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Tote Männer Milch (German Edition)

Tote Männer Milch (German Edition)

Titel: Tote Männer Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Malina
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die weniger betreten als gespenstisch wirkte.
    „Apropos“, durchschnitt Isoldes Stimme das Schweigen und ließ Paul aus seinen Gedanken hochfahren.
    „Du hast vorhin bemerkt, dass es dir lieber gewesen wäre, wenn deine Frau auf eine irgendwie freundlichere Art ums Leben gekommen wäre. Wie kann ich das verstehen?“
    „Das habe ich nicht gesagt! “, brauste Paul auf. „Ich habe gesagt, dass es mir lieber gewesen wäre, wenn sie mir auf freundlichere Art abhandengekommen wäre – das ist ein Unterschied!“
    Isolde entschuldigte sich kleinlaut. Paul nahm einen kräftigen Schluck aus dem Sherryglas und wischte sich schnaufend mit der Hand den Mund ab.
    „Mir wäre es lieber gewesen, sie wäre mit einem anderen Kerl durchgebrannt. Mit einem ihrer Pinsel schwingenden Liebhaber. Ich war ihr nicht genug – verstehst du!“, sagte er nörgelig.
    Isolde verstand nicht, nickte aber trotzdem.
    „Sie war unersättlich! Eine Nymphomanin!“, brummte er abfällig und strafte Isolde mit einem vernichtenden Blick, die den Kopf schüttelte und nun rasch ihr Versehen durch ein zustimmendes Nicken korrigierte. „Glaub mir, sie konnte jeden haben. Sie hat gewusst, wie man aus Männern winselnde Hunde macht.“
    Isolde nickte.
    „Was nickst du? Glaubst du, dass ich auch zu diesen Schlappschwänzen gehöre?“, erboste er sich.
    Isolde hielt es für ratsamer sich aus der ganzen Sache raus zu halten. Denn erstens, hatte sie den Eindruck, dass Paul mehr an einem guten Zuhörer als an einer objektiven Einschätzung lag, und zweitens, spürte sie, dass in seiner tiefen Verbitterung eine leise Bewunderung für seine Frau mitschwang. Ja, dachte Isolde, er war noch stolz auf dieses verfickte Luder, das ihn so schändlich betrogen hatte. In Anbetracht dieser Erkenntnis verkniff sich Isolde weitere Gesten und schwieg. Frei nach dem Motto, dass man Frauen wunderbar Probleme anvertrauen konnte, die man ohne sie nie gehabt hätte.
    „Weißt du“, setzte Paul von neuem an und unterdrückte einen Rülpser. Er versuchte, konzentriert zu wirken, lehnte sich zurück und breitete ungelenk seine Arme über der Couchlehne aus, als wolle er über eine selbstverfasste Studie dozieren. Isolde nahm instinktiv Haltung an. Sie hatte das Gefühl, gut zuhören zu müssen, obwohl ihr nicht entging, dass sich bei Paul die ersten Verblödungserscheinungen des Alkohols bemerkbar machten.
    „Frauen, die finanziell unabhängig sind“, hob er altklug an, “verfügen über ein geradezu rotzfreches Selbstbewusstsein, das sie über ihre Makel erhaben macht. Es beschert ihnen dieses zwanglose, selbstherrliche und frivole Auftreten, das keinerlei Zweifel aufkommen lässt, das zu bekommen, was sie sich vorstellen – nein falsch“, verbesserte er sich, „das zu bekommen, was ihnen zusteht. Jawoll. Und gerade diese Mischung aus übersteigertem Selbstwertgefühl und lüsternen Jagdtrieb verleiht ihnen sexuelle Ausstrahlung, was gleichzusetzen ist mit sexueller Macht!“
    Paul musterte Isolde mit glasigen Augen, verzerrten Lippen und fallenden Lidern.
    „Kannst du mir folgen?“, hakte er bleiern nach.
    Jawoll, Isolde begriff, und fasste gedanklich zusammen: Frau musste gut bei Kasse sein, einen fetten Arsch haben, ein kurzes Kleid tragen, den eigenen Mann als Versager beschimpfen und eine treulose Tomate sein, dann wirkt man unwiderstehlich. Fazit: Männer wollen schlecht behandelt werden. Isolde senkte die Lider und schwieg. Sie maßte sich erst an, zu widersprechen, als Paul dazu überging, das weibliche Geschlecht im Allgemeinen zu verteufeln.
    „Ihr Weiber seid alle gleich“, brabbelte er und winkte mit einer wegwerfenden Handbewegung ab.
    „Ich nicht!“, begehrte sie auf. „Ich nicht…“, wiederholte sie leise und starrte orientierungslos ins Leere. „Ich habe meinen Mann geliebt. Ich habe ihn den Rücken freigehalten, seine Launen ertragen, seine Vorlieben toleriert, ihn in seinem beruflichen Fortkommen bestärkt. Ihn dazu ermutigt sich als Steuerberater selbstständig zu machen. Meine Sparguthaben geopfert, damit wir den Anbau finanzieren konnten, der für seine Praxis vonnöten war. Ich habe für ihn die Werbetrommel geschlagen, habe in seiner Kanzlei mitgearbeitet – ach was – abgerackert habe ich mich für ihn, obwohl ich den Job noch in der Bibliothek hatte. Mit dem Geld habe ich für unseren Lebensunterhalt gesorgt, weil er die ersten zwei Jahre kaum was verdient hat. Ich habe jeden Cent dreimal umgedreht. Mir keinerlei Luxus gegönnt,

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