Tote Männer Milch (German Edition)
nicht“, entgegnete Frau Wagenknecht, wobei ihre Augen Isoldes Gestik folgten.
„Nun ja“, wurde Isolde deutlicher, „sie hat mich mal zum Kaffeekränzchen eingeladen, das sich dann als spiritistisches Gläserrücken entpuppte…“
„Verstehe“, schaltete sich Frisch ein.
Isolde revanchierte sich mit einem ergebenen Nicken.
„Außerdem“, holte Isolde weiter aus, „kann ich nicht nachvollziehen, wie man aus dem Tiefschlaf aufschrecken kann und ein Geräusch – was immer es auch sein mag, richtig identifizieren kann. Ich bin auch schon nachts aufgeschreckt, aber wusste dann nie, was der Auslöser war, Sie verstehen sicher was ich meine.“
„KOK“ Frisch nickte. Isolde lächelte.
„Gut, Frau Brösel, Sie haben nichts gehört, aber vielleicht hat Ihr Mann was gehört?“
„Der hört nichts mehr.“
„Ist er schwerhörig?“
„Ja, nein. Er ist tot – ich bin Witwe“, erwiderte Isolde betrübt und senkte ihre Lider.
„Oh, das wusste ich nicht“, entschuldigte sich die Beamtin und wandte sich wie zur Überleitung an ihren Kollegen.
„Ist Ihnen vielleicht sonst noch etwas aufgefallen?“, klinkte sich Frisch mit betont weicher Stimme in die Vernehmung ein.
„Wenn Sie mich so direkt fragen, Herr Kriminaloberhauptkommissar, also, an dem Tag, an dem Frau Maibach verunglückt ist, da war ich kurz in meinem Garten…“
„Wann und wie lange waren Sie dort“, fiel Frau Wagenknecht ihr ins Wort und ignorierte Isoldes verstimmten Gesichtsausdruck.
„Am späten Nachmittag, so gegen 17 Uhr, und auch nicht sehr lange, vielleicht eine Viertelstunde“, antwortete Isolde patzig.
„Nebenbei gefragt: Ist das hier eigentlich ein Verhör?“
„Nein, bitte erzählen Sie weiter“, ermutigte Frisch.
„Also, wie gesagt“, holte Isolde versöhnlich aus, „ich war zu besagter Zeit in meinem Garten …“
„Zu welcher besagten Zeit?“, stutzte die Beamtin.
„Gegen 17 Uhr, das sagte ich doch bereits. Also hören Sie, meine Gute, wenn Sie mich laufend unterbrechen, dann sage ich überhaupt nichts mehr“, blähte sich Isolde auf.
„Beruhigen Sie sich, Frau Brösel, bitte erzählen Sie weiter, wir werden Sie nicht mehr unterbrechen“, versprach Frisch und schenkte seiner Kollegin einen genervten Blick.
Isolde holte tief Luft. „Ich habe festgestellt, dass in meinem Garten ein Dutzend Rosen geklaut worden sind. Ich hielt das nicht für besonders erwähnenswert, aber es ist eben noch nie vorgekommen, dass sich jemand an meinen Rosen vergriffen hat, und dann ausgerechnet an diesem Tag.“
„War das alles?“, erkundigte sich Frisch.
Isolde zuckte bedauernd mit den Schultern.
„Gut, Frau Brösel, dann möchten wir uns bei Ihnen für Ihre Kooperation bedanken. Falls Ihnen noch etwas einfallen sollte, dann können Sie sich bei uns telefonisch melden.“
Wagenknecht erhob sich und legte eine Visitenkarte auf den Tisch.
„Ist da ihre Telefonnummer auch verzeichnet, Herr Oberkommissar Frisch?“, wollte Isolde wissen.
„Das Gespräch kann an mich weitergeleitet werden“, versicherte der Beamte, während er zielstrebig seiner Kollegin Richtung Ausgang folgte.
„Ach, da fällt mir gerade ein“, lenkte Isolde die Aufmerksamkeit nochmals auf sich.
„Ja?“ Frau Wagenknecht klang ungehalten.
„Bei meinem gestrigen Abendspaziergang ist mir vor der Villa eine fremde Frau aufgefallen. Sie kam hastig, um nicht zu sagen fluchtartig, aus dem Haus gestürmt und ist dann in ein ramponiertes Auto gestiegen und mit quietschenden Reifen davongebraust. Vielleicht sollten Sie mal überprüfen, wer die Frau ist. Ich habe mir zufällig das Kennzeichen des Wagens gemerkt. Wollen Sie es wissen?“
Frisch dachte an seinen Gartenzaun, nickte reserviert und machte sich die Notiz.
Wer zahlt mir eigentlich meine Überstunden, dachte Frisch verstimmt, nachdem er einen Blick auf seine Uhr geworfen hatte. Er startete den Motor des Dienstwagens.
„Komisch“, meldete sich Frau Wagenknecht während der Fahrt zu Wort. „Sie ist Witwe und trägt noch einen Ehering am Finger.“
„Warum nicht“, entgegnete Herr Frisch achselzuckend, „eine liebgewonnene Gewohnheit.“
„Herr Doktor Maibach hat heute Mittag bei unserer Befragung keinen Ehering getragen. Für ihn, so scheint es, ist es keine liebgewonnene Gewohnheit“, stellte die Beamtin fest.
„Was wollen Sie damit sagen?“
„Nichts, war nur so eine Feststellung“, erwiderte sie in betont gelassenem Ton.
„Klingt aber so, als käme Ihnen diese
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