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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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darüber diskutiert, King und ich. Mein Vorschlag war, beiden zu kündigen und die anderen weitermachen zu lassen. Er befürchtete aber, dass Schraubenzieher- und Küchen-Koko die anderen aus Rache bei der Finanzleitung des Esprit-Clubs anschwärzen könnten. Deshalb entschied King sich dafür, beide bis zum Ende der Saison zu beschäftigen und ihnen genau auf die Finger zu sehen. Danach wollte er sie an einen anderen Ort versetzen lassen.«
    » Und die anderen?«
    » Die kleinen Profite der anderen sollten ab sofort mit in die Einnahmen einfließen. King hat das allen am 14. Juli angekündigt. Bleibt nur zu wissen, ob er deswegen umgebracht wurde.«
    » Was haben Sie jetzt vor?«
    » Nach Kings Tod hatte ich angekündigt, dass alle seine Entscheidungen auf Eis gelegt werden. Seither habe ich nichts entschieden, obwohl manches eilig wäre: Gestern Abend habe ich einen seltsamen Brief unter meiner Tür gefunden. Warten Sie, ich hole ihn.«
    Viviane nutzte den Moment, sich die Fotos an der Wand genauer anzusehen. Das Wasserski-Foto beschäftigte sie irgendwie, ohne dass sie sagen konnte, weshalb. Königin kam wieder und hielt der Kommissarin ein weißes Blatt hin, auf dem sehr plump ein Galgen mit einer gehängten Frau aufgemalt war. Um jede Verwechslung zu vermeiden, hat der Zeichner noch die Feinheit besessen, ein Accessoire hinzuzufügen: ein paar Ohrringe. Einfache große Kreolen, wie die von Königin. Die Drohung war so einfach und deutlich wie die Zeichnung.
    » Das ist freundlich, man warnt mich vor.«
    » Wie werden Sie in Anbetracht dessen weiter entscheiden?«
    » Ich werde heute zur Siesta-Zeit alle versammeln. Schraubenzieher- und Küchen-Koko werde ich getrennt mitteilen, dass ich sie bis zum Ende der Saison behalte, vorausgesetzt, sie beenden ihre Mauscheleien. Die Kündigung von Clown-Koko mache ich rückgängig, auch das Projekt mit dem medizinischen Versorgungszentrum. Den anderen werde ich sagen, dass ich ein Auge zudrücke, wenn sie kein Aufsehen erregen. Auf diese Weise sollte ich keinen Grund zur Besorgnis haben, oder?«
    Viviane wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie wusste nicht, warum in diesem Club gemordet wurde. Auch nicht, wie. Oder gar, auf wen man es abgesehen hatte… Sie seufzte, ohne sich zu verraten. » Seien Sie vorsichtig, Königin. Der Lieutenant und ich beschützen Sie, so gut es geht.«
    » Mich beschützen. Das ist leicht gesagt. Wie denn? Haben Sie einen Leibwächter? Eine Waffe?«
    Viviane senkte den Blick und schwieg. Sie war hier nicht mal Polizistin oder Ermittlerin. Was konnte sie versprechen?
    Königin drehte sich zu einem Wandtresor um, aus dem sie ein in einen Lappen eingewickeltes Ding herausholte und auswickelte. Es war ein altehrwürdiger .45-Colt mit einem Schalldämpfer und einer Schachtel Kugeln. » Der hat King gehört. Können Sie den bedienen?«
    Viviane lächelte. Die Waffe war nichts gegen ihre Sig Sauer, aber sie kannte sie gut. » Ich werde das Beste daraus machen, wenn es sein muss. Danke.«
    Auf dem Weg zu ihrer Lodge fiel der Kommissarin auf, dass nichts schwieriger war, als eine Pistole unter einem Pareo zu verbergen. Sie entschloss sich, sie oben im Schrank zu verstecken. Wenn sie die Pistole brauchte, würde sie sie in ihre Strandtasche legen, die sie über der Schulter trug.
    Lieutenant Cruyff holte sie als Mafioso verkleidet ab – Hose, Hemd, Sonnenbrille. Er hielt ihr ein Post-it hin.
    » Die Kontaktdaten der Freundin von Gegenwind-Koko.«
    » Ich werde im Kommissariat anrufen, damit die sich darum kümmern. Kommen Sie in ein paar Minuten wieder.«
    Es war idiotisch, sich hinter dem Kommissariat zu verstecken, wo sie doch nur mit Monot reden wollte. Sie schämte sich ein bisschen, Willy und Augustin als Rivalen zu betrachten. Im Grunde wusste sie nur zu gut, dass sie lediglich in ihrer Fantasie Konkurrenten waren.
    Lieutenant Augustin Monot ging sofort ans Telefon. » Stellen Sie sich vor, ich bin allein im Großraumbüro«, sagte er.
    In ihren Augen wirkte das wie eine absurde Vertraulichkeit. Er schien alle Zeit der Welt zu haben, aber sie nicht: Willy würde bald zurückkommen. Sie gab Monot rasch die Daten der jungen Frau durch, die er kontaktieren sollte, sowie den Tag und die Zeit des Alibis, das zu überprüfen war. Das Telefonat war fast erledigt, jetzt konnte es losgehen. » Wissen Sie, was ich zurzeit lese, Augustin? Poesien von Apollinaire.« Poesien? Gedichte? Die Chance, dass sie danebengelegen hatte, stand fifty-fifty, und weil

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