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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Rahmen der Nachstellung. Nein, Unsinn. Diese körperliche Nähe, dieses Haut an Haut, die einen überall ansprang, dieser ganze Fall, der ihr zu Kopf stieg wie ein Samos-Muscat. Das musste schnell ein Ende finden.
    Sie wartete, den Blick auf die höchste Stelle des Rads geheftet, das über den Mast hinausragte. Da sah sie Willys Kopf auftauchen, dann seine Arme, mit denen er ihr ein Zeichen machte. Aber es war mehr als ein Zeichen, er fuchtelte noch immer herum, es war eine Aufforderung.
    Sie stieg den Pfad so schnell hinab, dass ihr gar keine Zeit blieb, sich zu fürchten.
    Ihr Lieutenant erwartete sie im Amphitheater. Er schwenkte eine große Hornbrille, die Viviane, und auch ihm, bereits auf den Fotos aufgefallen war. » Erkennen Sie die, Viviane?«
    » Ja«, sagte eine Stimme hinter ihnen, » das war seine Brille gegen die Weitsichtigkeit.« Animateur-Koko stieg nachdenklich die Stufen des Amphitheaters hinunter.
    » Wo haben Sie die gefunden?«
    » Dort oben, am Rand des Rads«, antwortete Willy.
    » Haben Sie eine Idee, was er von dort oben beobachtet haben könnte?«, fragte Viviane.
    Animateur-Koko verzog seltsam das Gesicht. Er schien sich etwas unwohl zu fühlen. » Wenn Sie mich schon so fragen, kennen Sie wahrscheinlich die Antwort. Woher wissen Sie das?«
    » Von einem Heyduda, der an diesem Tag den Alkoven benutzen wollte und aber feststellen musste, dass der besetzt war.«
    Animateur-Kokos Stimme überschlug sich leicht. » Und hat er auch den Mann gesehen, der bei Königin war?«
    » Nein, nur seine roten Sportschuhe.«
    Animateur-Koko setzte sich auf eine Stufe, er war niedergeschlagen und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Endlich richtete er sich wieder auf. » Jetzt haben wir Gleichstand: Sie beide, der Heyduda, King und ich. Es wäre mir lieber gewesen, Ihnen nie davon erzählen zu müssen.«

Kapitel 17
    Viviane und Willy setzten sich auf die Stufe darunter und wandten sich Animateur-Koko zu. Der kleine rothaarige Mann gab einen langen Seufzer von sich, als stünde er kurz davor, sich eines zu schweren Geheimnisses zu entledigen.
    » Meine Rolle in der ganzen Geschichte ist nicht sehr ruhmreich«, sagte er. » Am 14. Juli, als ich da oben auf dem Rad war, habe ich King gerufen– aber nicht, um den Scheinwerfer abzumontieren. Ich hatte gerade Königin im Alkoven entdeckt, nackt auf einem der Liegestühle, mit einem Mann, von dem ich nur die roten Sportschuhe gesehen habe. Und einen gebräunten Arm, der auf Königins Busen lag. Wahrscheinlich war es falsch, King davon in Kenntnis zu setzen. Er ließ mich hinabsteigen, ist dann selbst hinaufgeklettert, bis ans oberste Ende des Rads, um die Szene zu beobachten. In diesem Augenblick muss er seine Brille abgesetzt haben. Er kochte vor Wut, es war beängstigend. Er konnte den Typen, der seinen Arm wieder weggenommen hatte, nicht sehen, und das machte ihn rasend. Irgendwann hat er gebrummt: ›Sie hat hergesehen, ich denke, sie hat mich erkannt, bin mir nicht sicher.‹ Er ist runtergelaufen, wollte sie auf frischer Tat ertappen, dann besann er sich und hat mich geschickt, alle beide zu holen. ›Mach schnell, sag ihnen, dass sie kommen sollen, aber ohne ihnen irgendwelche Erklärungen zu geben.‹«
    » Und Sie sind hingegangen?«, fragte Willy.
    » Ja, aber ich habe mir absichtlich Zeit gelassen. Mir war klar, dass das hier in einem Drama enden würde, ich wollte da nicht reingezogen werden. Auf dem Strandweg habe ich Königin dann getroffen, sie war alleine und ganz außer sich. Ich habe ihr ausgerichtet, dass ihr Mann auf sie warten würde. Als wir ankamen, hatte King etwas Wahnsinniges im Blick. Ich habe ihm ins Ohr geflüstert, dass ich den Mann mit den roten Sportschuhen nicht erkannt hätte. Alles andere war so, wie ich es Ihnen schon gesagt habe: Er hat uns losgeschickt, um den Totenkranz und Clown-Koko zu holen.«
    Viviane spielte in Gedanken alles durch, es passte mit den Aussagen zusammen. » Warum haben Sie mir nicht früher davon erzählt?«
    » Es gab keinen Grund, das zu tun. Ich wusste nicht, dass Sie Kommissarin sind, ich habe es eben erst erfahren. Meinen Sie nicht, man hätte mir etwas sagen sollen? Schließlich bin ich jetzt Chef des Dorfes.«
    Jetzt war es an Viviane, sich angeklagt und beinahe schuldig vorzukommen. Sie stand auf, deutete eine verlegene Geste an und verließ das Amphitheater. Willy folgte ihr mit einigen Schritten Abstand, sicher würde er gleich fragen » Und was machen wir jetzt?«. Sie wusste es nicht.
    »

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