Tote Kehren Nicht Zurück
konnte, war Green vorgetreten und sah seine Mandantin mit hochgezogenen Augenbrauen an, um ihr zu bedeuten, dass sie nur dann reden sollte, wenn er ihr die Erlaubnis gab. Dann erst wandte er sich dem Neuankömmling zu.
»Superintendent Markby, nehme ich an? Green …« Er streckte Markby die Hand entgegen. Markby ergriff sie. Der Anwalt hatte einen festen Händedruck. Er mochte vielleicht nicht besonders groß sein und ein Modenarr, doch er war ein kräftiger, durchtrainierter junger Mann. Wahrscheinlich ging er in ein Fitnesscenter. Er sah gut aus, doch er erinnerte Markby zugleich an ein Raubtier. Kein Wunder, dass Prescott nach seinem Eintreffen nach draußen gegangen war, um sich eine Zigarette anzustecken und seine Nerven zu beruhigen. Green war ein Rivale.
»Bevor wir anfangen, möchte ich sagen, dass meine Mandantin und ich Ihnen zu Dank verbunden sind, weil Sie Miss Drago nicht über Nacht in Gewahrsam genommen haben. Wir wissen dies zu schätzen«, sagte er. Markby hatte damit gerechnet, dass Kate Dragos Anwalt als Erstes zu erfahren verlangte, warum man sie beide unnötig hatte warten lassen. Er blinzelte überrascht. Green war, trotz seines Namens, alles andere als grün hinter den Ohren.
»Kein Problem«, erwiderte Markby tonlos.
»Wir wussten schließlich, wo wir Miss Drago finden konnten.« Kate murmelte ein paar weitere abfällige Bemerkungen über das Crown, doch nach einem tadelnden Blick von Green verstummte sie. Es verriet Markby einiges über diesen jungen Mann, wenn er imstande war, diese aufsässige, temperamentvolle Frau so gut zu kontrollieren.
»Wollen wir in mein Büro gehen?«, fragte Markby und deutete mit der Hand den Gang entlang.
»Hat man Ihnen bereits Kaffee oder Tee angeboten?« Falls Green das Höflichkeitsspiel spielen wollte, dann konnte es nicht schaden, zunächst mitzuspielen. Ohne Zweifel war es eine Strategie, mit der Green seine erste Frage vorbereitete. Sie gingen in Markbys Büro, wo alle Platz nahmen, und tranken Tee.
»Wenn Inspector Pearce das Gebäude betritt, bitten Sie ihn, gleich zu mir zu kommen«, sagte Markby zu dem Beamten, der den Tee brachte. Kate nahm ihren Styroporbecher und hielt ihn mit beiden Händen fest, als wollte sie sich daran wärmen. Green betrachtete seinen eigenen Becher voll Entsetzen und machte keine Anstalten, ihn auch nur anzufassen.
»Miss Drago«, begann er,
»ist sehr unglücklich, wie Sie sich bestimmt denken können. Sie hat einen schockierenden Trauerfall unter schrecklichen Umständen erlebt und trotzdem gestern voll mit Ihnen kooperiert und all Ihre Fragen freimütig beantwortet.« Er legte eine Kunstpause ein und sah Markby an, doch der Superintendent schwieg. Schließlich fuhr der Anwalt fort:
»Sie hat während der Nacht ununterbrochen über die Angelegenheit nachgedacht …«
»Ich habe nicht ein Auge zugetan!«, sagte Kate.
»Ganz recht.« Ein neuerlicher warnender Blick.
»Und obwohl sie sich das Gehirn zermartert und die Geschichte wieder und wieder von allen Seiten beleuchtet hat, sind ihr keine weiteren Einzelheiten eingefallen, die Ihnen weiterhelfen könnten. Sie hat Ihnen, kurz gesagt, alles erzählt, was sie weiß.«
»Das glauben die Leute meistens«, konterte Markby.
»Sie wären überrascht, wenn Sie wüssten, wie wenig dem Verstand in Augenblicken des Stresses entgeht. Meist kommt später alles wieder zum Vorschein.«
»Aber jetzt ist nicht später«, sagte Green.
»Es ist erst einen Tag her. Ich glaube nicht, dass irgendetwas damit gewonnen ist, sie so früh nach dem Schock erneut zu befragen, nicht wahr?« Markby legte die Stirn in Falten und sah Green an. Der Anwalt errötete und fuhr hastig fort:
»Wenn ich recht informiert bin, haben Sie Kleidung meiner Mandantin in Verwahrung genommen. Dürfte ich den Grund dafür erfahren?«
»Selbstverständlich«, sagte Markby.
»Die Spurensicherung wirft einen Blick auf die Sachen. Das ist angesichts der gegebenen Umstände völlig normal.«
»Haben Ihre Beamten denn etwas gefunden?«, stürzte sich Green auf Markbys Aussage.
»Ich denke nicht, dass sie inzwischen bereits Gelegenheit dazu hatten.« Markby wandte sich an Kate.
»Ich bin froh zu sehen, dass Sie einstweilen geeignete andere Kleidung gefunden haben.«
»Freddie hat den größten Teil mitgebracht.« Sie zupfte an ihrer Jeansjacke.
»Ich hab die Stiefel heute Morgen gekauft, mit meiner Karte. Eine Ausgabe, die ich mir gerne erspart hätte!« Green war die Bedeutung
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