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Tote Männer Milch (German Edition)

Tote Männer Milch (German Edition)

Titel: Tote Männer Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Malina
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herablassenden Unterton. Ich habe dich zum Fressen gern, dachte Isolde und verkniff sich das wölfische Lächeln, das doch auf ihren Lippen lauerte. Bevor sie antwortete, überlegte sie kurz, ob sie ebenfalls zu dem vertrauten „du“ übergehen sollte.
    „Weil einige Gerüchte in Umlauf sind.“ Isolde hüstelte verhalten und sprach weiter: „Nun ja, die einen behaupten, dass Ihre Gattin einfach nur gestürzt sei. Andere behaupten, dass Ihre Frau Gemahlin gestürzt sei, weil sie besoffen, pardon, betrunken war, und ganz böse Zungen munkeln sogar, dass jemand nachgeholfen…“ Isolde wiegte abschätzend den Kopf, „…haben könnte.“
    „Ach was! Hat man da vielleicht schon jemand Bestimmten in Verdacht … Isolde?“
    Isolde überhörte tunlichst den bedeutungsschweren Tonfall, mit dem Maibach ihren Namen aussprach.
    „Keineswegs“, entgegnete sie gelassen und zupfte demonstrativ an ihrer blütenweißen Bluse. „Es ist nur so, man könnte sich vielleicht auf eine Version einigen“, schlug sie vor und riskierte ein zweideutiges Lächeln.
    Maibach wirkte unschlüssig, wie jemand, der einen Medizinball zugeworfen bekam und sich nicht sicher war, ob er ihn auffangen oder lieber in Deckung gehen sollte.
    „Welche Version wäre denn die zweckdienlichste?“, versuchte er Zeit zu schinden.
    „Die Wahrheit natürlich“, versicherte Isolde treuherzig, „ich meine, die Wahrheit, also das was Sie den Beamten gesagt haben“, fügte sie mit einem Augenaufschlag hinzu.
    „Das klingt wie ein Kompromiss“, bemerkte Maibach spitz.
    „Eher wie eine Absprache“, verbesserte Isolde süffisant, während sie betont gleichgültig ihren Blick durch den Raum gleiten ließ und ihren langen Zopf spielerisch um ihren Zeigefinger drehte.
    Wie gebannt stierte Herr Maibach auf Isoldes Zopf und je aufmerksamer er ihn betrachtete, umso mehr drängte sich der Vergleich mit einem Strick bei ihm auf. Er bemerkte nicht, wie ihn Isolde aus den Augenwinkeln heraus fixierte. Isolde registrierte die finstere Wachsamkeit in seinen Augen und fuhr aufmunternd fort.
    „Ich möchte Ihnen ja nur helfen, lieber Herr Doktor, und Ihnen keinen Strick drehen, aber mit Mord ist nun mal nicht zu spaßen.“
    „Wie? Ich verstehe nicht!“, japste Maibach verdattert.
    „Rufmord, meine ich natürlich“, milderte Isolde gnädig ab.
    Von einem leichten Schwindel übermannt, stützte sich Maibach mit der Hand am Türknauf ab.
    „Ist Ihnen nicht gut? Sie sehen auf einmal so blass aus.“
    Isolde trat einen Schritt näher.
    „Leichenblass“, vervollständigte sie und legte besorgt ihre Hand auf seine Schulter.
    „Soll ich einen richtigen Arzt rufen?“
    „Nein!“, wehrte er hysterisch ab. „Es geht schon, ich bin nur etwas durcheinander. Die Sache hat mich ziemlich mitgenommen.“ Er rang sich einen unverkrampften Gesichtsausdruck ab, obwohl er Isoldes Hand wie eine schwere Last empfand, die drohte, ihn in die Knie zu zwingen. „Ich glaube, ich brauche einen Schnaps“, stammelte er und schielte verstohlen auf seine Schulter.
    „Eine gute Idee“, beschied Isolde. „Haben Sie vielleicht auch einen Sherry im Haus?“
    Endlich nahm sie die Hand von seiner Schulter und folgte seiner widerwilligen Geste ins Wohnzimmer.
     
    „Das ist heute nicht der erste“, erklärte er mürrisch, als er Isoldes Miene zur Kenntnis nahm, die auf die halbgeleerte Whiskeyflasche anspielte, die zwischen mehreren überfüllten Aschenbechern auf dem Couchtisch stand.
    „Und sicher nicht der letzte“, murmelte Isolde ahnungsvoll.
    Unaufgefordert nahm sie auf der großzügigen Ledergarnitur Platz, stellte ihren Korb auf den Tisch und strich mit der Hand besitzergreifend über das weiche Büffelleder. Dabei behielt sie mit skeptischem Interesse den Hausherrn im Auge, der mittlerweile, offenbar ratlos, vor dem reichhaltigen Sortiment seiner Hausbar stand.
    „Wenn kein Sherry da ist, nehme ich auch mit einem Whiskey vorlieb“, zwitscherte sie ihm zu.
    Ich muss auf der Hut sein, sie führt etwas im Schilde, hämmerte sich Herr Maibach ein, während er auf die Flaschen starrte, bis er sich besann und nach einer Karaffe Sherry und zwei Gläsern griff.
    „Warten Sie, ich mach das schon!“ Isolde nahm ihrem Gastgeber Flasche und Gläser ab und begann einzuschenken.
    Beide erhoben das Glas und blickten sich eine Weile unschlüssig an. So als wüssten sie nicht so recht, auf was sie nun anstoßen könnten – auf das Leben, auf den Tod? Gab es ein Zwischending?
    „Auf

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