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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Mumienspiel danach habe ich gewonnen. Dafür musste man seine Partnerin in Toilettenpapier einwickeln. Wir hatten viel Spaß dabei.«
    Sie stellte sich vor, wie Fredo sie mit meterweise rosa Papier umhüllte und zuckte zusammen. Sie kamen an der Segelstelle an, unterhalb eines Felsens, der noch etwas imposanter war als der des Amphitheaters.
    » Gestern, nach den Spielen, bin ich da oben gewesen«, sagte Willy und zeigte auf den Gipfel.
    » Sie sind da hochgeklettert? Sind Sie wahnsinnig?«
    » Nein, ich meine, ich war dort oben im Nachtclub, das muss ich Ihnen erzählen…« Er schwieg, trat einige Meter zurück, um die Felswand zu betrachten. » Übrigens haben Sie recht, diesen Felsen kann man beklettern. Ich frage mich, ob der andere schwieriger oder leichter ist. Stellen Sie sich vor, Sie wären der Mörder– mit dem gelben Seil, das ich gestern unter der Bühne gefunden habe, ich meine…«
    » Warum sollte der Mörder für alle sichtbar den Felsen hochklettern, wo es doch den Pfad gibt?« Viviane zuckte die Schultern, Willy schwieg. Dann betrat sie den Segel-Bungalow, um sich umzusehen, schnupperte und runzelte die Brauen, ging wieder hinaus.
    Willy wartete vor seiner improvisierten Sprunganlage auf sie: ein Holzbrett für den Absprung, zwei in den Sand gesteckte Ruder, ein Bambusstab obenauf. Er zog sein T-Shirt aus, stellte sich unter die Latte und Viviane begriff, dass die Latte höher lag, als er selbst groß war. Das Hindernis war über zwei Meter hoch.
    » Los, lassen Sie sich nicht von mir stören«, forderte sie ihn auf.
    Er ignorierte ihre Aufforderung. Er stand mit verschränkten Armen da und schien nach Worten zu suchen. » Ich bin nicht ideal als Assistent, was? Es macht Ihnen keinen großen Spaß mit mir zu arbeiten. Meine Einfälle sind unnütz.«
    Sie murmelte ein: » Glauben Sie das nicht, ich finde, dass…« Aber was sollte sie sagen? Dass sie ihn, wie er so vor ihr stand, unglaublich anziehend fand? Dass sein athletischer, nur mit Shorts bedeckter Körper sie das schlaffe Fleisch der Chéris vergessen ließ? Sie senkte den Blick und ließ ihn weiterreden.
    » Sie müssen verstehen, Commissaire, für mich ist das eine schwierige Situation. Ich bin Anfänger, und hier ist nichts so, wie man es in der Polizeischule beigebracht bekommt. Kein Labor, keine Befragungen, ich tue, was ich kann.«
    Sie deutete eine versöhnliche Geste an, die er übersah.
    » Wissen Sie«, fuhr er fort, » ich bin leidenschaftlicher Sportler. Ich bin purer Amateur, was auf meinem Niveau selten vorkommt. Als meine ehemalige Freundin, die mit den Toten Blättern, mich vor die Wahl gestellt hat– entweder sie oder das Training–, habe ich mich fürs Training entschieden. Aber noch leidenschaftlicher als Sportler bin ich Polizist. Wenn ich mich dazu bereit erklärt habe, mit Ihnen hierherzufahren, dann um den Job zu lernen.«
    Plötzlich sah sie ihn, wie er war. Fast nackt, sensibel. Kraftvoll und verzweifelt. Erfüllt von einer Verunsicherung, die er so ungeschickt und zugleich so gut auszudrücken vermochte. Eine Verunsicherung, die ihn noch schöner machte, noch begehrenswerter. Sie hatte Lust, ihn in die Arme zu nehmen, ihn zu beruhigen, indem sie ihn fest an sich drückte. Sie ging auf ihn zu, hielt dann inne und murmelte: » Ich verstehe das alles, Willy. Sie irren sich, ich brauche Ihre Einfälle. Ohne Sie würde ich es hier nicht aushalten. Und jetzt tun Sie mir einen Gefallen: Springen Sie.«
    Er tat es ohne Widerrede. Es war anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Er hüpfte, vermaß den Abstand zur Latte von nah und fern, simulierte die Bewegungen, zerlegte sie. Er streckte sich ein wenig, lief langsam auf das Hindernis zu, wurde dann schneller, stieß sich kraftvoll ab und drehte sich, erhob sich über die Latte, als wollte er sie abpflücken, bevor er in den weichen, trockenen Sand fiel. Viviane beobachtete ihn fasziniert. Es war schön und langsam wie ein Hochzeitstanz.
    Nach einem halben Dutzend Sprünge zog er sein T-Shirt wieder an und lächelte ihr zu. » Gehen wir«, sagte er. » Ich muss Ihnen vom Nachtclub erzählen. Ich bin alleine hingegangen, nach dem Abend im Amphitheater. Es waren viele Leute da, auch solche, die man tagsüber nicht antrifft. Da geht es ziemlich heiß her, lauter junge Leute, abgesehen von den Leuten Ihres Alters, die sich da etwas in einer Ecke absondern.«
    Die Kommissarin verspürte einen leichten Stich im Herzen, aber ihr Lieutenant fuhr fort: » Zecher-Koko ist der

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