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Tote Männer Milch (German Edition)

Tote Männer Milch (German Edition)

Titel: Tote Männer Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Malina
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zwischen den Felsen lagen, man wollte es auch gar nicht mehr so genau wissen. Man hatte genug anderes zu tun. Menschenhandel und Methamphetmin-Kocherei, ein beliebter Teil der deutsch-tschechischen Völkerverständigung. Von solchen Schwerpunktfragen der Kriminalbehörden abgesehen, war die Bergung schon schwierig genug. So wurde der Fall an die Landshuter Behörden weitergeleitet, die einige Zeit später bei Isolde auftauchten. Dass Isolde zu dieser Zeit gerade sturzbetrunken war, veranschaulichte den beiden Beamten nur die Tragik des Unglücks. Man war Isolde dankbar, dass sie sich trotz ihres „kleinen Alkoholproblems“ so kooperativ verhielt und zu einer plausiblen Lösung des Unglücksfalls beitrug, indem sie die Beamten auf Herberts Allergie gegen Bienenstiche, seinen zu hohen Blutdruck, seine Schwindelanfälle und auf seine verschreibungspflichtigen Medikamente aufmerksam machte. Man riskierte noch einen betretenen Blick auf Herberts Foto, das verschwenderisch mit Trauerflor geschmückt war. Dann auf die arme, besoffene Witwe, wie sie dachten, bevor sie sich die Telefonnummer von Herberts Hausarzt geben ließen und wieder abrückten.
     
    „Schluss jetzt! Ich will nicht mehr an ihn denken!“, befahl sich Isolde. Wütend sprang sie auf und warf den Bilderrahmen zu Boden. Der Hund fing erschreckt an zu bellen.
    „Sei still!“, fauchte Isolde und blickte voller Anspannung zum Fenster hinaus.
    Die Villa war hell erleuchtet.
    Isoldes Augen funkelten wie Irrlichter.
    „ Er ist zurück“, flüsterte sie erregt.
     
     
     

6. Kapitel
     
    Als hätte Isolde hinter den Kulissen auf ihren Auftritt gewartet, stand sie nun mit klopfenden Herzen vor der Tür der Maibach-Villa und betätigte energisch den Türklopfer.
    „Komme ich ungelegen?“, ließ sie höflich verlauten als sich die Tür öffnete.
    Isolde hatte sich besuchsfein gemacht und trug ein Dirndl mit einer roten Schürze. Ihre langen, aschblonden Haare hatte sie zu einem Seitenzopf geflochten, der ihr bis über die Hüfte reichte. Mit etwas guten Willen, hätte man Isolde für ein gestandenes Rotkäppchen halten können, aber Maibach sah sie an wie ein verschreckter kleiner Junge, der sich der Verwandlungskunst böser Tanten bewusst war.
    „Ach, Sie“, erwiderte er zerstreut.
    Isolde nickte bestätigend und sah ihn unverwandt an.
    „Darf ich eintreten?“, erkundigte sie sich vollständigkeitshalber, da sie sich bereits durch die halbgeöffnete Tür mehr geschlängelt als gedrängelt hatte.
    Misstrauisch beäugte Maibach das Weidenkörbchen, das Isolde am Arm trug, in dem der kleine Hund saß und sich vergeblich bemühte, sich der Fesselriemchen zu entledigen, mit denen Isolde das aufgeweckte Tier am Henkel festgebunden hatte.
    „Freuen Sie sich denn gar nicht?“, druckste Isolde herum.
    „Über was?“, stieß Herr Maibach entgeistert hervor.
    Plötzlich erschienen ihm Isoldes Augen, Ohren und Hände nicht mehr maßstabsgerecht.
    „Nun, wenn schon nicht über mich, dann doch wenigstens über Ihren Hund, den ich Ihnen unbeschadet zurückbringe. Er ist mir zugelaufen. Das arme Tierchen war ja total verstört. Haben Sie es denn gar nicht vermisst?“
    „Der Pinscher gehört meiner Frau, und die ist momentan…“
    „Tot.“, ergänzte Isolde nüchtern.
    „Tödlich verunglückt“, verbesserte Herr Maibach, mehr zu sich selbst und heftete seinen Blick auf Isoldes Füße.
    Warum läuft sie barfuß herum? schoss es ihm durch den Kopf. Eine Frage, die ihm genauso irrwitzig erschien wie Isoldes Kostümierung.
    „Eine tragische Sache, das mit Ihrer Frau“, entgegnete Isolde mitfühlend. „Wie ist es denn passiert?“, schob sie noch nach und blickte Maibach lauernd von unten an, als wolle sie seine Worte auffangen.
    Sie hat schöne Füße, dachte er, bevor er nachdenklich den Kopf hob und Isolde bohrend in die Augen sah, als würde er sich mit jedem Neuron seines Hirns auf ihre Frage konzentrieren. Isolde widerstand dem Impuls, seinem Blick auszuweichen, sie fühlte, wie ihr das Blut in die Ohren schoss.
    „Warum fragst du?“, erwiderte er trocken, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen. Es war ein suggestiver Blick, der darauf abzielte, Isolde aus der Fassung zu bringen. Und tatsächlich kam sich Isolde für einen Moment vor wie eine Laborratte, die in den Blickwinkel eines ehrgeizigen Forschers geraten war. Aber Isolde hielt dem visuellen Kräftemessen stand. Sie maß seiner vertrauten Anrede bedeutend mehr Gewicht bei als seinem

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