Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)
Boss. Kerim hilft ihm und serviert die Getränke an den Tischen, dann sind da noch zwei Typen und zwei Mädels, Heydudas aus der Ukraine, wie es scheint. Die machen die Bar, machen Stimmung, tanzen mit denen, die alleine rumstehen und werden nicht müde.« Er hatte ein Leuchten in den Augen, als er sich der Kommissarin zuwandte. » Eine der Ukrainerinnen hat mit mir geflirtet, sehr süß übrigens. Der Anfang war vielversprechend, aber dann hat sie mir erzählt, dass sie große Geldsorgen hat. Ich hab kapiert, woher der Wind weht, und die Finger von ihr gelassen. Wollen Sie wissen, was ich denke? In dem Schuppen gehen unsaubere Dinge vor sich.«
» Gehen Sie häufig in Nachtclubs, Willy? Kennen Sie tatsächlich welche, die sauber sind?«
Sie waren im Poolbereich angekommen.
» Gut, Zeit für Aquafitness. Wann sehe ich Sie wieder?«, fragte Viviane.
» Am Nachmittag. Ich muss nach Rhodos.« Er sagte das zu beiläufig, als dass es unschuldig wirken konnte. Bevor sie nachfragen konnte, erklärte er: » Ich lasse eine Autopsie von der Katze des Türken machen. Es war nicht einfach, einen Gerichtsmediziner zu finden, aber ich konnte im Internet einen Tierpräparator ausfindig machen. Ich habe Sixiz letzte Nacht ausgebuddelt, sein Grab ist in der Nähe der Baracke des Türken.«
» Haben Sie den Verstand verloren?«
» Nein, wieso? Ich erinnere Sie daran, dass Sie mich zum Leiter der Ermittlungen im Fall ›Katze‹ ernannt haben.«
» Wie wollen Sie sie transportieren? Ganz zu schweigen davon, dass sie alles vollstinken wird…«
» Ich habe eine Kühlbox aus der Küche stibitzt. Eine tote Katze ist nicht schlimmer als deren Gammelfleisch hier.«
Er war, wie er war: wartete ungeduldig darauf, alle Spuren durcheinanderzubringen, war enthusiastisch bis zur Verzweiflung.
Kapitel 11
Viviane kehrte dem leitenden Ermittler den Rücken und gönnte sich zur Beruhigung ein höchst kalorienreiches Frühstück, das sie bei der Lektüre der Lore Lay von Apollinaire zu verdauen suchte. Das Gedicht rutschte so gut, dass sie es auswendig lernte. Die Eier mit Bacon lagen ihr hingegen schwer im Magen. Es war idiotisch, jetzt würde sie die Kalorien bei der Aquafitness verbrennen müssen. Sie begab sich mit bußfertigen Schritten dorthin.
» Die Arme vor euch ausstrecken, jetzt rennen, rennen, über die ganze Beckenbreite«, kommandierte Kiki-Platsch. » Versucht es in schlängelnden Bewegungen, um schneller zu werden. Mit den Schultern, mit den Hüften. Geht das Wasser in Schräglage an, um besser vorwärtszukommen.«
Die gelehrigen Chéris schlängelten sich und gingen das Wasser in Schräglage an. Es waren nur Frauen. Ausgebreitet auf den Liegestühlen, betrachteten die Männer das Spektakel aus der Expertensicht, die Hände über den faltigen Wampen gekreuzt. Viviane hüpfte und verdrehte sich nun schon seit zwanzig Minuten, breitete die Arme aus, nach rechts, nach links und rundherum mit gestreckten Beinen. Zehn Minuten musste sie noch durchhalten: Sie wollte mit Platsch-Kiki sprechen.
» Hände auf den Beckenrand, Arme strecken, mit den Beinen schlagen, zweihundert Mal, zweihundert, ich zähle mit, eins, zwei, aber nein, meine Chéries! War nur ein Spaß, die Stunde ist vorbei«, schloss die junge Blonde schließlich. Etwas leiser ergänzte sie: » Wenn jemand von euch an Einzeltraining interessiert ist, dann sprecht mich an!«
Während die moppeligen Undinen sich zu ihren Liegestühlen begaben, ging Viviane zu Platsch-Kiki.
» Oh Viviane, das ist aber nett. Ich nehme 30 Euro die Stunde, an welchem Schwimmstil möchten Sie arbeiten?«
» Ich möchte nur an meinem Drehbuch arbeiten.« Sie erklärte ihr, dass sie in ihre Geschichte eine Episode einbauen wolle, die der letzten Begegnung mit King im Amphitheater glich. Platsch-Kiki erzählte ihr ohne große Begeisterung von dieser Episode. King sei auf einige notwendigen Verbesserungen ihrer Aktivitäten zu sprechen gekommen und habe ihr dann Fragen zu seiner Frau gestellt. Eine Aussage, die nichts Neues brachte. Als Antwort auf eine Frage von Viviane ergänzte die junge Frau, dass King lange weiße Handschuhe getragen habe und unter seiner goldenen Tunika eine Rheingrafenhose derselben Farbe.
» Eine Rheingrafenhose?«
» Ein Kostümbildner-Begriff– mein eigentlicher Beruf. Hier mache ich das nur abends, für die Aufführungen, sonst wäre ich nicht tragbar. Die Rheingrafenhose ist eine Art Kniehose mit Bändern. Man könnte sagen, eine Art Strumpfhose. Die Puppe
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