Tote Kehren Nicht Zurück
Obst zu sich. Anschließend wasche ich das Geschirr ab und räume die Küche auf …« Markbys Blick glitt zum Geschirrspüler.
»Ich mache mir nichts aus diesem … Dingsbums!«, sagte Mrs Flack laut.
»Was ist schon falsch an einer Schüssel heißen Wassers und einem guten Spülmittel?«
»Nichts.« Markby fühlte sich an sein eigenes altes Kindermädchen erinnert. Widerspruch war genauso zwecklos gewesen wie hier bei Mrs Flack.
»Anschließend kommt die erste Waschladung an die Reihe, dann mache ich die Betten, staube ab, sauge Staub …« In rascher Reihenfolge zählte Mrs Flack ihre Tätigkeiten auf.
»Kochen Sie Mittagessen?«, fragte Markby. Sie schüttelte den Kopf.
»Nicht das, was ich eine anständige Mahlzeit nennen würde. Meist ist sowieso niemand da, um zu essen. Mrs Penhallow ist viel in London. Mr Penhallow ist … war drüben auf dem Kontinent, und der Junge ist Student. Aber wenn Mrs Penhallow nicht in London ist, backe ich manchmal Biskuits. Um vier Uhr serviere ich ihr Tee, und danach gehe ich nach Hause.« Sie deutete über Markbys Schulter hinweg durch das Zimmer, und auf Markbys verständnislosen Blick hin erklärte sie:
»Ich wohne drüben in den Reihenhäusern. Es sind nur ein paar Schritte.«
»Abends bleiben Sie nie hier?«
»Wenn die Penhallows Gäste haben, komme ich noch einmal.«
»Und kochen?« In einem Anflug von Bedauern schüttelte sie den Kopf.
»Nein. Mehr, um ein Auge auf die Dinge zu haben. Die Penhallows mögen schicke Dinnerpartys und lassen sich alles von Cateringfirmen bringen. Ich wage überhaupt nicht daran zu denken, was das kostet, abgesehen von den Fremden, die in der Küche fuhrwerken. Ich bin eine gute Köchin, und ich koche englisches Essen, trotzdem hat Mrs Penhallow mich nie gebeten, für sie zu kochen, keine richtigen Mahlzeiten jedenfalls. Für den Alltag kauft sie jede Menge gefrorenes Zeugs, das man einfach in diesen Mikrowellenherd steckt. Es ist teuer, sich so zu ernähren, für meinen Geschmack jedenfalls, fast genauso teuer wie diese Cateringfirmen, und ich frage mich oft, ob es wirklich gesund ist.« In diesem Augenblick schien ihr aufzufallen, dass ihre Worte wie Kritik an ihren Arbeitgebern klangen, und sie presste die Lippen zusammen und stockte für einen Moment, bevor sie fortfuhr.
»Gestern Abend war ich nicht hier. Ich hatte keinen Grund dazu. Gestern Abend war mein Strickzirkel«, führte sie mit leicht erhobener Stimme aus,
»und das können Sie gerne überprüfen. Ich habe mehrere Zeugen dafür.« Markby unterdrückte ein Lächeln. Es war eindeutig, dass Mrs Flack glaubte, jeder in der Umgebung eines Mordes wäre automatisch verdächtig und müsste der Polizei ein Alibi liefern. Trotzdem, obwohl sie darauf beharrte, den Abend in aller Unschuld verbracht zu haben, spürte Markby, wie Mrs Flack plötzlich unruhig zu werden schien. Es war, als wäre ihr etwas eingefallen. Was mag es nur sein, überlegte Markby, was hat sie noch auf der Seele?
»Sehr schön«, sagte er laut.
»Und wann sind Sie von Ihrem Strickzirkel nach Hause gekommen?« Nun war sie ganz offensichtlich unruhig.
»Das war so gegen halb neun. Wir treffen uns immer im Crown.« Hastig, damit er bloß nicht auf den Gedanken kam, es könnte sich um ein abendliches Zechgelage handeln, fügte sie hinzu:
»In einem der Versammlungszimmer. Wir bekommen den Tee vom Hotel, das ist alles. Wir bringen unsere eigenen Biskuits mit.«
»Und Sie sind zu Fuß nach Hause gelaufen? Das ist ein weiter Weg.«
»Aber nein, ich habe einen kleinen Wagen.« Sie verstummte und begann mit der rechten Hand unruhig am Ehering zu spielen, der am Ringfinger der linken steckte. Freundlich fragte Markby:
»Und Ihnen ist etwas Merkwürdiges aufgefallen, als Sie an Tudor Lodge vorbeigekommen sind?« Es war eine Suggestivfrage, und kein Staatsanwalt hätte sie vor Gericht so stellen dürfen, doch Markby spürte, dass es noch etwas gab, das diese Frau erzählen wollte. Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte, und brauchte ein wenig Ansporn. Jetzt beugte sie sich vor und sprudelte heraus:
»Ja, jetzt, wo Sie es erwähnen – ich hatte es fast vergessen, nach all dem Aufruhr heute Morgen und alles. Womöglich ist es ja ohne Bedeutung. Vielleicht klingt es sogar einfältig, aber ich bin keine einfältige Frau …«
»Nein. Ich halte Sie für eine sehr einfühlsame und vernünftige Frau, und das ist der Grund, aus dem ich alles erfahren möchte, was Sie uns zu sagen haben«,
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