaube, du bist der Junge, der die Geldbörse meiner Nachbarin gestohlen hat.«

    »Sie sind ja verrückt, echt! Sie wissen ja gar nicht, was Sie reden! Ich hab überhaupt nix getan, und Sie können überhaupt nix beweisen!« Offensichtlich war Sammy der Meinung, Ag gression wäre die beste Form der Verteidigung.

    »Das muss ich auch nicht, Sammy. Ich muss der Polizei lediglich sagen, dass ich glaube, du wärst es gewesen, und schon kommt sie zu dir nach Hause und stellt dir eine Menge Fragen. Ich glaube nicht, dass dein Vater oder sonst jemand von deiner Familie glücklich wäre darüber.« Es war ein Schuss ins Blaue, doch ein kurzer Blick auf den massigen Joss hatte Meredith erkennen lassen, was für eine Sorte Mann er war.

    »Hast du früher schon mal Ärger gehabt, Sammy?«, fragte sie.

    »Kümmern Sie sich gefälligst um Ihre eigenen Angelegenheiten!«, brüllte er sie an.

    »Und du pass besser auf, wie du mit mir sprichst, Sammy!«, giftete sie im gleichen Tonfall zurück.

    »Ich habe dir gesagt, ich möchte mit dir reden, und es wäre sicher besser für dich, wenn du mit mir sprichst als mit der Polizei, oder?« Sammy dachte über Merediths Worte nach. Er rieb sich über das Gesicht, und seine Finger hinterließen rußige Spuren. Dann blinzelte er sie an.

    »Also gut, meinetwegen. Was wollen Sie von mir?« Merediths Blick wanderte über das freie Stück Land hinweg zu den Feldern dahinter. Sie waren von Bäumen gesäumt; ein Stamm war umgefallen oder gefällt worden, und man hatte ihn liegen lassen.

    »Wir können dort rübergehen und uns auf den Stamm setzen«, schlug Meredith vor.

    »Besser, als hier herumzustehen. Und sicherer.« Er folgte ihr unwillig durch die feuchte, schwarze Masse der Ruine und das Land dahinter bis zu den Bäumen. Meredith breitete ein Taschentuch auf dem schmutzigen Stamm aus und setzte sich darauf. Sie strich mit den Fingern über die Rinde, und als sie sie

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