Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)
Stunde zum selben Ort geht, macht man das häufig, um etwas nachzuprüfen. Oder um zu sehen, ob jemand angekommen ist.«
» Wir müssen darüber nachdenken. Vielleicht macht man das nur, weil man ein Heft braucht, ein Metermaß oder einen Sechskantschlüssel. Kann das jemand bestätigen?«
» Ja, der Heyduda, mit dem ich gesprochen habe, während Sie telefonierten. Er hat mir von dem Pfad erzählt, der zum Belvedere führt. Die Heydudas kennen ihn alle. Sie gehen dort mit ihren kurzlebigen Eroberungen hin. Zu dritt auf einem Zimmer haben sie nicht viel Privatsphäre. Also gehen sie da nach oben. Die Partnerin ist beeindruckt vom engen Durchgang, das regt sie an…«
Viviane zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von ihrem Cocktail. » Und warum macht es sie nicht gleich heiß, oder kann man sie direkt vernaschen, wenn Sie schon dabei sind? Könnten Sie Ihren Wortschatz nicht ein bisschen zügeln, wenn Sie von Frauen sprechen?«
Der Lieutenant senkte den Kopf und sprach weiter: » Entschuldigen Sie. Also, was habe ich gesagt, da, mit den beiden Liegestühlen, der Sonne, dem Himmel, der Sicht, und man muss nur noch…« Er wollte sich zügeln, aber ihm fiel kein Wort ein.
Viviane eilte ihm zu Hilfe. » Man muss nur noch, gut, sehr gut, Willy. Und dann?«
» Sie nennen diesen Ort ihren ›Alkoven‹. Die kleine Venusstatue, die wir auf dem Weg bemerkt haben, ist ein Code. Wenn sie liegt, heißt das ›nicht stören‹. Wenn das Pärchen geht, stellt es sie für die Nächsten wieder auf.«
» Und wenn sie auf die Idee kommen, sich die Landschaft anzusehen, bevor sie sich angezogen haben, dann erwischt sie der Mitarbeiter des Bürgermeisters, der vor der Küste herumkreuzt und der Skandal ist perfekt. Ihre Geschichte ist unterhaltsam, aber ohne jedes Interesse für unsere Ermittlungen.«
Willy trank langsam sein Zitronenwasser aus und wischte sich die Lippen ab. » Moment, ich war noch nicht fertig. Am Nachmittag des 14. Juli ist ein Heyduda mit einer Holländerin zum Alkoven gegangen, die…« Er suchte nach einem Verb, es war mitleiderregend. Er stammelte: » …die nur das wollte. Die Venus stand, also sind sie weitergegangen. Aber auf der Anhöhe sind sie dann auf Königin gestoßen. Sie hatte vergessen, die Venus hinzulegen.«
» Und was tat sie?«
» Was man tut, wenn man nackt ist mit einem Mann.« Er machte eine Pause, als wollte er die Verblüffung der Kommissarin auskosten, bevor er ergänzte: » Der Heyduda meinte, Königin sofort erkannt zu haben, liegend, nackt. Nur mit Sonnenbrille. Den Mann hat er nicht sehen können, sein Liegestuhl war von einem Busch verdeckt, aber er hat seine großen roten Sportschuhe bemerkt. Das hat ihm gereicht, er hat mit seiner Holländerin kehrtgemacht.«
» Und weiter?«
» Sie haben gewartet, dass sie an die Reihe kommen, er und seine Holländerin, unten am Pfad, während sie… sich miteinander beschäftigt haben, wie es ging. Später dann, so gegen 17 Uhr, haben sie gesehen, wie Königin allein heruntergekommen ist. Der Heyduda war unsicher, ob sie noch einmal zum Alkoven gehen sollten, wegen des Typs mit den roten Sportschuhen. Die Holländerin war deswegen genervt und ist gegangen. Der Heyduda ist noch einmal aufgestiegen, er war neugierig und wollte wissen, wer da nun in die Verlängerung gegangen war: Es war aber niemand mehr da.«
Viviane rief den Kellner. » Bringen Sie uns noch zwei Mineralwasser. Und Willy, machen Sie sich keine Gedanken. Natürlich werde ich das alles bezahlen.«
Er sah sie zufrieden an. Nicht triumphierend, aber wie ein Sieger. Der Ausdruck eines Mannes, der den Diskus zwei Meter weiter geworfen hat.
» Und waren die Sportschuhe noch da?«
» Nicht mal das. Der Heyduda hat am nächsten Tag im Club alle von Kopf bis Fuß gemustert. Er wollte unbedingt herausfinden, mit wem Königin schlief. Aber niemand trug rote Sportschuhe. Auch nicht bei den Chéris.«
Viviane holte ihr Notizheft heraus und zeichnete grob einen Plan: ein Quadrat für das Belvedere, darin einen Kreis für das Amphitheater. Darunter ein großes Viereck für die zona privada, mit ein paar parallelen Strichen, die die Treppe mit den Alpenveilchen darstellen sollten. » Die Geschichte war ja schon kompliziert, aber jetzt wird es unmöglich. Rekapitulieren wir: Um 17.30 Uhr verlässt Animateur-Koko das Amphitheater, um Königin zu holen. Er begegnet ihr auf dem Weg zum Strand und bringt sie zu King, sie unterhalten sich und gehen wieder los, um Clown-Koko zu
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