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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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nichts hineingezogen zu werden, das Unannehmlichkeiten mit sich bringen könnte. Selbst wenn sich ein Unglück direkt vor ihren Augen abspielt. Sie aber haben keine Angst vor Unannehmlichkeiten. Das findet man selten. Ich bewundere Sie dafür.« Er zögerte.

    »Bevor das alles geschehen ist, hätte ich von mir auch behauptet, dass ich keine Angst habe, mich den unangenehmeren Seiten des Lebens zu stellen. Aber das dachte ich nur, weil ich nie wirklich unangenehme Seiten kennen gelernt habe. Es tatsächlich zu tun ist eine ganz andere Sache und viel schwerer. Ich schätze, keiner von uns weiß, wie wir in einer wirklich schwierigen Situation reagieren, bevor wir nicht mit ihr konfrontiert werden. Ich habe herausgefunden, dass ich längst nicht so hart bin, wie ich dachte. Ich glaube nicht, dass ich so hart bin wie Sie …« Er brach ab und entschuldigte sich hastig.

    »Ich meine damit nicht, dass Sie ein hartherziger Mensch wären, Meredith, ganz im Gegenteil! Sie sind stark. Das meine ich. Bitte verzeihen Sie, wenn ich Ihnen zu nahe ge treten bin!« Er sah sie so besorgt an, er könnte in ein Fettnäpfchen getreten sein, dass Meredith unwillkürlich grinsen musste.

    »Danke. Ich bin überzeugt, es war als Kompliment gemeint. Natürlich sind Sie mir nicht zu nahe getreten, Luke. Ich weiß genau, was Sie sagen wollten, und ich weiß, wie unangenehm ein Mord für alle Beteiligten ist. Die Nachwirkungen sind nicht so, wie man es sich vielleicht vorstellt. Auf vielerlei Weise viel schlimmer, und es kommt stets völlig überraschend. Machen Sie sich keine Vorwürfe, wenn Sie glauben, es wäre zu viel für Sie. Wir sprechen hier von einem Toten, und in diesem Fall ist es auch noch Ihr Vater; das macht alles sehr viel schlimmer. Und weil er gewaltsam gestorben ist, funktionieren unsere normalen Mechanismen nicht. Wir stolpern unsicher umher und wissen nicht recht, wie wir uns verhalten sollen. Was ich damit sagen möchte, Mord liegt außerhalb der Erfahrungen der meisten Menschen, und sie wissen nicht, was sie tun sollen. Und sie haben Angst. Irgendwo in ihrer Gemeinde ist ein Mörder unterwegs. Sie fangen an, Nachbarn und Freunde und ihre Stadt mit ganz anderen Augen zu sehen als vorher. Was die Familie des Opfers angeht, so weiß niemand, was er sagen soll. Nichts ist ange messen.« Luke spießte das letzte Stück Würstchen auf seine Gabel.

    »Das ist es, ganz genau! Kommt es je wieder in Ordnung? Ich meine, nach Ihren Erfahrungen in diesen Dingen … kehrt je wieder so etwas wie Normalität ein, wenn alles aufgeklärt und der Mörder hinter Gittern ist?« Meredith dachte lange nach, bevor sie antwortete.

    »Ich wünschte, ich könnte Ihre Frage mit einem deutlichen Ja beantworten, Luke, doch das kann ich nicht. Nicht wirklich, nein. Oberflächlich betrachtet, vielleicht. Doch ansonsten ist es wie bei jeder anderen Erfahrung auch, sei sie gut oder schlecht, sie bleibt im Gedächtnis haften. Man muss nur den richtigen Knopf drücken, das richtige Stichwort liefern, und alles ist wieder ganz frisch in Erinnerung.«

    »Ich mache mir Sorgen wegen Mum«, sagte Luke und blickte zur Decke hinauf, in Richtung des Zimmers, wo seine Mutter schlief.

    »Ihre Mutter ist eine starke Frau, Luke«, sagte Meredith.

    »Sie braucht Unterstützung, doch sie wird nicht zerbrechen. Sie wird damit zurechtkommen, früher oder später wird sie damit zurechtkommen.«
    Als Carla zur Mittagszeit nach unten kam, war Luke wieder gegangen, um für Kate und sich je ein Zimmer im Crown zu mieten.

    »Ich bin froh, dass er sich gemeldet hat«, sagte Carla.

    »Und danke, dass er bei dir duschen durfte und dass du ihm etwas zu essen gemacht hast.«

    »Ich mache mir viel mehr Sorgen über deine Essensgewohnheiten, Carla. Du musst etwas zu dir nehmen. Wir können gerne ausgehen und irgendwo draußen essen, oder ich bereite hier im Haus etwas Einfaches zu. Ich bin freilich keine gute Köchin.« Meredith schnitt eine Grimasse.

    »Außerdem hat Luke alle Würstchen gegessen. Ich habe noch Tiefkühlpizza, Tunfisch in Dosen, Dosensuppe und ein paar Sachen für Salat.« Sie stand auf und kramte in ihren Schränken.

    »Oh, und ein paar Nudeln und ein Glas Pesto.«
    Zu ihrer Überraschung lachte Carla. Es fing als leises Kichern an und entwickelte sich zu einem vollen, lauten, amüsierten Lachen.
    Als sie Merediths erschrockenen Blick bemerkte, wurde sie schnell wieder ernst.

    »Tut mir Leid. Ich bin nicht hysterisch, keine Sorge. Ich falle nicht aus der

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