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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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folgte Viviane nur bewundernd. Er erlebte gerade live die Lösung eines Falles mit.
    Sie stieg die Stufen zum Amphitheater hinauf und öffnete das Tor. » Lassen Sie uns oben bleiben, Willy. Sind Sie sicher, alle Verstecke durchsucht zu haben? Sehen Sie mal da, vor sich.«
    » Die Bühne, Commissaire? Aber die habe ich durchsucht, darüber, dahinter und darunter.«
    » Nein, Sie sehen zu weit nach unten. Ich habe gesagt vor ihnen. Ich werde Ihnen helfen, Sie waren dort schon, ich noch nicht.«
    » Da sind nur der Mast und das Rad, das … oh, Scheiße!«
    » Ja, Willy. Wenn man etwas sucht, denkt man selten daran, in die Luft zu gucken. Wie im Schuhladen. Oder, wie Sie neulich auf der Akropolis so schön sagten: ›Von unten sieht man nichts.‹«
    Beide starrten auf das Ende des Lichtmasts, aus dem schließlich ein Klettermast geworden war. Auf dem Rad reihten sich die Scheinwerfer aneinander. Einige waren in Plane eingewickelt, andere nicht. Manche Planen waren umgeschlagen und wurden von Gummispannern gehalten.
    » Ein schönes Chaos. Da war King geparkt, als Brigadier Vermeulen, Clown-Koko, Animateur-Koko und Königin ihn suchten. Animateur-Koko und Königin taten nur so, als würden sie suchen. King war dick, aber nicht dicker als zwei oder drei Scheinwerfer.«
    » Sie haben ihn versteckt, okay. Aber wie haben sie ihn da hochbekommen?«
    » Er ist alleine hochgeklettert, lebend. Er muss oben getötet worden sein. Das ist die einzige Erklärung. Kein Mörder hätte ihn da hinaufziehen können.«
    » Gut, nehmen wir an, er wurde oben getötet und unter einer Plane versteckt. Und dann, wie hat man die Leiche aufgehängt? Das kostet Zeit. Wenn ich Ihnen folge, gibt es nur zwei Lösungen: Entweder die Leiche wurde vom Henker aufgehängt, um kurz nach 18 Uhr, oder sie wurde von Animateur-Koko um 20.30 Uhr aufgehängt, als der auf einen Sprung ins Amphitheater kam, während Spritzen-Kiki unten auf ihn wartete. Die zweite Lösung können wir ausprobieren. Animateur-Koko war nur ein Lied lang hier, erinnern Sie sich?« Willy lehnte die Leiter gegen den Mast, holte die Strohpuppe unter der Bühne hervor, zog sie hoch und positionierte sie nicht ohne Schwierigkeiten oben auf dem Rad. Er legte ihr das Seil um den Hals, knotete das andere Ende ans Rad, kletterte wieder hinab und stellte die Leiter wieder weg. » Wir werden die Szene nachstellen, vielleicht sogar mit Musik.« Er betrat das Regiehäuschen und wühlte in der Kiste mit den CD s. » Hier, die Musik von ›Alexis Sorbas‹. Alles andere hätte mich in einem Ferienclub auf Rhodos auch gewundert. Gut, ich gehe zurück in die zona privada , an den Fuß der Treppe, und Sie schmeißen die Musik an und geben mir damit das Startzeichen. Drehen Sie ganz laut auf. Ich warte ein paar Takte ab, um dann loszugehen, wie Animateur-Koko.«
    Viviane lächelte: Er wurde gerade zu einem richtigen Bullen, blieb aber wie ein kleines Kind. Das war sehr charmant. Er ging, sie ließ die Musik anlaufen und setzte sich ganz nach oben ins Amphitheater, um die Übung zu verfolgen.
    Willy war schon dabei das Tor zu öffnen und die Stufen hinabzurennen. Er zog die Leiter aus, fixierte sie und lehnte sie gegen den Mast. Der Busuki-Rhy thm us wurde schneller. Er kletterte auf das Rad, befreite die Puppe von der Plane und ließ sie fallen, kletterte wieder hinunter, klappte die Leiter wieder ein, räumte sie weg, raste die Stufen wieder hinauf, als würde e r hunde rtzehn Meter Hürden laufen, schloss das Tor.
    Gerade startete der finale Teil des Sirtaki, der Rhythmus war wie entfesselt, und Willy auch. Mit einem großen Sprung warf er sich auf die letzte Stufe.
    » Da bin ich!«
    Alexis Sorbas hatte drei Minuten und zweiundvierzig Sekunden gedauert. Die letzte Note war vor zehn Sekunden verklungen. Nicht geschafft.
    » Sehen Sie, Viviane? Ich bin um einiges sportlicher als Animateur-Koko, King war doppelt so schwer wie die Puppe, trotzdem habe ich es nicht geschafft. Was am meisten Zeit gekostet hat, war, die Leiter aufzustellen. Als Verdächtiger bleibt demnach nur der Henker.«
    Willy schwitzte leicht, er war außer Atem, er triumphierte; er war schön anzusehen.
    Viviane konterte: » Nein, der kann es nicht gewesen sein. Kukuleta, sage ich nur, Kukuleta, und fragen Sie jetzt nicht nach, Willy. Der Henker zählt nicht, es muss Animateur-Koko gewesen sein, selbst wenn ich nach Ihrer Darstellung gar nicht mehr weiß, wie er es angestellt haben soll. Kommen Sie, wir werden einen wichtigen Zeugen

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