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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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hatte auch so eine an. Man hat die Beine zwar nicht gesehen, weil die goldene Tunika so lang war, aber ich habe darauf bestanden, von Berufs wegen, und für den Fall, dass Wind aufgekommen wäre.«
    » Das Band an der Rheingrafenhose, schnürt man das am Knöchel?«
    » Nein, das wird auf halber Wade angebracht. Außerdem schnürt man es nicht, es hat nur dekorativen Charakter.«
    » Gut, Platsch-Kiki, ich werde Sie nicht länger nerven. Ach doch, noch eine Frage: Mein Freund Willy, muss der eigentlich auch 30 Euro zahlen?«
    » Der? Nein, der ist zu süß.«
    Viviane bedankte sich und ging zufrieden davon. Sie hatte gelernt, schlängelnd durch das Wasser zu rennen, sie hatte ihrem Wortschatz einen Begriff hinzugefügt, aber vor allem hatte sie begriffen, wie alle Welt hatte tanzen können, ohne zu erahnen, dass sich in der gehängten Puppe eine Leiche verbarg. Blieb nur diese Sache mit der Druckstelle am Knöchel, die sie umtrieb.
    Viviane rief im Kommissariat an und verlangte Lieutenant Monot. Sie zeigte sich warmherzig, erkundigte sich nach seiner Gesundheit, seiner Stimmung, seinem Dienstbeginn. Er blieb einsilbig. Sie bat ihn, Informationen zu der verstorbenen Kokserin einzuholen. Ohne weiteren Kommentar notierte er sich die Adresse der Frau. Sie erzählte von dem Koks, das sie im Koffer gefunden hatten, er fragte schroff nach der Menge, lakonisch, schrecklich professionell. Und plötzlich wurde ihr klar: Augustin Monot war eifersüchtig.
    » Die Ermittlungen gehen voran. Mit Ihnen wären sie wahrscheinlich schon abgeschlossen. Sie fehlen mir, Augustin. Sehr.«
    » Kommen Sie, Commissaire, Willy Cruyff ist ein bemerkenswerter Lieutenant. Ich habe nur Gutes von ihm gehört. Entschuldigen Sie mich bitte, man erwartet mich.«
    Er hatte aufgelegt, dieser Muffel. Begriff er nicht, wie sehr sie sich danach sehnte, ihn am anderen Ende der Leitung zu wissen, ihn zu hören– mehr noch als ihm etwas zu erzählen?
    Sie dachte an die Geschichten dieser Frauen, die Urlaub in Deauville machten und noch das Bedürfnis hatten, ihren Gatten im Büro anzurufen, bevor sie der Versuchung nachgaben und sich in die Arme ihrer Tennislehrer flüchteten. Die Parallele war absurd, weder hatte sie einen Gatten, noch einen Liebhaber, auch kein Deauville. Und keine Versuchung. Sie hatte nur das Telefon und wusste nicht, wen sie anrufen sollte.
    Sie ging in Richtung Bar, um dort Bekanntschaften zu machen, als ein Aufruf aus den Lautsprechern sie innehalten ließ: » Viviane, die Drehbuchautorin, wird am Empfang erwartet.«
    Besorgt ging sie dorthin. War es Monot? Oder das Hauptkommissariat?
    Eine Heyduda reichte ihr den Hörer, Viviane zog sich in eine Ecke zurück, um ungestört zu sein. Es war nur Willy. Im Hintergrund hörte man Geräusche von Gläsern, Flaschen, Unterhaltungsfetzen. Er rief aus einem Bistro an.
    » Warum rufen Sie nicht auf meinem Handy an?«
    » Weil ich Ihre Nummer nur in meinem gespeichert habe, und das habe ich im Zimmer vergessen.«
    » Was gibt es denn so Dringendes?«
    » Auf der Fahrt nach Rhodos hatte ich Zeit nachzudenken. Mit etwas Abstand wird alles viel klarer. Ich glaube, ich habe die Lösung. Der Mörder– das kann nur der Türke sein. Er ist der Einzige, der stark genug war, um die Leiche von King zu transportieren. Er hat ihn erstochen, während Animateur-Koko Königin holen gegangen ist, dann hat er ihn in seiner Schubkarre aus dem Amphitheater gebracht und unter den Berberitzensträuchern versteckt. Als die anderen zurückgekommen sind, konnten sie ihn natürlich nicht finden. Später, als alle weg waren, hat der Türke auf seinen als Henker verkleideten Komplizen gewartet– wahrscheinlich sein Sohn. Sie haben das zu zweit gemacht, anders wäre es nicht gegangen, die Leiche war zu schwer, sie haben ihn zu zweit oben am Galgen aufgeknüpft, mit dem gelben Seil, das ich unter der Bühne gefunden habe. Einer von beiden ist auf die Leiter gestiegen, um das Seil zu fixieren. Dann haben sie sich davongeschlichen, und hopp!«
    » Bravo, Lieutenant, die Ermittlungen machen Fortschritte. Neulich war es ›bamm, bumm‹, und jetzt ist es ›und hopp!‹ Sagen Sie mir mal, wie heißt das in Ihrem Manga, wenn man mit einer Leiche, die über den Schubkarrenrand hängt, unbemerkt irgendwo vorbeiwill? Steht dann da psst? Und um die Verkleidung des Henkers zu holen und zurückzubringen? Und woher konnte der Türke wissen, dass Animateur-Koko lange genug weg sein würde, damit er King abmurksen und verstecken

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