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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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herauszufinden, was mir dieser Traum sagen wollte.
Aber wollte ich das wirklich wissen?
    Glücklicherweise hatte ich an diesem
Morgen nicht viel Zeit, um über meine Träume nachzudenken. Es war schon spät,
und ich wollte im Krankenhaus anrufen, um mich nach Hank zu erkundigen. Dann
mußte ich zur Polizei und die Aussage unterschreiben, die ich am Vorabend in
Gregs Auto gemacht hatte; er hatte gesagt, das Protokoll sei gegen zehn Uhr
fertig. Dann wollte ich meinen Freund, den Privatdetektiv, aufspüren, um zu
erfahren, ob er tatsächlich im Auftrag von Jess Goodhue Nachforschungen über
Jenny Ruhl angestellt hatte.
    So viele Erledigungen, die ich zu
machen hatte. So viele Möglichkeiten, um mich von meiner Sorge um Hank
abzulenken.

21
     
    Bei der Patientenauskunft sagte man
mir, daß Hank immer noch auf der Intensivstation liege und sein Zustand
kritisch, aber stabil sei. Das war ein so dehnbarer Begriff, daß ich nach dem
Anruf auch nicht zuversichtlicher war; dann versuchte ich vergeblich,
Anne-Marie zu erreichen. Niemand bei All Souls wußte mehr als ich. Am Ende
machte ich mich in ziemlich ängstlicher Verfassung auf den Weg zum
Justizpalast. Mein Kopf schmerzte, weil ich zuwenig geschlafen hatte, und ich
zitterte, weil ich zuviel Kaffee getrunken hatte.
    McFate war nicht im Mannschaftsraum,
obwohl sein Jackett — heute waren blaue Nadelstreifen angesagt — auf dem
dämlichen kleinen Ständer neben seinem Schreibtisch hing. Dies, so dachte ich,
konnte man vielleicht als den ersten positiven Umstand des Tages betrachten.
Ich hatte dem Inspektor nichts zu sagen, aber ich war mir sicher, daß er mir
viel zu sagen hatte — vor allem dumme Sprüche über meine Fähigkeiten als
Leibwächter und gewiß kein Lob darüber, daß ich den Heckenschützen dingfest
gemacht hatte.
    Wie versprochen hatte Greg meine
Aussage auf dem Schreibtisch. Ich las sie langsam durch, machte ein paar
Änderungen, zeichnete sie ab und unterschrieb.
    »Jetzt ist alles aufgeklärt. Ich dachte
immer, daß es irgendeine Verbindung zu Hilderly und seinem geänderten Testament
gäbe. Aber da habe ich mich wohl geirrt.«
    Greg kramte in seinen Unterlagen,
runzelte verärgert die Stirn, aber antwortete nicht. Ich stand auf, um zu
gehen.
    »Wart einen Augenblick«, sagte er und
bedeutete mir, die Türe zu schließen.
    Das tat ich, bevor ich mich wieder
setzte.
    »Wie kommst du mit dem Fall Hilderly
weiter?« fragte er.
    »Ich habe alle Erben aufgetrieben, aber
dann wurde einer getötet — das weißt du ja.«
    »Grant.«
    »Richtig. Ich habe McFate gesagt, daß
ich an eine Verbindung zwischen Grants Tod und Hilderlys Testament glaubte. Hat
er dir das nicht erzählt?«
    »Er hat nur gesagt, daß er das nicht
für relevant halte. Offensichtlich befaßt er sich ernsthaft mit einigen von
Grants Klienten.« Greg hielt inne, Wutfalten zeigten sich auf seiner Stirn.
»Erzähl mir, was du über die Verbindung zwischen Hilderly und seinen Erben
herausgefunden hast.«
    Das tat ich, wobei ich auch die
anscheinend unwichtigen Kleinigkeiten erwähnte. Greg machte sich ein paar
Notizen, die er studierte, bevor er etwas sagte.
    »Ich habe da eine interessante
Neuigkeit«, sagte er schließlich. »Die Waffe, die du mir zur Identifizierung
gebracht hast — das Labor hat gestern abend deswegen angerufen. Ein Techniker,
der mir einen Gefallen schuldet, hat Überstunden gemacht, um sie zu
untersuchen. Ich habe eine Überprüfung der Seriennummer angeordnet, und ich
habe jetzt das Ergebnis.«
    »Und?«
    »Die Pistole gehört zu einem Dutzend
Waffen, die im Februar neunundsechzig aus einem Laden in Outer Mission
gestohlen wurden. Vier davon fand man bei den Mitgliedern einer radikalen
Gruppe, die im darauffolgenden August versuchten, das Waffenarsenal von Port
Chicago in die Luft zu jagen: Taylor, Ruhl und Heikkinen. Die fünfte Waffe
wurde einige Monate später bei Ruhls Selbstmord verwendet.«
    Ich atmete tief ein und mit einem
schweren Seufzer aus. »Und Hilderly hatte die sechste. Ich frage mich, ob sie
sie tatsächlich selbst gestohlen haben.«
    »Das können wir unseren Unterlagen
nicht entnehmen.«
    »Ist auch nicht wirklich wichtig. Ich
möchte lieber mehr über den Bombenanschlag und die Verhandlung wissen. Hat das
FBI die Verhaftungen vorgenommen?«
    Greg nickte.
    »Und dann hat die Staatsanwaltschaft
wohl Anklage erhoben. Vermutlich wäre es schneller und einfacher, wenn ich mich
in der Bibliothek umschaue, als wenn ich dich bitte, Informationen auf

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