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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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schweren, altmodischen Schirm aus Pergament, und tauchte Polstersessel und Sofas in ein dumpfes, gelbliches Licht. Markby bemerkte einen viktorianischen Kartentisch, ein Piano, mehrere Familienfotos in teuren Rahmen und ein Ölgemälde über dem Kamin. Die Szene in Öl stammte von einem überdurchschnittlichen, wenngleich nach Markbys Meinung nicht herausragenden Künstler. Sie zeigte Fischerboote, die sich in einem winzigen Hafen vor einem Hintergrund aus weißen Cottages und steilen Klippen drängten. Eine Gemeinde, die sich ihren Lebensunterhalt mit Fischen verdiente – früher jedenfalls. Heutzutage wahrscheinlich ein Touristenkaff, dachte Markby ironisch. Das Gemälde strahlte jenes besondere Licht aus, das man in Cornwall finden konnte. Andrews Witwe stand beim Fenster, halb von ihm abgewandt, und schien einen Spalt zwischen den zugezogenen Samtvorhängen zu betrachten – es sah nicht aus, als sähe sie nach draußen. Hätte sie nach draußen geblickt, würde sie ihren Garten gesehen haben, wo inzwischen eine gewissenhafte Suche nach der Mordwaffe im Gange war, die ihren Mann getötet hatte. Doch vermutlich nahm sie das alles überhaupt nicht wahr. Sie war zu sehr in ihrem Elend versunken und blind für alles andere, selbst sein Eintreten. Markby räusperte sich. Sie zuckte zusammen, dann drehte sie sich um und kam ihm rasch mit ausgestreckten Händen entgegen.

    »Oh, Alan!« Er nahm ihre Hände auf eine Weise, von der er hoffte, dass sie mitfühlend und tröstend zugleich war.

    »Es tut mir ja so Leid, Carla.« Ihre Finger waren eiskalt, und ihr goldener Ehering und ein weiterer Ring mit einem eingefassten großen, rechteckigen Smaragd drückten sich in Markbys Fleisch. Sie löste sich von ihm und riss sich sichtlich zusammen. Sie trug eine braune Wollhose und ein beigefarbenes, gestricktes Oberteil. Der Pullover hing locker an ihrer hageren Gestalt herab. Ihr Gesicht war gezeichnet von Verzweiflung, und das kurz geschnittene Haar, das ihren aus dem Fernsehen bekannten elfenartigen Ausdruck unterstrich, stand vom Kopf ab wie das eines Schuljungen. Sie trug keinerlei Make-up. Markby schätzte sie auf fünfundvierzig, doch selbst in ihrer Trauer wirkte sie leicht zehn Jahre jünger. Sie war keine schöne oder im konventionellen Sinn auch nur attraktive Frau, doch sie besaß die Sorte von Gesicht, die sofort Aufmerksamkeit weckte und nicht so leicht in Vergessenheit geriet.

    »Ich bin ja so froh, dass du es bist, Alan«, sagte sie fast unhörbar leise und mit einer herzzerreißenden Würde.

    »Andrew hätte sich gewünscht, dass du herkommst.« Markby hatte das Gefühl, sie aufklären zu müssen, bevor sie sich weiter unterhielten.

    »Ich bin froh, dass ich imstande war zu kommen, allerdings kann ich nicht behaupten, es wäre meine Entscheidung gewesen. Ich war einfach zur Hand, als der Anruf einging. Für den Augenblick leite ich die Ermittlungen, allerdings ist es möglich, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt an jemand anderen übergeben muss. Weil ich ihn gekannt habe, wenn du verstehst. Weil ich euch beide gekannt habe.«
    Es hatte eine kurze, eilige Unterhaltung mit dem Chief Constable gegeben.

    »Sie kannten den Mann, Alan«, hatte der Chief Constable am Telefon gesagt,

    »und das könnte uns helfen. Auf der anderen Seite, falls sich herausstellt, dass der Mörder im Kreis der Familie zu suchen ist … Sie kennen die Vorschriften. Die Tatsache, dass Sie persönlich mit ihm bekannt waren, wird unsere Ermittlungen behindern. Ich verlasse mich darauf, dass Sie imstande sind zu entscheiden, wann Sie den Fall an jemand anderen übergeben.«

    »So gut kannte ich ihn auch wieder nicht«, hatte Markby geantwortet.

    »Seit unserer Schulzeit habe ich ihn vielleicht ein Dutzend Mal oder so gesehen. Ich weiß, dass er ein Haus in Bamford hat, aber er war selten zu Hause. Ich weiß nicht warum, aber wir haben unsere Bekanntschaft einfach nicht gepflegt.«

    »Es gibt auch einen Sicherheitsaspekt, über den wir nachdenken müssen«, sagte der Chief Constable düster.

    »Terroristen ziehen zwar im Allgemeinen Bomben oder Kugeln vor, keine stumpfen Schlaginstrumente, doch wir dürfen nicht vergessen, dass Penhallow ein hohes Tier bei der EU war und die Europäische Union dieser Tage eine Menge Emotionen aufrührt. Fischer, Viehzüchter, kleine Geschäftsleute – sie alle haben einen Groll gegen die EU. Diese Eurokraten erwecken den Eindruck, auf unsere Kosten wie die Maden im Speck zu leben, doch wenn es um

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