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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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dem
Dienstweg einzuholen.«
    »Das hat mit deinen Nachforschungen für
die Kanzlei aber eigentlich nichts mehr zu tun, oder?«
    Ich zuckte die Achseln. »Dann bin ich
wenigstens von meiner Sorge um Hank abgelenkt.«
    »Wenn du so entschlossen bist, die
Sache weiterzuverfolgen, dann halt mich bitte auf dem laufenden. McFate hat
wahrscheinlich recht mit seiner Annahme, daß Grant von einem unzufriedenen
Mandanten umgebracht worden ist, aber es paßt mir trotzdem nicht, daß er nicht
alle Spuren verfolgt.«
    »Und wenn er unrecht hat mit der
Annahme, daß diese Spuren irrelevant sind, dann hast du Zündstoff gegen ihn in
der Hand.«
    »So in der Art.«
    »Ich lasse dich jetzt besser
Weiterarbeiten.« Ich stand auf, und Greg begleitete mich bis zur Tür.
»Übrigens«, fügte ich hinzu, »wie hat McFate es denn aufgenommen, daß ich den
Heckenschützen geschnappt habe?«
    »Nicht sehr gut. Er motzte darüber, daß
sich Zivilisten in Angelegenheiten der Polizei mischten — als ob es nicht
gleich ist, wer ihn geschnappt hat. Er schien irgendwie erleichtert zu sein,
daß der Mord an Hilderly aufgeklärt worden ist; vielleicht hat er selbst nicht
recht daran geglaubt, daß das Testament nichts mit Grants Tod zu tun hat. Und
gleich danach hat er sich abgesetzt.« Greg schaute in die Ecke des
Mannschaftsraumes, wo McFates Jackett immer noch auf dem Messingständer hing.
»Offen gestanden geht es mir auf die Nerven, daß er immer wieder verschwindet.«
    »Was glaubst du denn, wo er ist?«
    »Er kann nicht weit sein. Normalerweise
zieht er sein Jackett sogar an, wenn er pinkeln geht.«
    »Also ich mach’ mich aus dem Staub,
bevor er wiederauftaucht.«
    Greg grinste und ging in sein Büro
zurück. Ich fuhr mit dem Aufzug in die Halle hinunter und reihte mich in die
Schlange vor den Telefonzellen ein.
    In der Halle war es laut und voll. Die
Geräusche der Schritte und der Stimmen hallten von den Marmorwänden wider. Uniformierte
Polizisten kamen auf ihrem Weg zu den Aufzügen oder zur südlichen
Polizeistation, die gleich hinter der Wachstation am Eingang liegt, vorbei.
Rechtsanwälte in dunklen Anzügen mit Aktenkoffern in der Hand strebten den
Verhandlungsräumen im östlichen Trakt des Gebäudes zu. Ein ärmlich gekleideter
angetrunkener Mann aß auf einer der Marmorbänke ein belegtes Brot. Die Rollen
der anderen Teilnehmer am Justizgeschehen waren schwieriger zu durchschauen:
War der modisch gekleidete Farbige drüben am Konzessionsstand ein
Drogensüchtiger, ein Zuhälter oder ein Bewährungshelfer? War die Frau in dem
feschen schwarzen Kostüm eine Zeugin der Anklage, oder war sie selbst wegen
Prostitution angeklagt? Ich entdeckte eine Frau mit einem lila
Punkerhaarschnitt, zerschlissenen Jeans und einem schmutzigen T-Shirt und
erkannte sie als eine Drogenfahnderin, die mir Greg einmal vorgestellt hatte.
    Während ich darauf wartete, daß eine
Telefonzelle frei wurde, trat ich von einem Bein auf das andere und erhaschte
Fetzen von Gesprächen.
    »...Liebling, ich sagte doch schon, daß
wir das Geld für die Kaution schon bekommen werden...«
    »...der Fall wird nächsten Donnerstag
weiter verhandelt; Sie müssen meinen Terminkalender ein wenig umstellen...«
    »...Hallo Schatz, ich bin’s. Wenn du
vor mir heimkommst, dann schieb doch den Braten zum Auftauen in die Mikrowelle...«
    »...Bringen wir das noch in die
Morgenausgabe...?«
    Als der Mann mit dem gefrorenen Braten
das Telefon freigab, trat ich in die Zelle und wählte die Nummer der Patientenauskunft
vom San Francisco General Hospital. Hanks Zustand war unverändert. Dann rief
ich bei All Souls an, um zu erfahren, ob Nachrichten für mich da waren: Drei
stammten von Medienleuten — aber keine von Goodhue. Angesichts der Tatsache,
daß sie mich persönlich kannte, war ich erstaunt, daß sie nicht versucht hatte,
mich zu kontaktieren, um von mir einen Exklusivbericht über die Ergreifung des
Heckenschützen für einen KSTS-Reporter zu bekommen. Vielleicht lag der Grund
für ihre Weigerung, mir den Namen des Detektivs zu geben, doch nicht darin, daß
sie zu beschäftigt war? Aber ich konnte mir auch keine andere Ursache
vorstellen.
    Auf die vierte Nachricht hatte ich
gehofft — sie war nämlich vom Wolf. Ich warf noch zwei Münzen in den Schlitz
und rief sein Büro an. Er antwortete beim ersten Läuten.
    »Nun, Sharon«, fragte er, nachdem ich
meinen Namen genannt hatte. »Was gibt es?«
    »Kannst du dich an eine Mandantin
namens Jess Goodhue erinnern? Die

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