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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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legte die Hand auf das Tor von Tudor Lodge und zögerte. Die Szene vor ihm war nichts Unvertrautes. Tatsächlich war sie ihm nur allzu vertraut. Die Vorhänge und Läden des Hauses waren geschlossen, zumindest die zur Straße zeigenden, das traditionelle Zeichen, dass jemand gestorben war. In diesen neugierigen Zeiten war es außerdem ein Hinweis auf den Wunsch nach Privatsphäre, den Wunsch, von den zudringlichen Linsen der Fotografen verschont zu bleiben und den Grimassen der Notizblock oder Diktiergeräte schwingenden Reporter. Es gab eine Reihe von ihnen, wie Markby bereits missbilligend bemerkt hatte, die auf der Straße herumlungerten. Sie benahmen sich wie Lohnschreiber, die nach Erfolg bezahlt wurden. Gott allein wusste, woher sie so schnell Wind von der Geschichte bekommen hatten. Ein einheimischer Korrespondent vielleicht, der die Nachricht per Telefon an seine Agentur weitergegeben hatte. Sie drängten sich in kleinen Gruppen, wärmten sich durch heiße Getränke aus Thermoskannen, kauten dicke Sandwichs und plauderten, während sie die ganze Zeit über mit Adleraugen auf jede nachrichtenwürdige Entwicklung achteten. Jeder einzelne von ihnen stand unter Druck und musste eine Story abliefern. Der menschliche Aspekt. Die eigenartigen Begleitumstände. Und vor allem das Makabre. Die Leserschaft liebte das Gefühl von Gänsehaut. Ein wenig weiter unten an der Straße, neben einigen kleinen Reihenhäusern, wartete diskret ein Leichenwagen. Ein oder zwei überoptimistische Seelen unter den wartenden Journalisten hatten es gewagt, Markby zu begrüßen, als er aus dem Wagen stieg. Er hatte sie mit geübter Professionalität abgefertigt. Sie hatten seine Weigerung zu reden ohne großes Aufhebens akzeptiert. Sie wussten natürlich, dass er kaum mehr Informationen besaß als sie selbst, nachdem er gerade erst vor Ort eingetroffen war. Die richtige Zeit, um ihn zu bedrängen, würde erst noch kommen, später, wenn er den Tatort verließ. Markby hatte wenigstens einen von ihnen erkannt, er war von einer großen Tageszeitung. Wahrscheinlich wegen der politischen Tragweite der Angelegenheit. Die restlichen schätzte er als Boulevardreporter ein – sie waren hier, weil die ganze Sache nach Skandal stank. Markby seufzte und stieß das Tor auf. Es quietschte, dass es ihm durch Mark und Bein ging, als teilte es seine düstere Stimmung. Es war kurz nach zehn Uhr morgens. Die Sonnenstrahlen drangen munter durch die tief hängenden Wolkenfetzen. Später am Tag würde es vielleicht Regen geben. Gebrauchen konnten sie ihn. Die Gärten waren trocken. Er betrachtete den vor ihm liegenden. Der Boden war steinhart, was bedeutete, dass sie wohl kaum brauchbare Fußabdrücke finden würden. Ansonsten erweckte er einen gepflegten Eindruck. Der Rasen zu beiden Seiten des schmalen Wegs war kurz gemäht. Vereinzelt standen Büsche, von der langsam wachsenden Sorte, die wenig Pflege bedurfte. Weiter vorn, vor dem Haus, standen große Holztröge, in denen vermutlich Blumen gepflanzt wurden, sobald die Frostgefahr vorüber war. Der gepflegte Eindruck wurde gründlich verdorben durch die Spuren, die trotz des harten Bodens durch die zahlreichen hin und her laufenden Füße und Ausrüstungsteile seit Einbruch der Morgendämmerung verursacht worden waren. Der Rasen, der sich noch nicht ganz vom Winter erholt hatte, war durch einen deutlich sichtbaren Pfad markiert, der an der Seite um das Haus herum führte. Er folgte ihm und duckte sich unter dem blau-weißen Absperrband hindurch, das von einem in den Boden geschlagenen Pfosten an der Hausecke quer über den Rasen bis zum vorderen Gitter gespannt worden war und signalisierte, dass die Öffentlichkeit keinen Zutritt in den dahinter liegenden Bereich hatte. Während er das Haus auf dem Weg zum dahinter liegenden Garten umrundete, drangen die ersten Stimmen an sein Ohr. Hier gab es weiteren Rasen, der sich ein gutes Stück weit hinter das Haus erstreckte und von einer hohen, alten Trockenmauer umsäumt war. Am Fuß der Mauer wuchsen dicht gedrängt Stauden und Büsche. Drei oder vier gepflegte Pflaumenbäume, dem Aussehen nach uralt, spreizten ihre Zweige über eine Gruppe von Gestalten vor einem weißen Zelt. In Markby stieg kurz ein nostalgisches Gefühl auf, als er sich erinnerte, wie er als Kind über Nacht draußen im Obstgarten eines Verwandten hatte zelten dürfen. Ein uniformierter Constable mit einem Becher in der Hand sah ihn kommen und suchte hastig nach einer Stelle, wo er seinen

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