Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
Leid, der sich mal mit ihr einlässt. Sie ist richtig irre im Kopf, sagt mein Dad.« Sammy glitt vom Baumstamm und landete breitbeinig auf dem Boden.

    »Ich weiß sonst nix mehr. Ich kann Ihnen nicht mehr sagen. Sie gehen nicht zur Polizei, das haben Sie versprochen!«

    »Ich muss der Polizei sagen, dass du Harry in dieser Nacht gesehen hast, Sammy.« Er runzelte die Stirn, dann zuckte er die Schultern.

    »Meinetwegen. Macht für mich keinen Unterschied. Aber Sie erzählen der Polizei nicht die Sache mit der Geldbörse oder dass ich in Ihrer Küche war? Nicht, dass ich das gewesen wäre!«, fügte er hastig hinzu.

    »Ich werde der Polizei nichts davon sagen. Aber du versprichst mir, dass du keine alten Menschen mehr bestiehlst, Sammy, einverstanden? Meine Nachbarin hat nur eine magere Pension, und es hat ihr wirklich sehr wehgetan, ihr Geld zu verlieren, ganz gleich, wie wenig es gewesen sein mag. Du würdest es auch nicht mögen, wenn jemand Geld von deiner Großmutter stiehlt, oder?« Sammy blickte mürrisch drein.

    »Ich hätt’s ja nicht genommen, wenn sie es nicht offen auf ihrem Einkaufswagen liegen gelassen hätte. Es war nichts mehr drin außer ein paar Münzen und einem Büchereiausweis, und ich les keine Bücher. Ja, ja, schon gut, Sie müssen nicht gleich stöhnen! Ich mach’s nicht wieder. Vorausgesetzt«, fügte er raffiniert hinzu,

    »vorausgesetzt, Sie verpetzen mich nicht bei der Polizei. Sie haben’s versprochen!«

    »Ja, Sammy. Das habe ich.« Niemand konnte vorhersagen, ob Sammy seinen Teil der Abmachung einhalten würde. Trotzdem, vielleicht würde er es versuchen, und das war das Beste, was man sich erhoffen durfte. Sammy betrachtete die Angelegenheit als beendet, und in der Art seiner fahrenden Vorfahren wollte er nun die Abmachung in einer sichtbaren Form besiegeln.

    »Wollen Sie einen Knochen von Harrys Hund?«, bot er Meredith großzügig an.

    »Ich behalte den Schädel für mich, aber Sie können jeden anderen Knochen haben. Sie können den Schwanz haben, wenn Sie wollen.«

    »Danke, Sammy«, antwortete Meredith.

    »Aber du kannst alles behalten.«
    KAPITEL 17
    MEREDITH HATTE die Einladung bei Alans Schwester nicht vergessen. Obwohl ihr erster Impuls war, Alan anzurufen und ihm zu erzählen, was sie herausgefunden hatte, war einige Zeit seit ihrem Gespräch mit Sammy Joss vergangen, und Alan würde in weniger als einer Stunde vorbeikommen, um sie abzuholen. Sie stank am ganzen Leib nach der Brandstelle. Sie musste duschen und sich in einen präsentablen Zustand bringen. Laura war immer schick angezogen. Meredith wollte nicht hinter ihr zurückstehen oder den Eindruck erwecken, als hätte sie keine Anstren gungen unternommen. Es fiel ihr nicht leicht, sich aufzubrezeln. Meredith war nie ein Modepüppchen gewesen. Es lag nicht daran, dass sie nicht groß genug gewesen wäre – sämtliche Supermodels waren groß, über einsfünfundsiebzig, wie Meredith auch. Es lag nicht daran, dass sie von Natur aus unordentlich oder gar schlampig gewesen wäre. Wenn überhaupt, dann besaß sie einen Hang zur Überorganisation. Selbst mit der Hypothek für das Haus litt sie nicht unter Geldmangel. Der Grund war ganz einfach die physische und psychische Qual, die mit dem Einkaufen neuer Kleider einherging. Es gab so viel am Einkaufen, das ihr nicht behagte, dass es ihr schwer fiel zu sehen, wie sie dieses Problem jemals bewältigen sollte. Das ging bereits los mit der Neonbeleuchtung in den Läden, die ihr stets eine aschgraue Gesichtsfarbe verlieh, Ringe unter ihren Augen erzeugte und jedem Versuch, sich zurechtzumachen, einen Hauch von Halloween verlieh. Es wurde mit jedem Anprobieren schlimmer, bis ihre Haare wirr, ihr Make-up verschmiert und ihre Laune auf dem Nullpunkt wa ren. Und jedes Mal nach dem Stöbern in unzähligen Auslagen voll Kleidung gelangte sie zu der unausweichlichen Erkenntnis, dass sämtliche Stücke für Frauen geschaffen worden waren, die ganz andere Proportionen besaßen als Meredith und dass sie folglich irgendwie missgebildet sein musste. Am schlimmsten war jedoch die Tatsache, dass sie, ganz gleich, für welche Farbe sie sich entschied, jedes Mal feststellen musste, dass sie in diesem Jahr nicht in Mode war oder, schlimmer noch, bereits seit wenigstens zwei Jahren völlig out. Ein übers andere Mal war sie am Ende eines langen Tages erhitzt, übellaunig und zerzaust aus einem Geschäft getreten, um bei ihrer Ankunft zu Hause festzustellen, dass sie viel Geld ausgegeben

Weitere Kostenlose Bücher