Tote Kehren Nicht Zurück
Kaffee abstellen konnte. Er bückte sich, stellte den Becher neben einen Baumstamm und eilte Markby beflissen entgegen.
»Guten Morgen«, begrüßte Markby ihn und zeigte seinen Ausweis. Er kannte den jungen Mann nicht, und er schätzte, dass der junge Constable ihn vom Sehen her ebenfalls nicht kannte, wenngleich das nicht für seinen Namen galt.
»Guten Morgen, Sir!« Der junge Beamte richtete sich aus seiner schlaksigen Haltung auf.
»Inspector Pearce ist ebenfalls da, Sir. Er ist dort drüben.« Der Constable deutete unsicher auf das weiße Zelt. Seine Erfahrung war begrenzt, und vielleicht war er bisher bei dem einen oder anderen tödlichen Unfall am Ort des Geschehens eingesetzt worden, doch noch nie am Tatort eines augenscheinlichen Mordes. Er kannte selbstverständlich die Vorschriften, doch es gelang ihm nicht ganz, seine Aufregung zu unterdrücken. Seine Geste in Richtung des Zelts war übertrieben dramatisch und erinnerte an einen Cop aus dem Fernsehen.
»Der Doc war da und ist schon wieder weg«, fügte er hinzu.
»Ist die Spurensicherung vor Ort?«, fragte Markby.
»Jawohl, Sir, und Detective Sergeant Prescott.« Und Onkel Tom Cobbleigh und weiß der Geier wer noch alles. Halt, sei nicht schnippisch, dachte Markby. Ihm war nicht nach Scherzen zumute. Er stählte sich. Das hier würde eine hässliche Sache werden. Markby ging zum Zelt, schob die Klappe beiseite, zog den Kopf ein und trat ein.
»Hallo, Sir«, begrüßte ihn Pearce.
»Wir warten noch auf die Bereitschaftskräfte, um das Grundstück abzusuchen. Allerdings sieht alles danach aus, als wäre er hier gestorben, wo er gefunden wurde. Ein stumpfer Gegenstand. Kein Hinweis auf eine Waffe.« Im Zelt war es einigermaßen eng. Auf dem Boden lag der Leichnam, schicklich zugedeckt mit einem Tuch, das den größten Teil des freien Raumes einnahm. Daneben stand Sergeant Prescott, der Dritte im Zelt, ein groß gewachsener junger Mann. Nach Markbys Eintreten und angesichts des stämmigen Pearce wurde es sehr eng im Zelt, und sie riskierten, dass einer von ihnen versehentlich auf den Toten trat. Prescott räusperte sich taktvoll.
»Guten Morgen, Sir. Ich warte draußen, wenn es Ihnen recht ist.« Das Zelt wankte und schaukelte und drohte rings um die drei Männer und den Toten herum zusammenzufallen. Pearce hob den Arm, als wollte er den fallenden Stoff abwehren. Glücklicherweise gelang es Prescott, das Zelt zu verlassen, ohne dass es zum Desaster kam. Nachdem er draußen war, verteilten sich die beiden anderen Männer, sodass ein wenig mehr Raum für Bewegung entstand.
»Der Tote ist ein gewisser Andrew Penhallow, der Besitzer des Hauses«, begann Pearce.
»Mrs Penhallow leidet offensichtlich an Migräne. Sie hatte gestern Abend einen Anfall und ging früh zu Bett, nachdem sie ein starkes Schlafmittel genommen hatte. Sie schlief die ganze Nacht hindurch wie ein Stein und hat nicht gemerkt, dass ihr Mann nicht ins Bett gekommen ist, bis sie heute Morgen aufwachte. Das war gegen halb acht. Sie stand auf und suchte im Haus nach ihm. Dann kam sie in den Garten und fand den Toten hier liegen. Sie hat nichts gehört, aber wie hätte sie auch, sagt sie. Wegen des Schlafmittels. Sehr ärgerlich, das.« Markby überlegte, dass es für den Mörder ganz im Gegenteil sehr praktisch gewesen war.
»Dann sehen wir uns den Toten mal an«, sagte er, bückte sich und schlug das Laken zurück. Es war Andrew Penhallow, kein Zweifel. Er lag mit dem Gesicht nach unten. Ein Arm war unter dem Körper, der andere leicht ausgestreckt nach vorn. Er trug einen FrotteeBademantel und hatte Pantoffeln an den Füßen gehabt, doch er hatte sie im Fallen oder während des Angriffs verloren, und nun lagen sie ein Stück weit entfernt. Seine nackten weißen Füße zeigten Besenreiser um die Knöchel herum und ein paar Hühneraugen. Füße, Hände, Ellbogen … sie verraten einem immer das wirkliche Alter von jemandem, dachte Markby wehmütig. Die Haare am Hinterkopf des Mannes waren verklebt mit geronnenem Blut. Mehr verklebtes Blut und Knochensplitter hatten eine klebrige Kruste über einer weiteren Wunde an der Schläfe gebildet. Ein kleiner schwarzer Käfer war unter das Laken gekrabbelt und bewegte sich jetzt mit zitternden Fühlern auf die feuchte Stelle zu. Markby beugte sich vor, streckte die Hand aus und schnippte das Insekt mit dem Fingernagel weg. Dabei näherte er sich dem Toten, und der säuerliche Gestank von altem Urin stieg ihm in die Nase. Der Tod
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