Tote Männer Milch (German Edition)
sie beschwörend, wobei sie schmachtend über seinen Körper blickte. Bei dem Gedanken, dass er ihre Liebe nicht erwidern könnte, war ihr zum Heulen zumute, bei der Vorstellung, dass er sich eines Tages einer anderen zuwenden könnte, dachte sie ans Sterben. Sie schüttelte sich, als könne sie sich damit dieser Gefahren erwehren und versuchte, an etwas Angenehmeres zu denken. Sie überlegte, ob sie Paul gefälligkeitshalber auch der anderen Kleidungsstücke entledigen sollte. Zögerlich löste sie sie Gürtelschnalle seiner Hose, öffnete den Reißverschluss, während sie Paul im Auge behielt. Mit viel Fingerspitzengefühl gelang es Isolde, ihr schlafendes Opfer bis auf die Unterhose zu entkleiden. Mit einer Mischung aus diebischem Interesse und beschämtes Lustgefühl begutachtete sie seinen halbnackten Körper. Paul besaß all das, was nach Isoldes Maßstäben ein gestandenes Mannsbild auszeichnete. Mit unterdrücktem Verlangen musterte sie seinen schlanken Körper, seine behaarte Brust, um letztlich auf dem verhüllten Mittelteil hängen zu bleiben. Zögerlich legte sie ihre Hand auf seine enge Unterhose. Eine flüchtige Berührung nur, die Paul mit einem plötzlichen Atemstillstand quittierte. Isolde zog zurück, überlegte fiebernd, ob sie mit einer erneuten Berührung die Atemblockade bereinigen könnte. Sie entschied sich dagegen. Stattdessen hielt sie ihm die Nase zu. Paul röchelte. Isolde ließ von ihm ab und atmete erlöst auf, als Paul ungehindert weiterschnarchte. Einige Sekunden lang blieb sie noch auf der Bettkante sitzen, bevor sie sich ebenfalls aufs Bett legte. Sie achtete darauf, dass die Matratze langsam und nicht ruckartig nachgab. Genau so behutsam schmiegte sie sich an seinen Körper heran. Ihren Kopf legte sie auf seinen Oberarm, ihre Hand auf seine Brust, ihre Gewissenbisse schob sie beiseite. Und als hätte sie damit das Maß der Zumutbarkeit ausgeschöpft, hielt sie ganz still und passte sich Pauls Atemrhythmus an. Das gemeinsame Heben und Senken ihrer Oberkörper, die Wärme und der Geruch seiner Haut versetzten sie in eine Art selige Hochspannung. Genießerisch sog sie Pauls Duftwolke ein. Ein animalischer Cocktail, der sich aus Tabak und Schweiß, Aftershave und dem herben Sherry zusammensetzte. Wie von Geisterhand gelenkt, glitt ihre Hand Zentimeter für Zentimeter an Pauls Körper hinab und verschwand unter dem elastischen Material seiner Unterhose. Ängstlich erregt lauschte sie Pauls Atem, der sich geräuschvoll, aber gleichmäßig fortsetzte. Auf keinen Fall wollte Isolde, dass Paul erwachte. Nichts lag ihr ferner, als Paul einen amourösen Dienst zu erweisen, den sie wohlmöglich mit Zurückweisung bezahlte. Nein, sie wollte mehr. Isolde wollte sich Zugang zu seinem Inneren verschaffen. Sein Gespür für das Mysteriöse sensibilisieren. Ihn verhexen und sich mit ihren intimen Streicheleinheiten in sein Unterbewusstsein schleichen. Auf dem Gipfel seiner Sinneslust sollten sich ihre Konturen vor seinem geistigen Auge verschärfen. Ja, er sollte in ungreifbarer Ferne ihr Gesicht sehen. Vielleicht sogar ihren Namen flüstern – in dem Moment, in dem er abspritzte. Nur so, glaubte Isolde, könne sie Pauls Zuneigung gewinnen, auch wenn es eine verwirrte und nebulöse war. Egal. Isolde hatte keine Zeit mehr, sich der Illusion hinzugeben, noch irgendeine herkömmliche Wahl zu haben. Noch kam sie sich vor wie eine amorphe Schlampe. Aber bald, dachte sie, bald werden sich meine Fragmente zu einem Sinnbild der Lust zusammenfügen. Dann bin ich kein gestaltloses Wesen mehr, sondern eine Liebesgöttin – eine Venus – eine Falle!
Mit diesem Gedankenpoker im Kopf, schloss sie die Augen und dämmerte in trunkener Verzückung vor sich hin, während Pauls Männlichkeit in ihrer Hand zum Leben erwachte. Ein unterdrücktes Stöhnen, das eine aufbäumende Bewegung nach sich zog, riss Isolde aus ihrem Nickerchen. Beinahe zeitgleich, spürte sie einen warmen Schwall in ihrer Hand. Reflexartig ballte sie ihre Hand zur Faust. Isolde lächelte erhaben. Geduldig ließ sie noch ein paar Herzschläge verstreichen, bevor sie einen Blick auf Pauls Gesicht warf, das keinerlei Regung zeigte. Paul schlief tief und fest. Vorsichtig, ohne sich von Pauls schlafendem Antlitz zu lösen, zog sie ihre Hand aus seiner Hose. Ihre Augen blitzten gefräßig. Ihr Lächeln verwandelte sich in ein irres Kichern, als sie ihre Hand öffnete und gierig die erbeutete Männermilch von ihrer Handfläche ableckte.
Isolde
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