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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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vielleicht in dem Gefühl, dass eine Erklärung erforderlich war.

    »Er war Baumpfleger. Auf der Hauptstraße stand dieser gefährliche Baum, und ein großer Ast war heruntergebrochen. Also musste er in den Baum klettern und ihn abschneiden. Er ist abgerutscht, weil alles vereist und glatt war.«

    »Das tut mir Leid«, sagte Prescott, in dem plötzlich Verlegenheit aufkeimte.

    »Es ging schnell, schnell ging es mit ihm«, sagte Mrs Joss.

    »Ich hoffe nur, dass es bei mir genauso schnell geht, wenn ich eines Tages an der Reihe bin. Wir hatten ein großartiges Begräbnis. Ich hoffe, meine Familie schenkt mir ein gutes Begräbnis. Sie wissen schon, jede Menge Blumen und ein anständiger Leichenschmaus hinterher.«

    »Mrs Joss«, begann Prescott wieder auf das Thema hinzulenken,

    »haben Sie in der vergangenen Nacht rein zufällig etwas gesehen oder gehört? Etwas Ungewöhnliches, meine ich?«

    »Ah, warten Sie …«, antwortete sie.

    »Ich kann zwar nicht sagen, dass es merkwürdig gewesen wäre …« Sie zögerte und runzelte die Stirn. Ihre goldenen Ohrringe baumelten hin und her. Prescott bemerkte, dass die Löcher in den welken, ledrigen Ohrläppchen vom Alter und dem Gewicht der Ringe zu dunklen Schlitzen geweitet waren.

    »Ein Bremsenquietschen, wie von einem Wagen.« Prescott beugte sich vor.

    »Wie meinen Sie das?« Sie gestikulierte mit ihrer braunen, grobknochigen Hand.

    »Ich hab so ein Quietschen gehört, wie von einem Wagen, der plötzlich bremst. Ich dachte, es wären vielleicht diese Jugendlichen. Oder vielleicht war es auch bei Sawyers Tankstelle. Er hat eine Tür, die ganz widerlich quietscht. Ich hab ihm immer wieder gesagt, er soll sie mal ölen. Es ist schließlich nicht so, als hätt er nicht genug Öl, nicht wahr? Ganz bestimmt hat er das, in seiner Tankstelle. Er arbeitet bis spät abends, und bei dem Strom, den er verbraucht, ist es fast ein Wunder, dass es im Land noch genug davon gibt!«

    »Um welche Zeit haben Sie dieses Quietschen gehört, Madam?«

    »Oh, das war spät«, antwortete sie.

    »Ich war bereits zu Bett gegangen. Ich gehe früh zu Bett, wissen Sie? Ich hab nur meine kleine Rente, das ist alles. Ich kann mir nicht leisten, die ganze Nacht Strom zu verbrauchen oder das Feuer im Kamin brennen zu lassen. Ich stehe mit der Sonne auf und gehe zu Bett, wenn sie untergeht. So wurde ich erzogen. Ich brauche keine Uhren!« Oh, großartig, dachte Prescott. Das ist jetzt wirklich sehr hilfreich.

    »Ich habe gehört«, sagte er laut,

    »Sie hätten während des Abends ungewöhnliche Aktivitäten drüben bei Tudor Lodge bemerkt?«

    »Was denn, meinen Sie vielleicht die Wagen?«, fragte Mrs Joss, nachdem sie Prescotts Frage geziemend überdacht hatte.

    »Wenn es das ist, was Sie gesehen haben?« Prescott hatte Mühe, die Geduld zu wahren.

    »Ich hab überhaupt nichts gesehen«, antwortete Mrs Joss.

    »Außer den Lichtern, heißt das. Ich hab schon im Bett gelegen. Aber wenn ein Wagen die Auffahrt zu diesem Haus runterfährt oder in die Auffahrt einbiegt, dann streichen die Scheinwerfer über mein Fenster. Ich hab zwei Schlafzimmerfenster, eins zur Seite hin und eins nach vorne. Das zur Seite hin zeigt nach Tudor Lodge. Diese Wagen, sie sind die ganze Nacht über die Auffahrt rauf- und runtergefahren.«

    »Wie oft?«, fragte Prescott mit dem Stift in der Hand über dem offenen Notizbuch.

    »Dutzende Male«, sagte Mrs Joss im Brustton der Überzeugung. Nachdem Prescott mehrfach nachgehakt hatte, wurde sie unsicherer und revidierte

    »Dutzende Male« auf geschätzte dreioder viermal. Weiteres Nachfragen ergab, dass nicht alle Wagen über die Auffahrt zu Tudor Lodge gefahren waren. Nur zweimal war Mrs Joss vollkommen sicher, dass dies der Fall gewesen war.

    »Aber da war auch noch Irene Flack«, führte Mrs Joss eifrig aus, um Prescott zu zeigen, dass auch andere Wagen unterwegs gewesen waren.

    »Sie hat ein Auto, und sie trifft sich Donnerstagabend immer mit ihrem Strickzirkel. Ich hab sie zurückkommen hören, und ihre Scheinwerfer sind am Haus vorbeigestrichen. Ihr Wagen macht so ein eigenartiges Geräusch, so ein Klackediklonk. Ich schätze, irgendwas ist nicht in Ordnung damit.« Wertlos, dachte Prescott mit einem innerlichen Seufzer. Die Zeugenaussage der Alten war von vorn bis hinten wertlos. Sie konnte oder wollte keine genaue Uhrzeit nennen. Sie konnte nicht zählen. Sie konnte überhaupt nichts mit Bestimmtheit sagen. Seiner Einschätzung nach war sie dreimal von

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